OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

In München wurde einmal bei einer Musiktagung auch der „Innviertier Landler" behandelt und ge sagt^, daß man ihn nicht niederschreiben könne, weil die Musiker so spielen müssen, wie die Tän zer tanzen. Bei weiteren Ermittlungen hieß es, „wir — die Zeche — bezahlen den Tanz und ihr habt so zu spielen, wie wir tanzen". Dazu noch die vorhandenen einfachen Urlandler-Melodien, die, wie erwähnt, in der Geheimschrift verfaßt sind, lassen noch einen anderen Weg offen, der auf die Entstehimg des Landlers hinweist. Es be steht die Möglichkeit, daß einmal ein seinerzeiti ger Kulturträger (dies waren und sind auch heute noch stets die Lehrer auf dem Lande) sagte, wir wollen einen eigenen Landler haben. Dieser un bekannte Kulturträger lud wahrscheinlich einen Landlergeiger zu sich, zu dem er sagte: „Ich tanze dir einen Landler vor und du spielst danach, wie ich tanze." Die Landlerweisen, die eine geheime Schreibweise haben, und die Tanzfiguren wurden als weitere Unterlagen für diesen Tanz nieder geschrieben. Da er wegen seiner Besonderheit gut ausgefallen ist, wird er sich schnell verbreitet haben. Tondichter, die sich mit dem Landler be faßten, waren auch Vergeiner, Zöhrer, Schnophagen, Guppenberger, Reuter und Neuhofer. Nach der Art der Ausführung des Landlers und nach dem- was man alles über ihn erzählt, be stünde ohne weiteres die Möglichkeit, daß er im Gebiet des Sauwaldes entstanden sein dürfte. Leider wird man den Mann, der seine Idee des Landlers ausführte, und den genauen Ort, wo der Landler entstanden ist, nicht mehr ausfor schen können. DIE LANDLERBANK Die Landlerbank wird auch „Spuileut- oder Landlerkanzl" genannt. Dies dürfte mit ihrer Bauart zusammenhängen. Diese Landlerbänke waren nur in Oberösterreich südlich der Donau einge führt. Nördlich der Donau, im Mühlviertel, gab es die Landlerbrücke. Im Innviertel waren die Bänke bei jedem vierten oder fünften Gasthaus vorhanden, und zwar meist dort, wo große, geräumige Tanzsäle (Tanzböden) vorhanden wa ren. Es gab drei Arten von Landlerbänken: 1. Die einfache Art (siehe Abbildung 2); 2. eine solche in doppelter Ausfertigung, die meist in einer Raumecke im rechten Winkel eingebaut war, und 3. die eigentliche Kanzel, die ein geschlossenes Möbelstück darstellt. Die in Abb. 2 zu sehende Landlerbank hat eine Höhe von 1,35 m und eine Breite von 1,57 m. Das Sitzbrett (erhöht) ist in einer Höhe von 0,90 Meter eingebaut. Die Sitzanordnung der Musikanten, von links begonnen, war: 1. Beim Landler spielen: a) Hauptgeiger (Prim), b) „Zuwögeiger" (Sekund), c) Cello- oder Baßgeiger. Der Baßgeiger saß wegen Platzmangels nicht mehr auf der Landlerbank, sondern neben ihr auf einem Sessel. Die Geiger waren in der Regel auch Flügelhornisten. 2. Beim Spielen des Triowalzers: a) Vorgeigerb) Flügelhornist (Prim), c) „Zuwöblaser" (Sekund), und d) der Baßbläser, der ebenfalls neben der Landlerbank auf einem Sessel saß. Der Triowalzer ist im Anhang als Notenbeispiel Nr. 4 angeführt. Eine zweite Landlerbank, die eigentlich nach ihrer Bauart eine Kanzel darstellt, wird als Spuileutoder Landlerkanzel bezeichnet. Eine solche ist noch beim Gastwirt Johann Schwarz vulgo Unter wirt in Lambrechten Nr. 35 im Dachboden auf bewahrt. Sie ist als ganzes Möbelstück gebaut, hat eine Höhe von 1,50 m, eine Breite von 2,12 m und eine Tiefe von 0,95 m. Die Sitzbank ist er höht in 0,95 m eingebaut. Der Aufbau, die Vor derwand, hat eine Verzierung und ist oben mit einem schrägstehenden Notenpult versehen. Man kann sie von links xmd rechts über eine Stufe betreten. In der Kanzel saßen alle Musikanten beim Spielen. Die Sitzreihe der Spieler dürfte örtlich verschieden gewesen sein. Die Vorteile der Kanzel waren, daß die Spielleute vor dem großen Rummel der Tanzenden abge schlossen waren und die Tänzer besser beobach ten konnten. Dies insbesondere bei jenen Zechen, ' Mitgeteilt 1973 von Konsulent Franz Pointecker.

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