band „Santa Maria vom guthen Rath, helft uns mild recht früh und spat". Auf der zweiten Türe sind noch der hl. Wolfgang und der heilige Leonhard mit dem Spruch „Sein mir genannt, im Himmel ist unser Vaterland, wer diese gut und recht betracht, hat alles recht und gut ge macht" zu sehen. Diese Malerei wurde 1951 restauriert. Aber in Unkenntnis der Aufnahmen Hugo von Preens wurden manche Details stark verändert. Die Schwierigkeiten einer Restaurie rung werden hier deutlich. Ein Großteil der Be stände ist verwittert und verblaßt, man karm oft nur die Umrisse erkennen. Wenn also keine Dokumentation (Zeichnung oder Foto) vorhan den ist, bleibt es der Kenntnis und dem Gefühl eines Restaurators überlassen, eine sachgerechte Restaurierung durchzuführen. Besonders schwie rig sind diesbezüglich die szenisch reich bemal ten Objekte aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs., wie z. B. beim Tor des „Maier unter der Bruck" (siehe Farbtafel), wo man heute nur mehr er ahnen kann, was dargestellt ist: Der Gekreuzigte (fast lebensgroß) mit Hahn, Schwamm und Spieß. Rundherum die Spruchtaferln: Es ist vollbracht Vater vergieb ihnen, sie wissen nicht was sie thun O Mutter Dein Sohn, Sohn deine Mutter Vater in deine Hände, empfehle ich meinen Geist Mein Gott warum hast Du mich verlassen Mich turstet Heute noch wirst du mit mir im Paradies seyn Quer über das ganze Tor steht geschrieben: Drück 0 Jesu Deine Schmerzen Tief in alle Christen Herzen Las uns deine Todespein Trost in unserm Tode sein. Am Türrahmen „Gott segne des Landmanns Fleiß" mit weißen üppigen Akanthusformen. In Geretsdorf steht einer der spätest bemalten Stadeln des oberen Innviertels. 1870 wurde er von Mathias Lehenbauer und Alois Loidl als Baumeister und Polier errichtet. Hier dominiert nicht mehr das religiöse Element, sondern das weltliche. Kaiser, Papst und Bauer sind abgebil det und jeder mit einem Spruch ausgewiesen: Kaiser — Ich durch meine Macht soviel an mich gebracht Papst — Ich durch meine Lehr soviel Leut' bekehr Bauer — Wenn ich und Gott nichts tat Ihr beiden nichts zu essen hätt. Es sei hier festgestellt, daß die Färbelung von Holzbauten nicht nur auf das Innviertel be schränkt ist. Abgesehen vom allgemeinen Phäno men der Bemalung des Hauses, das weltweit verbreitet ist, wäre eine vergleichende Unter suchung mit den angrenzenden Gebieten Rot tal (Bayern) und Hausruckviertel wünschens wert. Wenn heute die seit 1622 nachweisbaren be malten Holzbauten im Innviertel sich überwie gend auf den Stadel konzentrieren, ist die Ur sache in der Zunahme der gemauerten Wohn häuser im 19. Jh. zu suchen. Selbst in den Doku menten Hugo V. Preens und Willi Berkans sind Stadelmalereien aus dem 18. Jh. nur selten an zutreffen. Voraussetzung für eine Verzierung des Hauses durch die Zimmerleute bzw. auch durch Maler war selbstverständlich die notwen dige finanzielle Grimdlage. Bauen war an sich schon teuer, auch wenn bei dem Bau eines neuen Gebäudes das ganze Gesinde und die Nachbar schaft geholfen haben. Lag doch die Leitung in den Händen gelernter Handwerker und Bau meister, die bezahlt werden mußten. In vielen Sprüchen auf den Stadeln wird dies angedeutet: Das Bauen ist a grose Lust, das so viel kost, hab i net gwußt drum Hl. Dreifaltigkeit Schütze mich vor Maurer und vor Zimmerleut. Aber die Schmuckfreude nur auf die ökonomi sche Basis zurückführen zu wollen, hieße das Phänomen verkeimen. Denn das Vorkommen auch auf kleinen Objekten läßt vermuten, daß die Bemalung des Hauses im Innviertel in einem gewissen Zeitraum zu einer allgemeinen Mode geworden war und zum Prestige des einzelnen beitrug.
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