feste Verbindung gebracht. Holznägel aus Hannicheln (Stämmchen junger Tannen oder Fichten) stellen eine weitgehende Festigkeit des ganzen Bundwerkes her. Man schuf diese Gerüste aber nicht nur dauer haft, sondern man legte auch auf deren Schön heit großen Wert. Die lange Arbeitspause des Winters diente wohl dazu, ein möglichst kunst reiches Gerippe herzustellen. So schuf man breite Bänder sogenannter Andreaskreuze oder Mal zeichen, die ziunal imter den Dachbalken und Pfetten in der Art eines gitterförmigen Frieses (Bandes) sichtbar werden. Über den großen Sta deltoren brachte man allerlei Schnitzereien an. In der Regel die Anfangsbuchstaben oder den ganzen Namen des Besitzers — nicht selten aber auch allerlei Zierat u. a. vorchristliche und christ liche Sinnbilder. Das alles wurde in mühsamer Kleinarbeit aus Holz geschnitzt. Aber man gab sich mit dieser Schnitzarbeit nicht zufrieden. Wie man an den großen Stadeltoren allerlei Male reien anbrachte, ebenso färbelte man auch die Namen, die Sinnbilder und die Zierformen in bunten Tönen. Dieses farbenfrohe Bundwerk bedeutet neben den gedrechselten Säulen an den offenen Gängen (Schroten) und den in großer Mannigfaltigkeit geschnitzten Hirnbrettern auf den Pfetten das kimstreichste Gebilde am Bauernhofe des Oberen Innviertels. Diese Sta delkörper haben wiederholt mehr als eine Tenne mit großen Einfahrtstoren. Der Innenraum ist nach Art einer mehrschiffigen Halle gegliedert und wird vielfach von einem steileren Stroh dache eingedeckt. Zumal bei größeren Bauern höfen wirken diese Bundwerkstadel überaus stattlich. Sie überragen vielfach sogar das Wohn haus und sind das beherrschende Glied im Ver bände des ganzen Vierseithofes. Ehe man die gemauerten Pferde- und Kuhställe mit Gewöl ben zwischen eisernen Traversen überspannte, fanden böhmische Kappen da und dort Ver wendung. Im allgemeinen schenkte man aber doch dem Wohngebäude, dem Hause, die größte Aufmerk samkeit. Dieses Gebäude ist allerorts im Erd geschosse durchgängig. Die eigentliche Haupt türe führt vom Hofe in das Haus. Im ganzen ist die Hofseite die betonte Seite des Gebäudes. Sie schaut vielfach nach dem Süden, bekommt also das meiste Licht. Auch die Stube liegt immer auf der Hofseite, so daß man von ihr aus das ganze Treiben am Hofe überblicken kann. Man betritt sie vom Vorhause, das den Namen Haus oder Fletz führt. Die Stube hat noch da tmd dort massige Hölzer als Träger der Decke. Vorchrist liche und christliche Sinnbilder finden hier in der Form von Kerbschnitzereien oder Malereien Verwendung. Eine in die Wand eingefügte Bank umschließt meist an zwei Seiten die Stube. Ein großer Kachelofen nimmt die Stubenecke auf der Vorderhausseite ein, während auf der Hof seite schräg gegenüber dem Ofen der Herrgotts winkel über einem wuchtigen Eck- oder Rund tische liegt. Diese Ecknische birgt in der Regel die Schnitzfigur des Gekreuzigten. Zu beiden Seiten findet man noch ab und zu alte Hinter glasmalereibilder, die einmal herumziehenden Sandler Malern (Sandl im hintersten Mühlvier tel) abgekauft worden sind. Neben Stücken und Bildern einer guten ländlichen Kunst finden wir im Herrgottswinkel gar nicht selten allerlei wert lose Öldrucke, Gipsfiguren oder anderen Kitsch. An die Stube schließt in der Regel die Küche an. Die Winkel um Stubenofen und Küchenherd sind immer gemauert, auch dann, wenn das übrige Haus, zumal die Kammern auf der ande ren Vorhausseite, noch gezimmerte Holzbauten sind. Zu der Zweiheit: Stubenofen und Küchen herd gesellt sich in der Regel der Backofen. Er ist manchmal mit dem Küchenherde verbunden, nicht selten aber in einer eigenen kleinen Kam mer aufgestellt. Später wurde er aber in der Regel aus feuerpolizeilichen Gründen aus dem Hause hinaus verlegt und in einem kleinen ge mauerten Häuschen, das oftmals eine Obstdörre beherbergt, untergebracht. Auch der Wasch kessel, den man vielfach als Sechtelofen be zeichnet, wanderte aus der Küche in dieses Back häusel. Das Obergeschoß des Wohnhauses ist noch sehr häufig als Holzblockbau gezimmert. In ihm sind die Schlafstube der Bauersleute, fer ner das sogenannte bessere Stübel, nicht selten auch der Schüttboden für das Getreide unter gebracht. Auf der Hofseite führt die Türe im ersten Stock auf einen Gang, den man als Schrot bezeichnet. Dieser Schrot steht ab und zu noch
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