Die Bildungszentren des Innviertels Vor zehn Jahren wurde beim Internationalen Se minar „Dokumentation des soziokulturellen Strukturwandels", bei dem unter anderem ganz deutlich ein Bedarf an Beratung für sinnvolle Freizeitgestaltung festgestellt worden war, der Entschluß gefaßt, diesem Mangel von selten der Erwachsenenbildung abzuhelfen und Zentren einzurichten, die allen Menschen die Möglichkeit bieten sollen, sich Anregungen für eine passende Freizeitbeschäftigung zur Entfaltung ihrer schöp ferischen Kräfte holen zu können. Speziell die Menschen an der Lebenswende zur nachberufli chen Freizeit sollten sich neue Lebensinhalte handwerklicher und musischer Art zulegen kön nen. Um die Gefahr der Überforderung durch zusätzliche Belastung zu vermeiden, konzen trierte man die entsprechenden Kurse auf Wo chenenden. Durch die Unterbringung am Kursort soll der Erholungseffekt solcher Kurse gestei gert und ein tieferes Gemeinschaftserlebnis er zielt werden, das den Teilnehmern ein gründ liches Abschalten und Sich-Aussprechen mit Gleichgesinnten ermöglicht. Das Chorherrenstift Reichersberg bot sich hiefür als ganz besonders geeignet an, und Prälat Odulf Danecker und Rentmeister Roman Foissner stell ten ihr Haus, die Wichtigkeit der neuen Auf gabe sofort erkennend, diesem Zweck zur Ver fügung. Das Renaissance-Barockstift erfüllt alle Wünsche, und seine stilvollen weitläufigen An lagen mit ihrer heimeligen Atmosphäre sind ganz besonders gut geeignet, den Menschen das Ge fühl der Geborgenheit zu geben, ohne sie ein zuschränken oder zu beengen. Es ist eine Insel des Friedens, der Ruhe und Kultur, und wird von den Besuchern auch als solche gesucht und emp funden. Die vielen neuen und komfortabel ein gerichteten Unterkunftsräume (13 Einbett-, 12 Zweibett-, 6 Dreibettzimmer), ein großer gemüt licher Aufenthaltsraum mit einer von den Teil nehmern der Kerbschnitzkurse aus Dankbarkeit und Freude geschnitzten Kassettendecke und die fürsorgliche, stets humorvolle und gute Betreu ung der Gäste durch die Stiftsherren tragen we sentlich dazu bei, daß sich die Besucher wie zu Hause fühlen. Alle diese Räume sind in den gro ßen Arkadenflügeln untergebracht. Den rücksei tigen Abschluß des Hofes bildet die Prälatur, in deren Parterreräumen die Küche, der Speisesaal (Wappensaal) und eine zeitgenössische Galerie untergebracht sind. Außerdem geht man von hier in die Kirche und in die ständige Kunstgalerie mit Werken der Gotik und des Barocks (Kreuz gang). Der Besuch dieser Räumlichkeiten, ver bunden mit einer Kunstführung, und der Besuch der Konzerte ist bei fast allen Kursen zur wech selseitigen Erhellung der Künste und als Ergän zung zum Kulturangebot vorgesehen. Im ersten Stock der Prälatur befindet sich ein moderner Kapellenraum, der auch für Meditatio nen und Gemeinschafts-Gottesdienste benützt werden kann. Außerdem steht dem Bildungszen trum im wenige Minuten entfernten Meierhof eine Keramikwerkstätte mit zwei Räumen für 20 Personen und einem kleinen Abstellraum zur Verfügung. Miteinbezogen können auch die dem Stift anliegenden Erholungsräume werden — drei Parkanlagen: der Herrengarten mit Sitzbänken, ein botanischer Garten und ein Steingarten. Das Bildungszentrum Stift Reichersberg kann also bald auf eine zehnjährige Tätigkeit zurück blicken. Wie gut das Kursangebot und das Haus angenommen werden, beweisen die stetig stei genden Teilnehmerzahlen: 1975 kamen 1297, 1976 waren es 1979,1977 bereits 2426. In seinem Bemühen, das zeitgenössische Kunst schaffen zu fördern, veranstaltet das Stift neben seinem in Fachkreisen sehr geschätzten Musik sommer ständig Ausstellungen zeitgenössischer bildender Künstler und ungefähr jedes zweite Jahr eine hauseigene Kursdokumentation. Heuer wurden „Arbeiten in Holz" ausgestellt: Kerb- und Flachschnitzereien, Einlegearbeiten, Brandmale reien, Vergoldungen und Krippen, die von 9470 Besuchern gesehen wurde. Vom 11. November bis 20. Dezember 1978 wird eine bayerisch-innviertlerische Krippenausstellung gezeigt, die zu gleich den Auftakt für das Innviertier Jubiläums jahr bildet (vgl. die entsprechenden Beiträge in diesem Heft). Im Jahr 1979 selbst wird eine Keramikschau mit bayerisch-innviertlerischen Künstlern und einer eigenen Kursdokumentation vom 25. Mai bis 4. August geboten. ♦ Für das spätbarock-klassizistische Schloß Zell an der Pram war es ein gesegneter Tag, als Herr
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