OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

Gesteine und Landformen als Marksteine aus der Erdgeschichte des Innviertels Von Hermann Kohl Das Innviertel, Einheit und Vielfalt Das österreidiisdie Innviertel, Inbegriff eines alten, angesehenen Bauernlandes, hat im Laufe der Geschichte als Grenzraum zwischen dem österreichischen und dem bayerischen Machtbe reich diesen Charakter bis heute noch recht gut bewahren können. Das soll nicht heißen, daß sich nicht auch in diesem Landesteil die lokalen Zentren, die gleichzeitig die Schwerpimkte der drei das Innviertel ausmachenden politischen Be zirke Braunau a. Inn, Ried i. Innkreis und Schär ding darstellen, zum Teil sogar recht stürmisch in Richtxmg anderer Wirtschaftszweige entwickelt hätten. Damit wird vor allem im Zusammen hang mit dem beschleunigten Ausbau der Ver kehrswege, dem das natürliche Relief dieses Rau mes sehr entgegenkommt, das Innviertel enger xmd stärker mit seinen Nachbarn verbunden; es wird darxüt auch mit all seiner landschaftlichen Mannigfaltigkeit dem Nichtinnviertler bekannter und liebenswerter. Diese zunehmende Einbindimg in den annähernd West-Ost durchziehenden Femverkehr ist durch den allgemeinen Verlauf des Alpenvorlandes zwi schen dem verkehrsabweisenden Granithochland im Norden und den Alpen im Süden vorgezeich net. In der früheren Landesgeschichte, als noch die geistlichen Städte Salzburg und Passau zu gleich machtpolitische und wirtschaftliche Zen tren waren, spielte sich ein reger Verkehr und Handel auf den Rüssen Salzach und Inn ab, wo für die prächtigen Ortsbilder an der Salzach und am Inn Zeugnis geben. Damit ist auch die zweite Verkehrsachse, die zwar heute gegenüber der anderen zurücktritt, in der Natur vorgezeichnet; wenn auch heute diese Flüsse nicht mehr schiff bar sind, so bietet das breite Inntal mit seinen ebenen Terrassen geradezu ideale Voraussetzun gen für den Landverkehr. Der Name Innviertel bringt die geographische Bezogenheit dieses Landstreifens zum Inn und die historisch bedingte Einheit bestens ziun Aus druck. Es dacht sich zum Inn und seinem Zufluß Salzach ab und wird, mit der kleinen Ausnahme des nördlichen Sauwaldes, auch dorthin entwäs sert. Die politische Grenzziehung im einzelnen folgt gegen das Aschachgebiet und das Einzugs gebiet der Traun zum Bezirk Vöcklabruck nicht Mit 6 Abbildungen, 2 Textbildern und 1 Tabelle. immer genau der Wasserscheide. Ein gewisser Widerspruch in der Gesamtabdachung ergibt sich insoferne, als der donaimächste Teil, der Sau wald, im Haugstein bei Engelhartszell mit 895 m die höchste Erhebung des Innviertels darstellt, und das, obwohl es mit dem Tannberg (785 m) unweit Mattsee, der geologisch den Alpenrand markiert, gewissermaßen noch an den sonst über all höheren Alpen Anteil hat. Kehrt es mit dem Anstieg vom Inn bis zur höchsten Erhebung des Alpenvorlandes, dem auf Innviertier Seite nicht ganz 800 m erreichenden Bergland des Haus ruck und Kobernaußerwaldes zwar dem übrigen Oberösterreich den Rücken, so öffnet es sich in der breiten Pforte zwischen diesem und dem Sauwald dem oberösterreichischen Zentralraum. Der bekannte Innviertier Heimatforscher Eduard Kriechbaum hat diesen breiten Durchgang sehr treffend als „Innviertier Tor" bezeichnet (1944). Die natürlichen Verbindungen aus dem oberen Irmviertel weisen mit dem Mattigtal noch zum Teil zur Vöckla-Ager-Pforte, im übrigen aber schon eher zum salzburgischen Beckenraum, was ja in mancher Hinsicht in den engen Beziehun gen des Bezirkes Braunau zu Salzburg zum Ausdruck kommt. Weitaus der Großteil des Innviertels liegt im Großraum des hier noch breiten Alpenvorlandes, das aber weder in seiner Entstehung noch in sei nen landschaftlichen Erscheinungen eine Einheit darstellt. An die engere Flußlandschaft am Inn mit seinen zur Schärdinger Enge heranführenden eiszeitlichen Schotterterrassen schließt das un regelmäßige, von tertiären Meeresablagerimgen aufgebaute Schlierhügelland an, das von den jungtertiären Schotterhöhen und -rücken des Kobernaußerwaldes und des Hausruck gekrönt wird. Im oberen Innviertel beherrschen westlich der Mattig die von den gewaltigen eiszeitlichen Gletschern geprägten Landformen das Bild. Sicli mehrfach mit dem Vorland verzahnend, steigt mit einer ausgeprägten Geländestufe im äußersten Norden der Sauwald empor, der einen über die Donau vorspringenden Ausläufer des Granit- und Gneishochlandes, des viel größeren Böhmischen Massivs, darstellt. Er läßt sich in einen mehr plateauförmigen, 500 m nur wenig überschreitenden Bereich mit Schotterdecken und

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