OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

fruchtbaren Äckern besetzt. Näher dem Gebirge zu werden die Böden dürftiger, die Niederschläge häufiger, das Wiesenland breitet sich immer mehr aus. Die Viehzucht drängt den Ackerbau in den Hintergrund. Der Gegensatz zwischen dem Überwiegen des Ackerbaues und der Vorherrschaft der Vieh zucht, das man dort „Körndlbauerntum", hier als „Hörndlbauerntum" bezeichnet, bekommt seinen sinnfälligen Ausdruck in den zwei Bauernhof formen. — Im fruchtbaren Donauland steht der Innviertier Vierseithof, am Fuße der Alpen da gegen herrscht das Salzhurger Einhaus vor. Man könnte auch weiterschauend von der nieder bayrischen Hofform des Vierseiters und vom oberbayrischen Einhause sprechen. Wie es nun weder in der Naturlandschaft noch in der Kulturlandschaft linienförmig ausgebil dete Grenzen gibt, ähnlich sind die Verhältnisse bei den Bauernhoftypen. Während man noch vor einigen Jahrzehnten in der Wissenschaft darauf ausging, Typen von Bauernhausformen zu konstruieren und ihre Grenzen kartographisch genau festzulegen, schlägt man heute vielfach andere Wege ein. Man beachtet vor allem Übergangsformen, man verfolgt gerade das Auftreten von Zwischen gliedern und bringt diese mit den allmählich verlaufenden Änderungen in den Wirtschafts weisen in Beziehung. Weiterhin gibt man sich nicht zufrieden, das bäuerliche Anwesen im vor hinein gleich als eine Ganzheit ins Auge zu fas sen und nur Grundrisse und vielleicht auch Auf risse zu studieren, sondern man beobachtet die Hauswand, bzw. ihr Gefüge für sich, man wen det dem Dache nach seinem Gerüste und seiner Bedeckung (Dachhaut) ein besonderes Augen merk zu, man fahndet nach den verschieden artigen Beziehxmgen zwischen Wandgestaltung und Dachformung und man geht den mannig faltigen Formen der Heizanlagen nach, spielen doch gerade die Feuerstätten eine wichtige Rolle bei der Inneneinteilimg des Bauernhauses. Die rein morphologische Schilderung des Bauern hofes verliert sich leicht in Äußerlichkeiten. Brin gen wir aber Haus und Nebengebäude, Wand, Dach tmd Heizanlagen in Verknüpfimg mit ihren Zwecken, mit den Wirtschaftsweisen, denen sie zu dienen haben, dann wird das ganze bäuer liche Gehöft auch wieder ein sinnvoller Organis mus. Kein Glied steht für sich da, überall lassen sich Wechselbeziehungen und Zusammenhänge nachweisen. Die Gliederung in einzelne Teile gleicht der Aufteilung nach Organen in der Bio logie. Über die Einzelschilderung darf aber doch das Gesamtbild nie vergessen werden. DER INNVIERTLER VIERSEITHOF Beim Iimviertler Vierseithof umstehen in seiner voll ausgeprägten und typischen Form vier Ge bäude einen beinahe quadratischen Hof (Text bild 1). Dieser nahm bis in die jüngste Zeit auch den großen Düngerhaufen imd die Jauchengrube auf. Diese Ablagerungsstätten des natürlichen Düngers sind heute vielfach aus dem Hofe hin ausgewandert und liegen an der Außenseite der Stallungen. Die vier Baulichkeiten des Gehöftes hatten ein mal ihre bestimmten Namen: das Haus (Wohn haus), der Kuhstall, der Stadel (Scheune) imd der Kasten (Speicher). Jedes dieser Gebäude steht immer noch für sich. Das Haus beherbergte in der Vergangenheit mit Vorliebe auch den Pferde- bzw. Ochsenstall. Da diese Zugtiere auch die wertvollsten Helfer des Bauern waren, wollte man sie in möglichst geringer Entfermmg haben. An die beiden Seiten des Hauses schlössen höl zerne, später gemauerte Torbögen an. Sie ver banden das Wohngebäude auf der einen Seite mit dem Kuhstalle, auf der anderen mit dem „Kasten" (Speicher). Diese beiden Wirtschafts gebäude erfuhren schon vor längerer Zeit eine verschiedenartige Veränderung. Beim Kuhstall erwies sich das Gefüge der Wand aus Holz pfosten als unzulänglich. Die Stickstoffverbindungen des Düngers wirkten zerstörend auf die Holzwände und so fand der Stein- bzw. Back steinbau hier sehr bald seine Verwendung beim Umbau von Stallungen. Aus den gleichen Grün den verlegte man auch den Pferdestall aus dem Wohnhause und brachte ihn neben dem Kuh stalle unter. Ab und zu kam der Raum für die Pferde auch im Erdgeschosse des ehemaligen Kastens zu liegen. Diesem Kasten (Speicher) widerfuhren verschiedene Schicksale. Er wurde entweder in den Stadel (Scheune) gebracht und dort in verkleinerter Form als das sogenannte

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