zum zuständigen Vermarktungszentrum ge nannt. Wie die Beispiele verdeutlidien, sind beide Betraditungsdimensionen sowohl bei physisdigeographischen als audi bei anthropogeographischen Untersuchimgen von Bedeutung^. Alle im folgenden Abschnitt zu besprechenden Aspekte der Gesellschaft-Umwelt-Auseinander setzung sind — wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß — sowohl in der topologischen als auch in der chorologischen Dimension wirksam. Der wirtschaftende Mensch stellt an den Natur raum eine Reihe von Anforderungen, die sich nach der Art des Nutzungszwedces unterschei den. Anders formuliert kann man auch sagen, daß der Naturraum je nach seiner Eignung zur Erfüllung gesellschaftlicher Nutzungsansprüche unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten oder Nutzungspotentiale anbietet. Bei der Beanspru chung oder Inwertsetzung dieser Nutzungs potentiale werden fvmktionale Beziehungen zwi schen Naturraum und dem jeweils nutzenden Teil der Gesellschaft hergestellt. Die funktiona len Beziehungen äußern sich darin, daß durch menschliche Aktivitäten zwischen Teilen der Ge sellschaft beziehungsweise deren räumlich-mate riellen Manifestationsformen und Teilbereichen des Naturraumes ein Stoff- und Energieaustausch stattfindet. Es ist zu bedenken, daß Naturraum potentiale nicht in jedem Falle genutzt werden müssen. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt be stehenden Nutzungsansprüche sind abhängig vom Entwicklungsstand der jeweiligen Gesell schaft, vom Erschließungsgrad des Naturraumes und vor allem von den jeweils wirksamen kulturspeziiischen Verhaltens- und Wirtschaftssyste men, welche die Grundlage der Bewertung von Nutzungsmöglichkeiten darstellen. Es ist leicht einzusehen, daß die Inwertsetzung von Natur raumpotentialen auch vom gegebenen Stand der Technologie abhängt. Der Naturraum selbst ist ebenfalls keine konstante Größe; er verändert sich mit naturgesetzlicher Notwendigkeit in der Zeit. Das eben in sehr knapper Form beschriebene Modell der Gesellschaft-Umwelt-Beziehungen beinhaltet bereits mehrere der oben apostro phierten neueren methodologischen Konzeptio nen der Geographie. In zunehmendem Maße wird versucht, die Beziehungen zwischen Gesell schaft und Umwelt durch systemtheoretisdie Modelle zu beschreiben und mit Hilfe system theoretischer Methoden zu analysieren. Als be sonders fruchtbar hat sich dabei der Gedanke erwiesen, das aus der Biologie entlehnte Öko systemmodell durch die Einbeziehung von Infor mationskreisläufen zu ergänzen (vgl. z. B. D. R. Stoddart, 1965; E. Cook, 1971; W. B. Kemp, 1971; H. T. Odum, 1971; R. A. Rappaport, 1971; R. J. Chorley and B. A. Kennedy, 1971; K. Hewitt and F. K. Hare, 1973; J. C. Dickinson, 1974; P. Weichhart, 1975). Das Öko systemmodell ist tmter anderem deshalb von Bedeutung, weil mit seiner Hilfe aus der Unzahl möglicher Informationen über Gesellschaft und Naturraum jene Gesichtspunkte ausgewählt wer den können, die für eine Erfassung der Wechsel beziehungen bedeutsam sind. Einen ähnlichen Vorteil bietet das Konzept der Naturraumpoten tiale, das in jüngster Zeit in mehreren praxis orientierten Arbeiten Anwendimg gefunden hat (vgl. z. B. E. Neef, 1966 und 1969; K.-D. Jäger und K. Hrahowski, 1976; J. Maier, 1977; S. M. Chrobok et al., 1976). Lange Zeit lag anthropogeographischen Unter suchungen das aus den Wirtschaftswissenschaf ten übernommene Modell des „homo oeconomicus" zugrunde. Mit fortschreitender Erkenntnis wurde diese Vorstellung, die den Menschen als ein streng zweckrational handelndes, vollständig informiertes und profitorientiertes Wesen an sieht, als nicht zutreffend erkannt und ersetzt durch den wesentlich wirklichkeitnäheren Ansatz des sogenannten „satisfizer-Konzepts". In die sem Modell wird der Mensch als nicht unbedingt profitoptimierendes, unzulänglich informiertes Wesen angesehen, dessen wirtschaftliche Ent scheidungen wesentlich von keineswegs immer sehr rational begründeten individuellen, gruppen- oder kulturspezifischen Wertvorstellungen beeinflußt werden (vgl. D. Höllhuher, 1977). Eng mit dem satisfizer-Konzept verknüpft sind die überaus fruchtbaren Vorstellungen der ver haltenswissenschaftlich orientierten Geographie * Die geosphärische Dimension braudit in unserem Zu sammenhang nidit näher besprodien zu werden.
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