lungen mit insgesamt über 180 Figuren und wurde zirka 1895 aus Handenberg erworben'®. Einige der ebenfalls zirka 25 Zentimeter hohen Figuren, geschnitzt imd bekleidet, stammen der Überlieferung nach desgleichen von J. G. Libigo. Die Krippenlandschaft wurde von Lehrer Schmidhammer in Handenberg gebaut, der auch einige der neueren Figuren gemacht hat. Die aufwen digste und volkskundlich interessanteste Szene ist hier die Hochzeit zu Kana, die einer ganz großen Innviertier Bauernhochzeit vergleichbar ist, zu der alles aufgeboten wird, was ein Ort nur bieten kann. Wesentlich vornehmer, aber nicht minder interessant wirken hingegen diese Szenen von der Krippe der Bürgerspitalskirche in Braunau und der Stiftskirche zu Reichersberg (Abb. 4), nicht zuletzt durch ihre gelungene Restaurierung. Wieviel an solchen szenischen Darstellungen der Evangelien in der Weihnachtszeit im Innviertel in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist — die neue Perikopenordnung trägt das übrige dazu bei, indem eine Reihe von Szenen nicht mehr in den liturgischen Rahmen paßt —, zeigte sich bei der heuer durchgeführten Reno vierung der Krippe in der Stiftskirche Reichers berg: z. B. wurde die Figur des Simeon von der Darstellung Jesu im Tempel zum hl. Josef bei der Geburtsszene und „der Aussätzige" geriet unter die Hirten, da die anderen dazugehörigen Figuren nicht mehr vorhanden sind (Abb. 2, 6, 8, 9). Immerhin besitzen wir außer den bereits ge nannten in Mattighofen, Lochen, Jeging, Sankt Pantaleon, Friedburg und in der Braunauer Bür gerspital-Krippe (im Bezirksmuseum in der Her zogsburg) noch eine ansehnliche Reihe groß artiger bekleideter Krippenfiguren mit zum Teil noch erhaltenen dazugehörigen Aufbauten, die allein schon zumindest das Obere Innviertel als Krippenlandschaft bestätigen würden. Bezüglich der Braunauer Bürgerspital-Krippe ist die Mitarbeit des bereits mehrmals genann ten Johann Georg Libigo urkundlich gesichert (Abb. 1). Die entsprechende Stelle'^ lautet: 1730; Nachdem das alte Krippl hei dem Spithal also schlecht gewesen ohwollen zwar die Maist Figuren noch Praudthar gewesen so weit... haben von dem Pilthauer abgehittet und von neuem wiederumben angekleidet worden hat die Notdurft erfordert ein neues machen zu lassen und auch von einem löbl. Magistrat für gut befunden worden. Als ist Joh Georg Libigo, bürger und Pildhauer vor 3 neu gemacht Königs figuren ... (imd eine Reihe anderer neu ge machter Figuren; seine Gattin M. Aima hat die „Klaidten" dazu gemacht). Einige andere Krippenhersteller im Innviertel und im benachbarten Bayern nennt R. Berliner'®. Josef Valentin Säckel aus Obernberg am Inn fertigte z. B. 73 Figuren und 12 Schafe für eine Krippe in Bayern. Als eifrige Lieferanten von Krippenfiguren werden weiters Johann Baptist Plöderl in Wasserburg und Johann Baptist Getto in Tittmoning genannt, die vielleicht auch für Innviertier Kirchen arbeiteten. Nicht unerwähnt dürfen aber insbesondere viele geschickte Frauenhände in verschiedenen Noimenklöstern bleiben, die sich liebevoll vor allem um Erneue rungen von Wachsarbeiten und um die Beklei dung von Krippenfiguren angenommen haben. War bis jetzt zumeist von „Kirchenkrippen" die Rede, so muß im folgenden auch die „Haus krippe" erwähnt werden, da sie — abgesehen von den volkstümlichen Elementen in verschie denen Szenen von Kirchenkrippen — die Volkstümlichwerdung des Krippengedankens aus löste. Als die Verbreitung der Kirchenkrippen — Haus krippen waren damals noch eine Seltenheit und fast nur in wenigen adeligen Familien zu fin den — ihren ersten Höhepunkt erreicht hatte (genauso andere theatralische Gestaltungen des biblischen Geschehens, z. B. die „Heiliggräber"), begannen die reformatorischen Bestrebungen der Aufklärung wirksam zu werden. Durch ein Dekret Kaiser Josephs II. vom 30. Oktober 1782 " Otfried Kastner; Die Neukirdiner Weihnachtskrippe; in: Neue Warte am Inn v. 23. Dezember 1947. — Anna David: Weihnachtskrippen von Neukirchen an der Enknach und Braunau; in: Der Krippenfreund, Nr. 157, Sept. 1957, S. 128 f. " Nach freundlicher Mitteilung von H. H. Generaldechant Johann Ludwig, Braunau. R. Berliner, S. 137.
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