Daneben gibt es nodi eine Menge von orientali schen Krippen, deren Figuren nicht geschnitzt, sondern vor allem aus Gips oder Papiermache verfertigt sind. Der Krippenberg und die ge malte Landschaft, der Hintergrund, weisen eben falls ins Heilige Land. Diese Werke sind zwar nicht gerade als „Krippenkunst" anzusprechen, sie bedeuten aber, wie dies F. Lipp zurecht be tont, „keinen Abstieg, sondern ... sind einfach aus dem Geist ihrer Zeit zu deuten®®." Zur gleichen Zeit, als die orientalische Krippe ihren Höhepunkt erreichte, setzt wieder eine Rückbesinnung auf die „Heimatkrippe" ein. Das früheste bekarmte Zeugnis dafür im Innviertel ist die 1919—1922 entstandene Weihnachts krippe in der Pfarrkirche Mörschwang^®, deren Plan vom Innviertier Kircheiunaler Engelbert Daringer (1882—1966) stammt. Von ihm wurde auch der Krippenberg und der Hintergrund ge schaffen; der Krippenstall ist ein altes Innviertier Holzhaus, im Hintergrund erkennt man den Buchbergwald und das Dorf Mörschwang. Die zwölf Figuren für die Anbetung der Hirten schnitzte der Welser Bildhauer Streif, die Gruppe der Anbetung der Heiligen Drei Könige besteht aus insgesamt 25 Terracottafiguren vom akade mischen Bildhauer Fuchs in Wels. Seither nimmt das Krippenschaffen im Innviertel immer weitere Ausbreitung, wobei das heimat liche Element weitaus im Vordergrund steht. Weiters sind es nun nicht mehr so sehr kirch liche Aufträge, sondern hauptsächlich Hauskrip pen, die hergestellt werden. Dementsprechend, aber auch im Sinne unserer Zeit, werden die Krippen kleiner und vor allem einfacher gestal tet. An Wechselgruppen treten fast nur mehr neben die Hirten die Heiligen Drei Könige. Gelegentlich sind auch Mischformen anzutreffen, z. B. bei der Kirchenkrippe in Mühlheim am Inn, indem neben geschnitzte Figuren in heimat licher Tracht zur Ergänzung orientalisch gehal tene Gipsfiguren treten. Bei einigen Hauskrippen sind solche gekaufte „orientalische" Figuren in einen heimatlich gestalteten Krippenberg gestellt, der selbst gebastelt wurde. Auch einige Werke aus neuester Zeit sind in der Reichersberger Krippenausstellung vertreten. In Wöging bei Hohenzell arbeitet der Schnitzer Karl Gruber^^. Von ihm stammt neben ver schiedenen wuchtigen Reliefs, interessanten Krippenleuchtern usw. die neue Kirchenkrippe von Hohenzell. Der Krippenberg dieser zirka 160 mal 100 Zentimeter großen Krippe zeigt einen typischen Innviertier Vierseithof, dahinter die Pfarrkirche von Hohenzell und die Wall fahrtskapelle Maria Feichten. Vor dem Hoftor, welches das volkstümliche Halbsonnenmotiv ziert, spielt sich die zentrale Szene der Weih nacht ab. Einige der herbeieilenden Hirten und sonstigen Figuren sind Portraits von Hohen zellern (Abb. 7). Seit einigen Jahren leitet K. Gruber Krippenschnitzkurse des Oö. Volksbil dungswerkes im Bildungszentrum Stift Reichers berg tmd wirkt damit über seine eigenen Arbei ten hinaus als Multiplikator für den Krippen gedanken. Alois Wengler in St. Radegund ist ebenfalls ein überaus eifriger Krippenschnitzer. Seine Werke sind zumeist etwas schlichter gehalten und leh nen sich ein wenig an Tiroler Vorbilder, ins besondere an Grödner Arbeiten, an. Außer seinen Holzarbeiten ist der Ibmer Josef Rems auch durch eine Reihe qualitätsvoller Ton krippen bekannt geworden, in denen er sich bewußt zurückhaltend gibt und dabei eine dem modernen Empfinden entsprechende Aussage kraft erreicht. Alle diese drei Künstler waren in der Ausstellimg „Krippenkunst in Österreich"^® mit Exponaten vertreten. In der Reichersberger Ausstellung sind weiters Werke von Hans Messner in Munderfing, Frairz F. Lipp, S. 10. Fr. Berger u. Fr. Peierledmer: Mörschwang. Gedenk blätter zur 400-Jahr-Feier der Weihe des Gottes hauses (= Rieder Heimatkunde, 9. Heft), Ried i. I. 1923, S. 16. Josef Mader: Der Krippenschnitzer; in: Die Heimat. HeimatkdI. Beilage d. Rieder Volkszeitung, Folge 204, Dezember 1976. Friederike Prodinger; Katalog der Ausstellung „Krip penkunst in Österreich" vom 23. Oktober 1964 bis 6. Jänner 1965 in Salzburg anläßlich des 5. intemat. Kongresses der Krippenfreimde; in: Weihnachtskrip pen in Österreich, siehe Anm. 1, S. 99 ff.
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