OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

als „Minderbelasteter" (von 1938 bis 1945 war er ehrenamtlicher Gauheimatpfleger von Ober donau) — eine Loyalitätserklärung, die jedoch den Adressaten nicht mehr zeitgerecht erreicht haben dürfte. Darin mag der Grund liegen, daß seine beiden Beiträge zu Band XXX der österrei chischen Kunsttopographie schließlich nicht publi ziert wurden. Am 30. Juni 1947 setzt Dagobert Frey Eduard Kriechbaum brieflich davon in Kenntnis: „Sie wissen, wie sehr ich mich bemühte, den Ab druck Ihrer beiden Einleitungen für die Braun auer Kunsttopographie zu ermöglichen. Trotz allen Versuchen war es mir leider nicht mög lich, vom Unterrichts Ministerium eine Zustim mung hiefür zu erhalten, da man immer einer Entscheidung auswich®." Mittlerweile hatte aber Eduard Kriechbaum von den zuständigen Stellen beim Amt der oö. Landesregierimg die Erlaubnis erhalten, wieder zu publizieren. Dieser Umstand dürfte am Minoritenplatz jedoch nicht bekannt gewesen sein. Dagobert Frey schlägt vor, „ ... die beiden Einleitungen verschmolzen und vielleicht auch noch wissenschaftlich vertieft und ausgebaut in einem der nächsten Jahrgänge des Jahrbuches^® ... oder in einer oberösterreichi schen Zeitschrift zu veröffentlichen"", was im folgenden nach nunmehr 31 Jahren geschehen kann, und zwar im Originaltext. Das war jedoch nur durch das Interesse und das Entgegenkommen des Vorstandes des In stitutes für österreichische Kunstforschung in Wien, Frau Dozent Dr. Eva Frodl-Kraft, mög lich, an die sich der Verfasser nach eingehenden Recherchen gewandt hatte und welche die schwie rige Suche in den weitläufigen Aktendepots des Bundesdenkmalamtes veranlaßte. Nach dreizehn Tagen schon finden sich die ge suchten Manuskripte, in Form von durch Eduard Kriechbaum korrigierten Druckfahnen, sowie der dazugehörige Akt^-. Dessen wesentlicher Inhalt wurde bereits oben wiedergegeben. Am 4. Oktober erteilt Eva Frodl-Kraft die Ge nehmigung zum Abdruck^®. Sie schreibt u. a.: „Persönlich freue ich mich, daß diese wertvollen Arbeiten, deren Veröffentlichimg szt. politische Gründe verhindert haben, nun doch noch einem größeren Kreis zugänglich gemacht werden können^^." Der Zeitpunkt der Veröffentlichung mag in zwei facher Hinsicht bedeutsam sein. Zum einen jährt sich 1978 zum zwanzigsten Male der To destag Eduard Kriechbaums, zum anderen ist das vorliegende Heft der Oberösterreichischen Heimatblätter thematisch auf das kommende Ge denkjahr „200 Jahre Innviertel bei Oberöster reich" ausgerichtet. Bauernhof und Bauernhaus Man kommt zwar nie über Sinnbildhaftes hin aus, wenn man Hausformen mit Charaktereigen schaften deutscher Stämme vergleicht. Dennoch ist es eine dankenswerte Aufgabe, den Wechsel beziehungen zwischen dem Wesen einer Men schengruppe und dem Gepräge ihrer Behausun gen nachzuforschen. Das Innviertel ist ein ausgesprochen kernbajuwarisches Gebiet. Zumal im Oberen Irmviertel ist ein Zuzug anderer Stämme, wie etwa der Franken in Bayern und der Sudetendeutschen in Österreich, von viel geringerer Bedeutung als in den angrenzenden Ländern und Gauen. Der Altbaier wurzelt mit seiner ganzen Wesenhaftigkeit fest im Boden, in der Landschaft seiner Heimat. Er ist ein ausgesprochen konser vativ-statischer Mensch, dem die grüblerische Tiefsinnigkeit des Schwaben und die starke Be weglichkeit des Franken fehlt. Das Bäuerliche ist beim Oberinnviertier scharf ausgeprägt. Er bleibt bei den Anschauungen seiner Ahnen, er lehnt jede Neuerung oft sogar mit Leidenschaft ab, ihm ist städtisches Wesen in jeder Prägung aus " Aktenzahl des Institutes für österreichische Kunst forschung: Inst/180—47. " Gemeint ist das Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte. Wie Anm. 9. — Siehe auch: Frey, Dagobert: Vorwort. In: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Braunau. S. VII. Schreiben des Institutes für österreichische Kunst forschung des Bundesdenkmalamtes an den Verfasser: ZI. 7616/KI/77 V. 2. 9. 1977. Schreiben des Institutes für österreichische Kunst forschung des Bundesdenkmalamtes an Dr. Dietmar Assmann: ZI. 8699/KI/77 V. 4. 10.1977. " Wie Anm. 13.

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