OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

Akkordeon. Man spricht nicht mehr vom Vorgei ger, sondern vom Zwischenspieler. Während die ses Zwischenspieles wird im Kreis gegangen und in manchen Orten auch gesungen. Das Vorgeigen und der Triowalzer wiederholten sich dreimal. Jedes Tonstück hat einen ®/4-Takt. Die Vorgeigermelodie hat 16 und der Triowalzer 32 Takte. Die Triowalzer wurden mit zwei Flü gelhörnern und einer Tuba gespielt. Nicht selten hört man Strauß- und Lanner-Melodien als Trio walzer. Ob diese Melodien von Komponisten aus dem Volke stammen oder ob sie von Strauß oder Lanner komponiert wurden, läßt sich kaum nach weisen. Zu 3) Der Boarische ist ein allgemeiner Volks tanz, der im V4-Takt gespielt wird, den jeder kennt. Zu 4) Der G'strichene (Streichwalzer), der von den anwesenden Musikanten, einer provisorisch zusammengestellten Streichkapelle, gespielt wurde, wurde so wie der English-Waltz und der Tango um das Jahr 1930 auf dem Lande einge führt. Die üblichen Streichwalzer waren „Uber den Wellen", „Schneewalzer" und weitere aus Triowalzer zusammengesetzte Potpourrien. Nur über Verlangen wurde ein Streichwalzer ge spielt. Er galt als Ersatz für Vorgeigermelodie und Triowalzer sowie Boarischen. Die Reihen folge dieser Tänze, außer dem Landler, ist örtlich verschieden. DER INNVIERTLER LANDLER UND SEINE TAKTEINHEIT Der Innviertier Landler besteht seit etwa 1790. Dieses Alter dürfte annähernd stimmen, weil ich in meiner Landlersammlung Weisen aus dem Jahre 1807 habe. Er kann möglicherweise auch älter sein. Bei allen Landlern wurde immer der ®/4-Takt geschrieben, obwohl er allgemein als gerade Taktart — zweischlägig — zum Tanze ge spielt und auch danach getanzt wurde. Früher wurde beim Geigenspielen — Landlergeigen — als Begleitung keine Baßgeige verwendet, sondern mit den Füßen taktgetreten, was ebenfalls die Zweischlägigkeit bestätigt. Es hieß auch, die Landlerweisen wären nicht vollständig niederge schrieben und seien nur Gedächtnishilfen für den Volksmusiker, der sie beim Aufspielen ergänzt habe. Alle in meiner Landlersammlung aufliegen den adhttaktigen Weisen sind vollständig nieder geschrieben und nicht ergänzungsbedürftig. Aber sie wurden zum Teil von guten Musikern beim Aufspielen durch Beifügen von Noten melodisch verschönert. Der Notenwert der Weisen wurde nach dem Gefühl des Musikers gespielt. Man erzählt auch, die alten Landlerbücher seien in einer Art Geheimschrift geschrieben. Ihre Entziffenmg dürfte mir gelungen sein. Siehe Land lerbeispiele im Anhang. Dieser Landler wurde immer und wird noch: im Vs-Takt gespielt, obwohl er stets im V4-Takt nie dergeschrieben ist. In der alten Schreibweise gab es an Notenwerten fast nur Halbe-, Viertel- und Achtelnoten. Nach meiner wertmäßigen Umschreibung gibt es jetzt Halbe-, Viertel-, Achtel- und Sechzehntelnoten sowie Triolen und punktierte Viertel-Quartolen. Die im Vs-Takt angeführten zwei punktierten Viertel, die mit der Baßgeige oder mit der Tuba gespielt wurden oder noch werden (das soge nannte langgezogene „Mmm" — „Daa"), bilden die Grundlage des Begleitsystems beim Irmviert1er Landler. Allgemein hat man die Bezeichnung hiefür: „zweischlägig", „zwoaschrittig" und „zwoastampftö". Der verstorbene Schmiedemeister und langjährige Kapellmeister Leopold Deschberger aus Geiers berg Nr. 15, der mit dem V4-Takt nicht einver standen gewesen war, schrieb am 21. 9. 1921 zwei Landlerweisen im V4-Takt — da er auch Zitherspieler war — für die Zither nieder. Er ver suchte die Einteilimg des Notenwertes für den V4-Takt zu schreiben, was ihm aber nicht gelang. Wahrscheinlich befaßte er sich mit dieser Materie wegen beruflicher Arbeit und Mehrarbeit als Kapellmeister lücht mehr. Jene Leute, die ein geschlossenes Instrument (Melodie und Begleitung zusammen) spielen, ha ben mehr Gefühl für den Innviertier Lanciler. Einen Flügelhornisten gefragt, wie er sich beim Blasen mit dem Zusammenspiel der Tuba zu recht finde, gab kurz zur Antwort: „Ich weiß, daß ich bei meinen Landlermelodien die 1. und 5. Note kräftiger spielen muß, (Gemeint ist das gut betonte 1. Achtel und das 5. punktierte Achtel.) Der Baßgeiger oder der Baßbläser interessieren mich nicht, die wissen es selbst, wie sie spielen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2