Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck den Ent schluß faßte, es zum Landesobjekt des Jahres der Denkmalpflege (1975) zu ernennen und für eine entsprechende Restaurierung und Verwendung Sorge zu tragen. Als Kulturreferent fand er auch sogleich eine zeitgemäße Widmung: Zell sollte musisches Bildungszentrum werden. Ein musi sches Bildungszentrum bedeutet Raum für die Pflege der Musik, des Gesanges, der Sprache und des dichterischen Wortes und für alle Sparten des bildnerischen Gestaltens vom einfachen Zeichnen und Malen, Schneiden und Schnitzen bis zur pla stischen Formgebung. Und diesen Raum gibt es vom Konzept des Programmes und von der An lage des Hauses her zur Genüge. Das Schloß, ein vierstöckiger langgestreckter Bau von Franz de Cuvillies aus den Jahren 1760 bis 1774, enthält zu ebener Erde drei komplett ein gerichtete Werkstätten für Metall- und Holz bearbeitung, für Keramik und Gips, einen Speisesaal für rund 70 Personen, einen Fernseh oder Unterhaltungsraum und eine Bibliothek für Gespräche im kleinen Kreis, einen großen Saal (über 300 m®), der für Ausstellungen vorzüglich geeignet ist und durch den Hof und die Park anlagen an der Ost- und Südseite des Schlosses noch vorteilhaft ergänzt werden kann. Dazu kommt in den nächsten Jahren noch der Ausbau der Vorwerke, der mit der Einrichtung eines mo dernen Fotolabors für die Lehrerfortbildung be ginnen wird. Über eine breite Eichenstiege in dem durch drei Stockwerke gehenden freskierten Treppenhaus erlangt man den ersten Stock, in dem sich der Rittersaal befindet — ein zvvei Stockwerke hoher hofseitig gelegener Raum mit Architekturmalerei und wunderschönen Fresken von Johann Christian Wink aus Passau, die eine Verherrlichung des Landlebens darstellen und ihre Vorbilder in den bayerischen Königsschlös sern haben. Der Saal eignet sich ganz besonders für Musik- und barocke Theateraufführungen und für alle festlichen Anlässe. Er ist an drei Seiten von fünf Lehrsälen bzw. Seminarräumen und einem Tonstudio, wie es sonst noch kaum in einem Bildungshaus zu finden ist, umgeben. Im dritten Geschoß und im ausgebauten Dach geschoß sind Schlafräume mit 60 Betten unter gebracht, und zwar in Ein-, Zwei- und Dreibett zimmern, von denen jedes mit Dusche ausgestat tet ist. Für sportliche und gymnastische Übungen stehen ein Sportplatz und ein Turnsaal zur Be nützung bereit, für Theatergruppen gibt es eine kleine einfache Bühne im Turnsaal und eine kleine Freilichtanlage im Park. Da es in Ober österreich bereits einige Bildungshäuser und drei Bildungszentren gibt, war es notwendig, das Programm des neuen Hauses zu profilieren, was durch die anzusprechenden Zielgruppen gesche hen ist und wird. Das Pädagogische Institut will einen Großteil seiner Lehrerfortbildung nach Zell an der Pram verlegen, der Bund der Kunst- und Werkerzie her Österreichs hat sich bereits mit Seminaren vormerken lassen, das Landesmusikschulwerk will für seine Lehrer und Schüler Studien- und Intensivseminare in Zell an der Pram veranstal ten. Die großen musischen Gruppen, wie der Salzburgisch-oberösterreichische Sängerbund, der Arbeitersängerbund und andere Gruppen wollen sich für Chorleiterschulungen des Schlosses be dienen. Der Blasmusikverband verlegt seine Jungmusikerausbildung und -fortbildung für die angrenzenden Bezirke nach Zell an der Pram, und so manch andere kulturelle Organisation hat ebenfalls bereits ihr Interesse bekundet. So wird z. B. das Musische Heim Mauterndorf schon im Jahre 1979 mit seinen Sommerseminaren zur Gänze nach Zell übersiedeln. Was zwischendurch noch an freien Wochen oder Tagen bleibt, soll durch Gastseminare und Kurse und durch musi sche Freizeitkurse des Oö. Volksbildungswerkes, wie sie in den anderen Bildungszentren laufen, ausgefüllt werden. Die festliche Eröff^nung des Landesbildungszen trums Schloß Zell an der Pram wird am 14. Jän ner 1979 vollzogen. Diese Feier bildet auch den Auftakt zu den Veranstaltungen des Innviertier Jubiläumsj ahres. Am selben Tag wird die Landesausstellung des Lebenswerkes von Ludwig Kasper, eines gebür tigen Gurtners, eröffnet, die bis Anfang Juni dauert. Vom 16. Juni bis 4. September wird eine ostbayerisch-innviertlerische Bauernmöbelaus stellung des Oö. Volksbildungswerkes und des
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