welt-Beziehungen mit Hilfe einer einfachen gra phischen Darstellung zu veranschaulichen. Es er schien sinnvoll, die unterschiedlich dimensionier ten Prozeß- und Bestandsgrößen dieses Modells in verschiedenen Ebenen darzustellen. In der „Ebene der materiellen Strukturen" werden die Struktur- und Prozeßdimension des Natur raums und der materiellen Ausprägungen des kulturräumlichen Systems einer kurzen Zeit spanne abgebildet. Die Pfeile 1 und 2 symboli sieren den Energie- und Stoffkreislauf, durch den das geoökologische System „Naturraum" konsti tuiert wird. Die Pfeile 3 imd 4 deuten an, daß jedem Ausschnitt des Naturraums Energie und Material von außen zugeführt wird. Der Natur raum wird nun vom Menschen, der dieses Gebiet zu nutzen beabsichtigt, wahrgenommen und auf seine Nutzungsmöglichkeiten überprüft. Die Perzeption — sie wird in der Abbildung als Fließ größe (Pfeil 5) dargestellt — bezieht sich dabei sowohl auf die räumliche Struktur des Natur raumes (5 a), als auch auf die in ihm ablaufenden Prozesse (5 b). Welche konkreten Aspekte des Naturraumes dabei wahrgenommen werden und wie selektiv die Perzeption ist, wird bereits von den Wertvorstellungen des Perzipienten gesteuert (Pfeil 6). Die von der Wahrnehmtmg bereit gestellte Information über den Naturraum wird ergänzt durch anderweitig verfügbare Informa tionen (8) und ergibt zusammen mit weiteren Wertvorstellungen (7) ein bestimmtes Bild oder „Image" des Naturraumes. Die so gewonnene Vorstellung über den Naturraum karm mm in Beziehimg gesetzt werden (9) mit anderen stand ortrelevanten Informationen (z. B. über Wirt schaftsbeziehungen, Verkehrsverhältnisse, Ar beitsmarktbedingungen, lokale Absatzmärkte etc.) und deren Bewertung (10 und 11). Damit soll betont werden, daß der Naturraum bei jeder Standortentscheidung natürlich nur einen Bewer tungsaspekt unter anderen darstellt. Dieser Ver gleich mit weiteren Bewertungsdimensionen führt schließlich zu einer konkreten nutzungs spezifischen Naturraumbewertung, der nach Maßgabe der wirtschaftlichen Potenz und der Verfügbarkeit des bewerteten Raumausschnittes eine Nutzungsentscheidung folgen kann. Sind diese weiteren Bedingungen erfüllt, daim können die getroffenen Entscheidungen in der Hand lungsebene realisiert werden (12). Dazu ist es notwendig, Arbeit und Kapital einzusetzen (13), wobei es — etwa durch den Besitztitelerwerb oder durch den Kauf von Baumaterialien — zu einem Kapitaltransfer kommt (14). Nun erst werden durch planmäßige Zufuhr und Entnahme von Material und Energie (15, 16, 17) materielle kulturräumliche Strukturen aufgebaut (z. B. Er richtung von Gebäuden, landwirtschaftliche Be arbeitung etc.), die ihrerseits mit dem umgeben den Naturraum durch einen direkten Stoff- und Energiekreislauf (18, 19) verbunden sind (zum Beispiel Wasserentnahme, Entsorgung, Verwer tung organischer Substanz etc.). Es muß beachtet werden, daß natürlich auch auf der Ebene der Wertestrukturen Prozesse ablaufen, die eine zeit liche Veränderung der Wertesysteme bewirken. Neben wirtschaftlich-sozialen und kulturell-ideo logischen Leitmotiven (vgl. F. Zwittkovits, 1965; P. VJeichhart, 1975, S. 87) werden auch ange borene Verhaltensweisen wie „Revierabgrenzung", Verteidigung der Intimsphäre oder Suche nach Sozialkontakten die gegebenen Werte systeme und Werthierarchien beeinflussen (20, 21). Das vorgestellte einfache Modell beinhaltet aller dings einige sehr restriktive Annahmen. So wird zum Beispiel die Tatsache nicht berücksichtigt, daß in weiten Bereichen der Erde Bewertungs prozesse der beschriebenen Art nicht auf unbe einflußte Naturräume abzielen, sondern auf anthropogen bereits weitgehend umgestaltete und veränderte Räume, die durch mannigfache mate rielle Kulturausprägungen überlagert sind. Ein weiteres Defizit des Modells ist darin zu sehen, daß die Naturraumbewertung gleichsam als „black box" dargestellt wird. Dadurch bleibt un berücksichtigt, daß hier verschiedene Entscheidungs- und Bewertungsinstanzen wirksam wer den. Darüber wird im folgenden noch zu spre chen sein. Will man nun versuchen, das beschriebene Mo dell auf das Nutzungsziel „Besiedlung" anzu wenden, dann ist zunächst zu klären, welche Nutzungsanforderungen durch dieses Ziel an den
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