OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

genossensdiaften der Landwirte geschaffen. Es kam bald zu einer Rivalität mit der Landwirtschaftsgesellschaft, besonders wegen der Zuteilung der öffentlichen Mittel für die Förderung der Landeskultur. Die Bauern zogen die Mitgliedsdiaft beim Landeskulturrat vor, welcher bald große Breitenwirkung erreicht hat'^; 1932 wurde der Landeskulturrat in die Landwirtsdiaftskammer für Oberösterreidi als öffentlidi-reditlidre Körperschaft über geführt'^. Die vorstehende Zeittafel bedarf noch einer Er gänzung durch den Hinweis, daß im Jahr 1848 im Reichstag auf Antrag von Hans Kudlich mit Ge setz vom 6. 9. 1848 das Untertänigkeitsverhält nis der Bauern aufgehoben worden ist. Damit aber auch die schutzobrigkeitlichen Verpflichtun gen der geistlichen und weltlichen Grimdherrschaften, wie Katastrophenhilfe bei Brand unglück und Seuchenfällen, Saatguthilfe bei Miß ernten tmd Versorgung bei Krankheit xmd ande rer Not. Im benachbarten Bayern wurde die Leib eigenschaft im Jahr 1805 aufgehoben und das Untertänigkeitsverhältnis ebenfalls im Jahr 1848. Die Bauernbefreiung bradite nicht nur und nicht für alle Beteiligten eine wirtschaftliche Besserstellimg. Gar manche konnten mit der gewon nenen Freiheit nichts anfangen, weil sie zu sehr an die ordnende Hand des Pflegers gewohnt waren. Aber auch die sehr geringe Schulbildung erwies sich nun als Mangel. Wie aus den Pfarrmatriken dieser Zeit ersichtlich ist, gab es noch sehr viele „Kreuzlschreiber"^^. Daher dachte man bereits 1859 an die Einführung von Win terabendschulen als Fortsetzung der Volksschule und 1868 hat sich das k. k. Ackerbauministeriiun die Einführimg eines landwirtschaftlichen Fort bildungsunterrichtes sehr angelegen sein las sen^®. Im Jahr 1874 wird von einem Oberlehrer Wenger aus Hall bei Kremsmünster berichtet, der bereits drei Jahre einen landwirtschaftlichen Fortbildungsunterricht führte, wobei die Teilneh merzahl von 12 auf über 50 gestiegen ist. Er lobte die Aufmerksamkeit der Teilnehmer, von denen keiner unter 17 Jahre alt sein darf, „weil Jüngere die Älteren" verscheuchen würden. Es wurde da neben den Elementarfächern beson ders Naturlehre und Naturgeschichte gelehrt, weil die jungen Leute die landwirtschaftlichen Fertigkeiten ohnedies daheim erlernen'®. Die Innviertier waren offenbar besonders bil dungsfreudig, denn einem Bericht über das Schuljahr 1880/81 ist zu entnehmen, daß von 74 Fortbildungskursen mit 941 Teilnehmern und 3646 Unterrichtsstunden in ganz Oberösterreich 47 Kurse mit 569 Teilnehmern und 2387 Unter richtsstunden im Innviertel gehalten worden sind'^. Wir haben es hier mit den Anfängen einer offiziellen Erwachsenenbildung zu tun, de ren Umfang und Erfolg vom Einsatz einzelner Lehrerpersönlichkeiten abhängig war. Es gab nur wenig geeignete Lehrbehelfe und die Entschädi gung für die aufgewendete Zeit und Mühewal tung war gering. Die Bedeutung der Fach- und Fortbildung im ländlichen Raum wurde auch von außerschuli schen Kreisen erkannt. Besonders die Organe der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft für Oberöster reich haben sich schon frühzeitig dafür eingesetzt und sie ideell und materiell gefördert. Damit kommt die Familie Wieninger aus Otterbach bei Schärding ins Blickfeld, von der drei Generatio nen in und mit der Landwirtschaftsgesellschaft große Leistungen als ländliche Erwachsenenbild ner erbracht haben. 1. Felix Wieninger (1788—1857), der im Jahr 1833 das Landgut Otterbach von Jakob und Ma ria Stadeiberger käuflich erworben hat. Er arron dierte Grundstücke und das Wegenetz, wodurch auch eine Entwässerung und Trockenlegung er möglicht worden ist'®. Wohnhaus, Ställe und Scheune wurden neu erbaut und später ein Was serwerk zum Betrieb einer Haus- und Knochen mühle. Mit letzterer wurden anfallende Tierknochen zu wertvollem Phosphordünger verarbeitet. 1839 wurden Pinzgauer Rinder eingestellt, wel che gegenüber den in der Gegend üblichen InnPömer, Die Adcerbau- und Landwirtschaftsgesellsdiaften, S. 641. 'ä Ebenda, S. 662. " Pfarrchronik von Pfarrkirchen, S. 274 (Kreuzlsdireiber nannte man des Schreibens unkundige Leute, welche anstelle einer Unterschrift + + + malten, zu welchen der anwesende Schriftführer den Namen dazuschrieb). Viktor Stampfl, Beratung und Fortbildung, in: Bauern land Oberösterreich, S. 686. Ebenda, S. 687. " Ebenda. Stäudelmayr, Das Landgut Otterbach.

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