OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

die beim Tanzen schwanken, um sich beim Musi zieren anpassen zu können, wodurch eventuelle Auseinandersetzungen vermieden werden. Die Höhe der Kanzel ermöglichte es auch, die Zahlenden besser überwachen zu können, was bei dem spärlichen Licht — eine oder mehrere kleine Petroleumlampen — von großem Vorteil war. Wenn „Halbab", also die Hälfte des Zechen tanzes vorbei ist, wurde nämlich von den Musi kern früher auf dem Tanzboden das Tanzgeld kassiert, was heute durch den Eintrittspreis gere gelt ist. Versuchten Tänzer sich vor dem Zahlen zu drücken, sah man sie leichter und konnte sie zur Bezahlung heranholen. Bis zum Jahre 1960 wurden teilweise solche Landlerbänke bzw. Landlerkanzeln noch benutzt. Sie mußten der gegenwärtigen Musik weichen, weil die Instrumente, insbesondere das Schlag zeug, zu viel Platz einnehmen. Ob Anton Bruckner, der um Geld zu verdienen, auch Volksmusik gespielt hat, auch auf einer Landlerbank spielte, ist nicht mehr nachweisbar, aber durchaus anzimehmen. Manche Volkswei sen, die er dabei gespielt hatte, baute er kunst voll in einige seiner Kompositionen ein. DIE MUSIK DES INNVIERTLER LANDLERS Alle im Notenanhang angeführten Beispiele sind für die Zither geschrieben. Da alle Saiten der Zither nach der Quintstimmung aufgezogen sind, kann bei geschlossener Akkordbegleitung keine Septim, sondern nur Dur gespielt werden. Bei geteilter Begleitung wird aber Septim gespielt. Um den allgemeinen melodischen Aufbau des Landlers besser zu erklären, führe ich einzelne Beispiele an: 1. Allgemeiner Landler im Vs-Takt in C-Dur: Grundakkord (I) Tonika, Dominante (V) G-Septim. 2. Besonderer Landler mit Jodlermelodien im VsTakt in C-Dur: Grundakkord (I) Tonika, Domi nante (V) G-Septim und Subdominante (IV) in F-Dur. 3. Auch Jodlermelodie im Vs-Takt in C-Dur: Grundakkord (I) Tonika, Dominante (V) G-Septim und Subdominante (IV) in f-Moll. Die meisten im Notenanhang angeführten Land lerweisen sind nach zwei Rhythmen geschrieben: die alten Landlerweisen im V4-Takt und zur Ge genüberstellung die jetzige Schreibweise nach der üblichen Spielart im Vs-Takt. Ich würde allen Lesern empfehlen, die Notenbei spiele nicht nur zu studieren, sondern auch zu spielen, um den rhythmusmäßigen Unterschied genauer kennenzulernen. 1. Notenbeispiel: „Das Brautlied"® Heiratet ein Zechkamerad, dann scheidet er aus der Zeche. Neben der Hochzeit und ihren For malitäten sei das Brautlied erwähnt. Dieses Lied wird nach dem Brautstehlen in jenem Gasthaus, in dem die gestohlene Braut gefunden wurde, ge sungen. 1. Am Abend vor der Hochzelt steht im Kämmerlein die Braut, Sie hat ein Kränzchen in den Händen, das sie wehmutsvoll ansdiaut. Diese Zierde hat sie getragen, selbst nodi im verflossenen Jahr, Als sie damals bei einer Hochzeit, selbst nodi Kranzljungfrau war. Drum singt sie, weil sie morgen selbst schon Gattin werden soll, „Lebwohl du schöne Zierde, einer Jungfrau lebe wohl". 2. Wie schön sind doch am Ehrentag, die Tränen einer Braut, Wenn der geliebte Bräutigam in ihre Augen freundlich schaut. Beide schwimmen noch in Tränen und der süße Rosenduft, Als sie der Priester vorm Altare zum Verband der Ehe ruft. Sie reichen sich die Hände und schwören ewig treu, „Ein Ringlein an dem Finger soll auch stets Erinnerung sein". 3. O Ehepaar betrachte, doch die eheliche Pflicht, Weil es in diesem Stande, gar soviele Beschwerden gibt. Traget alles Kreuz und Leiden und was Gott noch schicken wird. Mit Geduld, tut nicht verzagen, bis euch Gott zu Grabe ruft. Wir wünschen euch viel Glück und Segen, zu eurem Bestehn, „Brautpaar denket, an die Ehe, ihr werdet Weib und Mann". ' Aufgeschrieben vom Landwirt Josef Bauer in Steinberg, Gmde. Rainbach b. Schärding.

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