„Könige von Tharsis, Arabia und Saba", die ihre Gaben dem neugeborenen Herrn darbrin gen: „Nimm an das Gold als Königszeidien!", „Nimm hin den Weihrauch, du wahrer Gott!", „Die Myrrhe, ein Hinweis auf den Tod^' 1" Die ses Fragment dürfte von den ersten Mönchen, die Lambach besiedelt haben, mitgebracht wor den sein; sie kamen aus Münsterschwarzach bei Würzburg. Dieses Magierspiel hat sicher nicht nur Anregung für die bildende Kunst gegeben, sondern wurde auch zur Vorlage für spätere Spiele, in denen im 14. Jahrhundert auch schon auf ein „Krippel" Bezug genommen wird^^, un ter dem wir allerdings wohl nur einen Krippen trog mit einer darin liegenden Jesusfigur ver stehen dürfen. Aus dieser Zeit ist uns auch schon das so genannte „Kindlwiegen" überliefert, bei dem un ter verschiedenen weihnachtlichen Liedern eine Puppe in einer sicher sehr schön geschmückten Wiege geschaukelt wurde. Dieser Brauch ist in manchen Nonnenklöstern bis in die Gegenwart überliefert worden. Eine derartige Wiege aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts ist aus dem Dominikanerinnenkloster Michelstetten in Krain erhalten, die sich nun im Nationalmuseum zu Laibach befindet^®. Im Liedgut sind uns solche Kindlwiegen-Weisen am besten überliefert. Ins besondere dem Augustiner-Chorherren Wilhelm Pailler aus St. Florian (1838—1895) verdanken wir eine großartige Sammlung solcher Weihnaditslieder sowie verschiedene Krippenspiele^*, eine Reihe davon aus dem Innviertel auf gezeichnet. Eine interessante Zusammenstellung von Bratmauer Weihnachtsliedern^®, von denen einige auch bei Pailler veröffentlicht sind, brachte auch z. B. W. Kriechbaum. Wieviel davon völlig vergessen ist, geht aus dem Bedauern Kriech baums im Jahre 1919 hervor, wonach sie bereits seit etwa 30 Jahren — also etwa seit 1890 — nicht mehr gesungen würden. Die innige Ver bundenheit mit dem Geschehen und die Ein beziehung damals volkstümlicher Gewohnheiten, wie sie auch in den Krippendarstelltmgen hätifig ztan Ausdruck kommen, ist in all diesen Liedern zu spüren. Das in dieser Sammlung aufgezeich nete Lied Nr. III tmd die erste Strophe von Lied Nr. X sei im folgenden wiedergegeben: 1. O Jesulein, herzliehstes Kind, Wie find ich dich im Stall, Jetzt bei der kalten Winterszeit Leidst große Angst und Qual. Bist du der wahre Gottes Sohn Und liegest auf den Heu, Der herrschen thuet im Himmelsthron, Sein Vater auch darhey. 2. Sanct Josef, der soll Vater sein Und zittert seihst vor Frost, Und was der Ochs und Esl schnauft. Bringt ihnen wenig Trost. Aus Maria, der Jungfrau rein, Ist geborn das Jesukind, Fangt schon an sein Kreutz und Leiden, Und büeßt für unsere Sänd. 3. Zu Bethlhem in einem Stall, Liegt das kleine Jesukind Im Krippelein nackend und bloß Beim Esl und beim Rind. Wir bitten dich, o großer Gott, Du zartes Jesukind, Und wann die Stund zum Sterben kombt, Verzeych uns unsere Sünd. * 1. He Lipl und Gredl, fein züchti und still, Gehts alle fein nacha und plauderts not viel, I sich scho a Kindl in Kripl dort liegn. Der Ox und der ösl die Knie vor ihm biegn. Die lebendige Tradition des Weihnachtsliedes an sich ist wohl am besten durch das weltweit bekannte „Stille Nacht, heilige Nacht"^® doku mentiert. Am 24. Dezember 1818 erklang es erstmals in der damaligen Pfarrkirche St. Nikola im salzburgischen Oberndorf, nahe der InnviertEbenda, S. 61. " F. Lipp, S. 7. " Leopold Kretzenbacher: Weihnachtskrippen in Steier mark, Wien 1953, S. 11. — Zum Thema „Kindel wiegen" vgl. den kurzen Beitrag von Joh. Sigl in: Christi. Kunstbl., 83. Jg. (1942), H. 1, S. 12 f. Wilhelm Pailler: Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Oberösterreich und Tirol, 2 Bde., Innsbruck 1881 u. 1883. " Wilhelm Kriechbaum: Die Weihnachtslieder der Braunauer Liederbücher; in: Heimatgaue, 1. Jg. (1919), S. 73-81. " Vgl. Alois Leeb: Bibliographie des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, Heilige Nacht"; in: Oö. Heimatblätter, 23. Jg. (1969), H. 3/4, S. 59-69, 25. Jg. (1971), H. 3/4, S. 134 f.
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