Der Innviertier Landler Von Anton Bauer Mit 2 Abbildungen und 12 Notenbeispielen Im allgemeinen wurde schon viel über die Länd ler und Schuhplattler mit ihren verschiedenen Tanzfiguren, Spring- und Werbetänzen gespro chen. Diese Tänze sind oft nach der Beweglichkeit der Leute in den verschiedenen ländlichen Gebie ten ausgerichtet. Über Volkstänze an sich wurde auch schon viel geschrieben^; mein Bericht behan delt vor allem den eigenartigen Rhythmus des „Innviertier Landlers". Die Schwierigkeiten bei der Notierung bewegten schon lange die Gemü ter der Innviertler. Der als Volks- und Tanzmu sik bekannte Landler basiert auf einem sehr eigenwilligen Rhythmus, welcher der Nieder schrift und damit auch der Verbreitung im Druck große Hindernisse entgegenbringt. Anfragen aus meinem Bekanntenkreis, falsch geschriebene „Inn viertler Landler" (im Vi-Takt), verschiedene Pu blikationen zu diesem Thema, die Tatsache, daß die alten Landlergeiger immer weniger werden imd die Jugend diesen Landler kaum mehr riditig kennt, dazu mein Idealismus um die Erhaltung und Verbreittmg des „Innviertler Landlers" veranlaßten mich, diesen Beitrag zu verfassen. Außerdem heißt es manchmal, daß man ihn gar nicht niederschreiben könne, weil die Musiker so spielen müßten, wie die Tänzer ihn gerade tan zen. Auch sagt man gelegentlich, daß er wechseltaktig sei und zwischen V4- und ®/4-Takt schwanke. Meine Arbeit begann mit der Niederschrift des „Innviertler Landlers", wie ich ihn spielen lernte und auch heute noch spiele. Ich lernte ihn wie so viele meiner Vorgänger ohne Noten. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg gab es einige Zechen im Innviertel, die sagten: „Wir bezahlen den Tanz und ihr habt so zu spielen, wie wir tanzen." Aus Angst, daß diese bestimmten Ze chen bei einem eventuellen Nichtspielen hand greiflich geworden wären, fügten sich die Musi ker, weil zu jener Zeit das Geld schwer zu ver dienen war. Das „wir bezahlen" bezog sich nicht auf die Geschwindigkeit des Tanzes im allgemei nen, sondern auf das schnellere und langsamere Tanzen innerhalb des Landlers selbst. Da mußten die Musikanten manchmals wirklich den Tänzern auf die Füße schauen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Auch wurde, wie erwähnt, vom Taktwechsel gesprochen, den es aber nicht gibt. Allerdings ist ein Schwanken vorhanden. das von den Tänzern, der Musik, aber auch von dem jeweiligen Landler abhängen kann. Hat ein Landler schwere Figuren, dann besteht auch die Möglichkeit, daß die Tänzer wegen Mangels an Übung den Tanz nicht beherrschen, was eben falls zu Schwankungen führen kann. Bei meiner Zeche „Hauzing I", auch „Die großen Hauzinger" genannt, gab es zwischen der Musik und der Zeche nie Differenzen. Erfreulicherweise ist zu sehen, daß diese speziellen Landler, „Zödl" oder „Eicht" genannt, in ihrer Art weitergepflegt und noch getanzt werden. Als im Jahre 1974 durch den österreichischen Rundfunk, Studio Oberösterreich, der Aufruf für den Musikantentag des Bezirkes Linz ausge strahlt wurde, meldete ich mich mit meinen zwei Kindern zum öffentlichen Musizieren. Die Auf nahme fand am 30. Juni 1974 in der Stadthalle in Enns statt. Neben mehreren ausgewählten Musikstücken spielte ich mit meinen Kindern zum ersten Male den von mir ausgearbeiteten „Innviertler Landler" im ®/8-Takt. Wir spielten unter dem Gruppennamen „Bauertrio"®. ALLGEMEINES ÜBER DIE ZECHE Die Zeche® ist eine kleine Gemeinschaft, die in der Regel aus 15 bis 20 Mann besteht. Diese Männer dürfen nicht verheiratet sein. Ihr Ober haupt ist der Zechenmeister, der ein älterer und gewandter Zechkamerad ist. Er wird aus den Rei hen der Kameraden gewählt. Diese Gemeinschaft unterliegt aber nicht den Vereinsbestimmungen. Einen Sitz der Zeche gibt es nicht; als solchen könnte man den Wohnsitz des Zechmeisters be zeichnen. Der Name der Zeche kommt in der Regel von einem Ort. Die Zechkameraden brau chen nicht aus diesem Orte sein, aber alle müssen in der gleichen Gemeinde ihren Wohnsitz haben. Meine Zeche, „Hauzing I" genannt (siehe Abb. 1), aus Rainbach bei Schärding hatte im Jahre 1927 folgende Mitglieder: 1. Weidinger Karl, 2. Gangl Friedrich, 3. Bodcsrudcer Matthias, 4. Fischer Alois, 5. Eder Johann, 6. Fisher ' Vgl. Richard Wolfram; Die Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa, Salzburg 1951. ' Vgl. Linzer Rundschau vom 4. Juli 1974, S. 17. ' Ernst Burgstaller: Bäuerliche Burschenschaften, Atlas von Oberösterreich, Karte 18 c, Erläuterungsband zur 1. Lfg., Linz 1958, S. 143 ff.
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