OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

man doch, daß seine Arbeiten anregend auf die Erfassimg der bemalten Objekte im Innviertel gewirkt haben. So ließ z. B. Dr. Wilhelm Gärt ner (1885—1952), der von 1909—1916 Professor am Rieder Gynmasium war, von seinen Studen ten Zeichnungen der gemalten Häuser und Sta deln im Rieder Gebiet anfertigen. Daß es fast zwanzig Jahre später zu einer Ergänzung der Erhebimg der bemalten Häuser im unteren Inn viertel kam, ist auch Hugo v. Preen zu danken. Ing. Bernhard Ludwig (1866—1939) kaufte die Preenbilder an und gab seinem Mitarbeiter Wilh Berkan den Auftrag, eine ebensolche Bestands aufnahme für das Gebiet zwischen Irm, Donau und dem Bezirk Grieskirchen zu machen. Durch diese Sammlungen besitzen wir Kenntnis auch von Objekten, die längst abgerissen, abgebrannt oder umgebaut sind. Der Innviertier Bauernhof, ein Vierseithof, be steht aus vier voneinander unabhängigen Ge bäuden — Stall und Schupfen liegen im allgemei nen zu beiden Seiten des Wohnhauses, die Scheune wegen der Feuersgefahr gegenüber. Am Wohnhaus wurde die sogenannte „Zimmer mannsmalerei" an den Dachbalken, Staubladen, am Schrot und an Tür- und Fensterumrahmun gen angebracht, an Stadeln vor allem an den großen Toren und an den Windladen. Die Mo tive der Malereien mußten sich den baulichen Gegebenheiten anpassen. Auf den Staubladen, die eine große Fläche darstellten, malte man Blumenranken, Zirkelschlagmuster und oft alle ZimmermarmsWerkzeuge (siehe Abb. 2). Die Fenster- und Türumrahmungen gestaltete man farbig durch Blumenranken, Initialen, Jah reszahlen und manchmal auch menschliche Fi guren. Eine besondere Gliederung des Innviertier Wohnhauses war durch den Schrot (Balkon) ge geben. Dieser Schrot war eine bauliche Notwen digkeit, denn das Obergeschoß des Hauses war nur über diesen zugänglich. Durch den Einbau einer Treppe im Inneren des Hauses verlor der Schrot seine Funktion und wurde daher dem Verfall preisgegeben. Einzelne bemalte Balken über der Haustüre lassen vermuten, daß hier früher vielleicht einmal ein ebenso hübsches Stück angebracht war wie in Imsee (siehe Abb. 3). Ein wesentlicher Schmuck am Wohn haus war auch der „Aufputztram". Wie auf unserem Beispiel aus Breiningsdorf ersichtlich, konnten diese Balken mit Blumenranken, Jah reszahl, Christusmonogramm, Herz, Sanduhr, Wirbelrad und Mond geschmückt sein (siehe Abb. 4). Die Stadelmalerei, wie Franz Lipp die Zimmer mannsmalerei in Oberösterreich genannt hat, ist eigentlich eine Beschränkung der Malerei auf den Stadel, weil seit dem 18. Jh. die gezimmer ten Wohnhäuser und Ställe zugunsten der ge mauerten abgenommen haben. Die Innviertier Scheune ist das größte Bauwerk des Hofes. Sie ist ein rechteckiges Gebäude und erreicht Ausmaße von mehr als 25 m, wobei die Firsthöhe 8 bis 12 m betragen kann. In den letzten fünfzig Jahren beschränken sich die Zim merleute auf die Ausschmückung der Inschrift über dem Einfahrtstor. Sie bringen dort das Jahr der Erbauung, den Namen der Besitzer und ihren Namen an. Im 18. und 19. Jh. schmückten sie die ganzen Tore mit Christus monogrammen, Heiligen und Sprüchen. Außer dem malte man auf die Staubladen das Hand werkszeug der Zimmerer, Figuren und Blumen; die Windladen beschriftete man mit moralisie renden oder lustigen Sprüchen. Die Kragbalken wurden als Taubenpaare oder Rösselpaare ge schnitzt und mit Rötel überhöht. Das frühest datierte Beispiel einer Bemalung an einem Holzhaus im oberen Innviertel (und wir wollen uns bei der Beschreibung der historischen Entwicklung auf dieses Gebiet beschränken) ist eine Schrottüre. Der Türstock in Form eines Eselsrückens ge arbeitet, trägt die Jahreszahl 1632. Die inter essante Bemalung sucht Holzeinlegearbeit nach zuahmen. Die zwei Türfelder sind mit „Intarsienbandwerk" — rot und schwarz — ausgefüllt. Im Zentrum befindet sich jeweils ein Kreis mit einem Achtstern. Umrahmt werden die Füllun gen von einer Reihe Lilienornamenten. Eben falls aus dem 17. Jh. (datiert 1634) ist die Male rei an einem Häusl. Die Dachträger dieser Ein firstanlage sind mit schwarzen Ranken, roten Blättern und roten Punkten bemalt, das Balken ende ziert immer ein quadratisches Kreuz. Über

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