OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

viertler Schecken mit einer Jahresleistung von 1200 bis 1300 Liter Milch eine Leistung von über 2000 Liter erbrachten^®. Daß Felix Wieninger neben dem Ausbau von Ot terbach zu einer Beispielswirtschaft auch erwach senenbildnerisch tätig war, ergibt sich aus dem Protokoll über die Generalversammlung der Landwirtschaftsgesellschaft vom 6. Mai 1909. Damals wurde der Beschluß gefaßt, eine land wirtschaftliche Frauenschule zur Heranbildung von HausWirtschaftslehrerinnen in Verbindung mit einer bäuerlichen Haushaltungsschule zu er richten. Als Standort für die geplante Schule wurde Otterbach gewählt, weil es bereits einen bekannten Namen erlangt hat, da dort seit 1845 landwirtschaftliche Kurse und Tagungen abge halten worden waren®®. 2. Georg Wieninger (1832—1887) hat das Gut Otterbach im Jahr 1857 von seinem Vater über nommen und bis 1887 bewirtschaftet. Er war bereits 1861 Mitglied eines Komitees, das dem Oberösterreichischen Landtag Vorschläge zwecks Errichtung einer Ackerbauschule zu machen hatte®^. Diese Schule wurde am 2. Jänner 1865 im Schloß Irnharting eröffnet. Sie wurde dann nach Gut Freiling in Oftering verlegt und fand 1875 am Ritzlhof eine dauernde Stätte®®. Im Jahr 1876 wurde Georg Wieninger in den Zen tralausschuß der Landwirtschaftsgesellschaft ge wählt®®. Schon um 1870 entwickelte der Bezirks verein Schärding der Gesellschaft unter seiner Patronanz eine rege Tätigkeit. Die Zusammen künfte erfolgten regelmäßig auf dem Gute Otter bach und wurden stets mit einer Besichtigung und Vorführung neuer Ackergeräte und land wirtschaftlicher Maschinen sowie einem Gang durch die Stallungen eröffnet. Im Rahmen der Versammlung am 23. August 1873 führte Georg Wieninger den zahlreich versammelten Landwir ten zwei Zuchtstiere der „Wiesbacher-Race" vor. Bezeichnend ist sein Hinweis: „Lust und Liebe für solche Thiere war bei deri anwesenden Landwirthen kundbar, und immer mehr wird auf die Viehzucht ihr Augenmerk gerichtet werden." Durch Import von Simmentaler Rindern aus der Schweiz und Süddeutschland wurde damals der Grundstein für die Weltgeltung unserer Fleckviehzucht gelegt®^. Georg Wieninger war ohne Zweifel erfahren im Umgang mit seinen Standeskollegen. Er hat bei seinen Veranstaltungen die Verlosung von Prei sen eingeführt. Als Preise gab es Jungtiere sowie land- und hauswirtschaftliche Geräte, für die von der Landwirtschaftsgesellschaft finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt worden sind, nachdem diese Verlosungen von allen Bezirksvereinen übernommen wurden. Später beteiligte sich auch der Landeskulturrat an der Finanzierung von Verlosungsgegenständen®®. Georg Wieninger hat das Gut durch Grundzukäufe erweitert. Zu- imd Umbauten durch geführt und eine neue Scheune errichtet. 1872 wurde eine Fischzucht eingerichtet und in der Folge der Rinderbestand auf die SimmentalerZucht umgestellt®®. Im Jahr 1878 wurde anstelle der Dreifelderwirtschaft eine achtfelderige Fruchtwechselfolge mit Luzernebau im Außen schlag begonnen, wodurch besonders die Futter grundlage für das eingeführte wertvolle Zucht vieh eine entsprechende Verbesserung erfuhr. Bereits 1887 bekam Otterbach einen Telephon anschluß. Als im gleichen Jahr der weit über die Grenzen seines Heimatbezirkes hinaus als Pio nier des bäuerlichen Fortschrittes bekannte Guts besitzer starb, hat er seinem gleichnamigen Sohn lücht nur eine Musterwirtschaft hinterlassen, sondern auch für eine gediegene und umfassende Ausbildung desselben vorgesorgt. 3. Regierungsrat Ing. Georg Wieninger (1859 bis 1925). Ausbildung; Nach Absolvierung der Volksschule in Schärding studierte er von 1871 bis 1874 am Staatsgymnasium in Linz. Nach Ab legung einer Prüfung in der französischen Spra che konnte er sein Studium an der KreisrealAlfred Hoffmann, Viehwirtschaft und Tierzucht, in: Bauernland Oberösterreich, S. 320 f. Waltfried Zöhrer, Das landwirtschaftliche Schulwesen in Oberösterreich, in: Bauernland Oberösterreich, S. 707. Pömer, Die Adcerbau- und Landwirtschaftsgesell schaften, S. 635. Zöhrer, Das landwirtschaftliche Schulwesen, S. 704. Pömer, Die Adcerbau- u. Landwirtschaftsgesellschaf ten, S. 633. Stampfl, Beratung und Fortbildung, S. 681. Ebenda, S. 681 f. Stäudelmayr, Das Landgut Otterbach.

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