OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

Außer dem Museum in Linz und Kremsmünster existierte in Oberösterreich keine Sammlung von solcher Vielfältigkeit wie in Otterbach. Bei Über nahme des Gutskomplexes durch das Land Ober österreich im Jahr 1912 war ein Bestand von rund 70.000 Exponaten vorhanden. Das Mu seumsgebäude wurde in der NS-Zeit für die Er richtung einer Landdienstführerschule in An spruch genommen. Von den Sammlungen ge langten einzelne Stücke in das Heimathaus Schär ding und in die Lehrmittelsammlung der Land wirtschaftsschule, der Großteil ist aber in den Wirren des Krieges und der Nachkriegszeit verkommen^®. Der Gutsbesitzer: Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1887 trat Georg Wieninger jun. die Besitznachfolge an. Sein besonderes Augenmerk legte der junge Ökonom auf die Rinderzucht, ins besondere auf die Verbreitung der im Jahre 1874 von seinem Vater eingeführten Simmentaler Rasse. Die Kühe erbrachten bereits Leistun gen bis zu 3400 Liter Jahresmilch. Aber auch die Pferdezucht wurde betrieben mit drei bis vier Stuten und die Schweinezucht mit 30 Sauen und bis zu 200 Masttieren. Der Rinderbestand betrug 50 bis 60 Tiere. Eine Geflügelhaltung mit 80 Hen nen, eine Bienenzucht mit 15 bis 20 Stöcken und eine Forellenzucht im Otterbach sowie eine Perlmuschelzucht rundeten den Betrieb ab. Der Personalstand betrug 15 männliche und sieben weibliche Dienstboten^®. Entgegen der Gepflo genheit in der Gegend nahm der Gutsherr seine Mahlzeiten am gleichen Tisch mit dem Gesinde ein®®. Daß der Gutsbetrieb Otterbach jederzeit für eine umfangreiche Versuchs- und Forschungs tätigkeit auf dem Gebiet des Pflanzenbaues und der Tierzucht sowie der Landtechnik zur Verfü gung stand, darf nicht unerwähnt bleiben®^. Georg Wieninger kaufte in Paraguay einen land wirtschaftlichen Großbetrieb, welchen er durch einen Verwandten bewirtschaften ließ. Durch Untreue dieses Mannes kam er in finanzielle Schwierigkeiten, die zum Verlust dieses Besitzes führten. Als Folgewirkung — wohl in Verbin dung mit anderen Ursachen — kam es dann im Jahr 1912 zum Verkauf des Schul- und Guts betriebes Otterbach an das Land Oberösterreich. Der Gründer: Zur Förderung der Rinderzucht gründete Wieninger nach deutschem Muster im Jahr 1894 den Simmentaler Rinderzuchtverband, welcher alle 78 bestehenden Zuchtstationen er faßte und sich bis 1910 auf 432 Zuchtstationen ausdehnen konnte. In Otterbach fanden im Win ter wöchentlich und im Sommer allmonatlich Tierzuchtvorträge statt®®. 1890 erfolgte die Gründung der „Bauernhoch schule" in Otterbach nach dänischem Muster®®. Im Jahr 1900 erfolgte durch Wieninger mit Hilfe des Ackerbauministeriums die Gründung der landw. chemischen Versuchsstation, für welche er sowohl die Lokalitäten als auch sein eigenes chemisches Laboratorium zur Verfügung gestellt hat®^. Ebenfalls 1900 wurde die Butterverwer tungsgenossenschaft und Butterzentrale Schärding gegründet, worauf 1902 die ersten genos senschaftlichen Molkereien folgten, die rasch auf 26 angewachsen sind. Der daraus hervorgegan gene Schärdinger Molkereiverband zählt heute zu den bedeutendsten molkereiwirtschaftlichen Einrichtungen in Europa®®. Der Geflügelhof Ot terbach wurde 1903 errichtet mit Fallnestkon trolle sowie künstlicher Brut und Aufzucht. Im Jahr 1906 folgte die Gründung einer Honigver wertungsgenossenschaft. Alle diese von Georg Über das leider nidct mehr bestehende Museum konnte ich Hinweise aus der Beschreibung „Das Landgut Otterbach" von Prof. Dipl.-Ing. Stäudelmayr, Schärding, von 1966 bis 1976 Direktor der Landwirt schaftsschule Otterbach, entnehmen. Aber auch Stu dienrat Prof. Dipl.-Ing. Leopold Ammerstorfer, Kats dorf, Fachlehrer in Otterbach von 1921 bis 1924, Hof rat Dipl.-Ing. Dr. Rauscher, Direktor von Otterbach von 1951 bis 1966, sowie Herrn Hans Plötzeneder, Attnang-Puchheim, der von 1936 bis 1938 in Otterbach studierte, berichteten mir aus ihrer Sicht über Um fang und Bedeutung des Museums Otterbach. Diesen Herren sowie Dipl.-Ing. Karl Baschant, Schärding, sei für ihr Entgegenkommen Dank gesagt. Stäudelmayr, Das Landgut Otterbach. Keimelmayr, Georg Wieninger, S. 720. " Egon Burggasser, Festschrift zum 50jährigen Bestand der Landw.-chemisdien Bundesversuchsanstalt, Linz 1949. Hauser, siehe Anm. 27. " Ebenda. Burggasser, siehe Anm. 31. " Erhard Bobersky, Festschrift zum 50jährigen Bestand des Schärdinger Molkereiverbandes, 1950.

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