OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

nodi üblichen Tiergestalten, Ochs und Esel® zu sehen, wohl in Anlehnung an die Stelle im Alten Testament (Jesaia I, 3) „Ein Ochs kennt seinen Herrn tmd ein Esel die Krippe seines Herrn". Desgleichen finden wir bereits in vielen dieser frühen Darstellungen das zeitliche Nacheinan der des Geschehens in einem räumlichen Neben einander — genauso wie Jahrhunderte später in den volkstümlichen Krippenszenen: auf der einen Seite die Anbetimg des göttlichen Kindes durch die Hirten, daneben — Jesus sitzt mm bereits auf dem Schoß der Mutter — die Adora tion der drei Weisen bzw. Magier. Das zeitliche Nacheinander in einem räumlichen Nebeneinan der in Krippen mit Wechseldarstellungen ist aber auch z. B. in der Weise dargestellt, daß im Vordergrund die Hirten das Kmdlein anbeten, während im Hintergrund die Verkündigung der Frohbotschaft an eben diese Hirten gezeigt wird; auch die Heiligen Drei Könige sind gelegentlich zweimal zu sehen, einmal wie sie von der Feme herzureiten und gleichzeitig im Vordergrund ihre Reverenz erweisen. Aus den drei Weisen aus dem Morgenland wur den bekanntlich im Laufe der Zeit drei Könige, von denen einer seit dem späten 15. Jahrhundert als Mohrenkönig gestaltet wird. Die berühmte Anbetung der Heiligen Drei Könige in der Predella des Facheraltares von St. Wolfgang, 1481 vollendet, zeigt noch alle drei Könige als Weiße, wobei die einzelnen Figuren frei beweg bar sind. Auf dem im selben Jahr entstandenen Eggelsberger Altar im Oö. Landesmuseum ist jedoch einer der Könige bereits als Mohr dar gestellt. Einem Mohrenkönig begegnen wir aber bereits 1473 in der Soester Wiesenkirche^, und Ende dieses Jahrhimderts ist bereits auf vielen Darstellungen, selbst in kleinen Dorfkirchen, einer der Heiligen Drei Könige ein Mohr. Die Dreikönigsverehrung an sich erreichte insbeson dere in deutschen Landen durch die Translation ihrer Reliquien von Mailand nach Köln im Jahre 1164 eine weite Verbreitung; Köln als Ausgangs punkt für die besondere Ausbreitung eines Hei ligenkultes ist uns übrigens mehrfach belegt (z. B. hl. Ursula). Die Darstellungen der Geburt Christi und die Anbetung der Könige auf spätgotischen Flügel altären werden übrigens häufig als Vorbilder oder Vorläufer der eigentlichen Krippe genannt. Ein weiterer wichtiger Impuls, und zwar vor allem für die Volkstümlichwerdung des Krip pengedankens, ging vom hl. Franz von Assisi aus. Am Weihnachtsabend des Jahres 1223 baute er in Greccio bei Rieti in Latium eine le bende Krippe auf, um auf diese Weise das weihnachtliche Geschehen dem einfachen Volk näher zu bringen. Thomas von Celano, einer der ersten Miteubeiter und der Biograph des hl. Franziskus, schildert diese Begebenheit®: „Es kommt der Tag der Freude, die Zeit des Jubels. Die Mönche aus verschiedenen Orten werden zusammen gerufen, die Männer und Frauen der Gegend tragen Kerzen und Fadceln. In dieser klaren Nacht scheint es für Menschen und Tiere heller Tag zu sein. Man richtet die Krippe her, trägt Heu herbei, bringt Ochs und Esel. Der Wald ist erfüllt von Stimmen, und das Echo der Jubelhymnen wird von den Felswänden zurückgewor fen." Diese Weihnachtsfeier im Walde von Greccio ist aber sicher keine Erfindung des hl. Franzis kus, wie manche ältere Forscher vermeinten. Wenn auch in etwas anderer Art, so sind uns liturgische Spiele in der Weihnachtszeit bereits vor dieser Zeit überliefert®. Hier sei insbesondere auf ein im Stift Lambach verwahrtes Fragment eines mittelalterlichen Dreikönigsspieles^^ verwiesen, das in direkter Beziehung zu dem vor 1089 entstandenen be rühmten Kuppelfresko im ehemaligen Westchor der alten romanischen Stiftskirche stehen dürfte. Darin bezeichnen sich die Magier selbst als • O. Kastner, Die Krippe, S. III, bringt eine Abbildung (43) eines mit 343 datierten römischen Sarkophag reliefs, auf dem erstmals die in den Evangelien lücht erwähnten Tiere dargestellt sind. ' Ebenda, 5. 160. — Nach den Angaben im Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte (Bd. IV, Stuttgart 1958, Sp. 476 ff.) gibt es bereits einige frühere Beispiele eines Mohrenkönigs, so schon in einer Handschriften illustration des 12. Jh.(?) ® Thomas von Celano: Legenda prima B. Francisci (1228/29), I, 30. ' R. Berliner, S. 28 und Anm. 176. Alfred Hollinetz: Das Lambacher Magierspiel und seine Beziehung zu den romanischen Fresken im einsti gen Westchor der Stiftskirche Lambach; in: SO Jahre Bürger- und Hauptschule Lambach, 1921—1971, S. 59—61.

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