Pfarrkirdie Gmunden (1678), eine 55 Zentimeter hohe Figur des Christuskindes in Andridisfurt und — wohl aus seiner Werkstatt — die Heiligen Drei Könige von einer Kirchenkrippe in Wesen ufer, jetzt im Oö. Landesmuseum®^. Von einem unbekannten Meister stammt der linke Seiten altar der Pfarrkirche Kirchdorf am Inn aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts^®, der die Geburt Christi zum Inhalt hat. Der berühmteste Krippenschnitzer des Innvier tels wurde Johann Peter d. Ä. Schwanthaler. Sein erster Auftrag war eine Weihnachtskrippe (1752) für die damals bedeutende Wallfahrts kirche St. Marienkirchen am Hausruck, von der nichts mehr erhalten ist^®. Im Innviertier Volks kundehaus in Ried ist die sogenannte „Kögl krippe", eine Hauskrippe aus dem Jahre 1792, verwahrt und im Pfarrhof von Pram die zu den schönsten Krippendarstellungen Österreichs zäh lende sechsteilige Figurengruppe. Sie umfaßt die Anbetung der Hirten, die Beschneidung Christi, die Anbetung der Könige, den bethlehemitischen Kindermord, die Flucht nach Ägypten und die Hochzeit zu Kana; dazu kommt eine lose Gruppe von Musikanten, die von M. Bauböck als eigene, siebente Gruppe, angeführt wird®®. Diese Krippe stammt aus der Filialkirche St. Nikola bei Pram, die bereits im Irmviertel liegt, und daher ebenfalls in der Reichersberger Ausstel lung gezeigt wird. Von der Bildhauerfamilie der Schwanthaler stammt noch eine Reihe weiterer großartiger Werke der Krippenkunst. Die Fortführung jener Art von Krippen, wie sie bereits aus der Hohenzeller Kirchenrechnung von 1632 (siehe oben) ersichtlich war, ist insbeson dere in Kirchenkrippen im Oberen Innviertel er halten geblieben. Als Beispiel sei zunächst die bereits in Anm. 19 erwähnte Kirchenkrippe von Pfaffstätt^^ erwähnt. Sie ist in einigen Teilen der Überlieferung nach ein Werk des Bildhauers Jo hann Georg Libigo, der aus Dillingen stammt, 1721 in Braunau geheiratet hat und dort auch 1743 gestorben ist®®. Diese Pfaffstätter Krippe besitzt insgesamt 15 Szenen, wobei die Figuren aus verschiedenen Zeiten stammen und vor allem die Bekleidung zum Großteil neueren Datums ist. Nur zwei Engel und die vier Schriftgelehrten sind vollplastisch ausgeführt, bei den übrigen Figuren sind nur die Köpfe, Arme tmd Beine geschnitzt imd mit Drähten verbunden, darüber die zum Teil recht prächtige Kleidimg (Abb. 5). Die einzelnen Wechselgruppen zeigen entsprechend der Evangelienordnung vor dem Zweiten Vaticanum: Her bergssuche und Verkündigung an die Hirten (1. Weih nachtsmesse), Anbetung des göttlichen Kindes (2. Weih nachtsmesse), Steinigung des hl. Erzmartyrers Stephanus (26. Dezember), bethlehemitischer Kindermord (28. De zember; Fest der hll. Unschuldigen Kinder), Beschnei dung Jesu (Oktav von Weihnachten; Neujahr), Anbetung der Heiligen Drei Könige (6. Jänner; Fest der Erschei nung des Herrn), der zwölfjährige Jesus im Tempel (1. Sonntag nach Erscheinung, Fest der Hl. Familie), Hochzeit zu Kana (2. So. n. Ersch.), Heilung eines Aus sätzigen und des Knechtes des römischen Hauptmanns von Kapharnaum (3. So. n. Ersch.), Sturm am See Genezareth (4. So. n. Ersch.), Gleichnis vom guten und vom schlechten Samen (5. So. n. Ersch.). Fiel Ostern auf einen frühen Termin, wurden anstelle der letzten Dar stellungen das Gleichnis von den Arbeitern im Wein berg (Sonntag Septuagesima) und das Gleichnis vom Sämann (Sonntag Sexagesima) gezeigt; dazu als letztes noch die Darstellung Jesu im Tempel (2. Februar; Fest Maria Lichtmeß). Eine weitere Gruppe, nämlich die Paradiesesszene mit Adam und Eva (Festtag am 24. Dezember) ging nach weislich verloren. Neben vielen Tieren und dem Krippen berg mit der Geburtsgrotte, der „Schafhalt" und den Häusern von Bethlehem sind noch zu den einzelnen Szenen zusätzliche „Kulissen", der Thronsaal des Herodes und der 1855 datierte Tempel vorhanden. Die oben erwähnte Szene mit Adam und Eva ist noch in der ebenfalls großartigen xmd jener von Pfaffstätt sehr ähnlich gestalteten Kirchen krippe von Neukirchen a. d. E. erhalten (Abb. 3). Diese Krippe besitzt noch zwölf Wechseldarstel- " Ebenda, S. 139 f, Nr. 177. — F. Lipp, S. 29, Nr. 53. ^ Dehio-Handbuch Oberösterreich, 3. Aufl., Wien 1958, S. 130. Schwanthaler-Katalog, S. 156. '® Ebenda, S. 166 f, Nr. 197. — Max Bauböck u. Josef Mader: Das Schwanthaler Krippenwerk in Pram, Ried 1965. — Josef Mader; 6 Krippenmusikanten und ihre Instrumente; in: Die Heimat, Heimatkundl. Beilage d. Rieder Volkszeitung, Nr. 69, Sept. 1965. " Gertrude Pretterebner: Ihr Kinderlein kommet! Die Kirche von Pfaffstätt besitzt die szenenreichste Krippe des Innviertels; in: Neue Warte am Inn v. 1. Februar 1978, S. 11. — O. Kastner, Die Krippe, verschiedene Stellen sowie einige Abb. Franz Martin: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Braunau (= ÖKT, Bd. 30), Wien 1947, S. 380. — Die von Libigo geschaffene Kirchenkrippe von Er lach (Bayern) ist nicht mehr erhalten; andere Krip penwerke Libigos werden darin nicht erwähnt.
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