ich die Passionsdarstellungen der altbairisdien Gesellschaft persönlich angesehen und selbe recht würdig, erbaulich und kunstreich gefunden habe^®." Diese Gesellschaft kam 1906 nochmals nach Braunau. Wegen der Kürze der Anwesen heit ist anzimehmen, daß sie auch noch eine Reihe anderer Orte des Innviertels bespielt hat. Die Truppe hatte nur das Altbairische Passions spiel im Repertoire. Direktor Allesch hatte ndt seiner Truppe in den zwanzig Jahren, die zwi schen den beiden Gastspielen in Braunau liegen, offenbar ganz Europa bereist und brachte Emp fehlungen von einer Reihe von Bischöfen, Erzbischöfen imd Kardinälen. Er distanzierte sich von den Passionsdarstellungen, die allenthalben gegeben wurden und oftmals nur aus lebenden Bildern bestanden. Sein zweites Gastspiel in Braunau währte nur einen Tag; das „Altbairi sche Passionsspiel" wurde am Sormtag, 7. Okto ber 1906, nachmittags und abends im Stadt theater aufgeführt. Wenn wir aber heute von Passionsspielen hören, so verstehen wir darimter in der Regel eine Dar stellung von Laienspielern. Auch das hat es im Innviertel gegeben imd gibt es noch heute. In St. Radegund wurden 1908 Passionsspiele auf geführt. Man spielte vom 24. Mai bis 6. Septem ber insgesamt etwa 13 bis 14 Vorstellungen. Eine Darbietung dauerte von 10 Uhr vormittags bis 16 Uhr, unterbrochen durch eine Mittagspause. Der große Zustrom zu den Passionsspielen, es mußten einige Spieltage angefügt werden, veranlaßte die Spielgemeinde St. Radegund, eine eigene Spielhalle zu bauen und nicht mehr im Saal des Gasthauses Habl zu spielen. In den Jahren 1911 und 1912 wurde diese Halle errich tet, ein großer Holzbau, 40 m lang, 15 m breit und 15 m hoch, mit einem Fassungsvermögen von 600 bis 700 Personen. Die Bühne war 14 m breit und 10 m tief. Sie war mit allen notwendi gen technischen Hilfsmitteln ausgestattet. 17 ver schiedene Bühnenbilder wurden mittels Azety lenbeleuchtung effektvoll zur Geltung gebracht. Die Pläne für die Halle erstellte der damalige Obmann der Passionsspielgemeinschaft, Eichelseder. Er leitete auch die Bauarbeiten. Der Text des Passionsspieles stammt von Professor Bermanschläger aus Linz, einem Priester. Das Spiel begann mit der Vertreibimg aus dem Paradies und endete mit der Anbetung des Kreuzes durch die himmlischen Heerscharen. Die dramatische Handlung des Leidens imd Sterbens Jesu wurde immer wieder durch Szenen aus dem alten und neuen Testament unterbrochen, wie dies damals bei den Passionsdarstellungen üblich war. 120 Rollen mußten besetzt werden. Bedenkt man, daß St. Radegund nur 700 Einwohner hatte, war dies bestimmt keine leichte Aufgabe. Die Proben für die Aufführungsserie im Jahr 1913 begannen im November davor. Nach dem ersten Weltkrieg wurde noch in den Jahren 1922, 1925 und 1930 gespielt. 1933 gab es ein Marienspiel. Der Zweite Weltkrieg brachte eine Unterbre chung; nach dem Krieg erwies sich die Halle als baufällig und wurde abgetragen. In St. Rade gund erinnert nur mehr ein Gedenkstein an die Passionsspiele, die immerhin damals eine Bedeutung errungen hatten, die regional weit über das Innviertel hinausreichte. Mettmach führt die Passionsspieltradition von St. Radegund fort, ohne jedoch den Text der dortigen Spiele zu übernehmen. Der Mettmacher Text ist seiner Herkunft nach ungeklärt. Er soll von einem Mönch C. Withalm stammen und wurde den Mettmachern von Direktor Rolf Pfeiffer vermittelt, der auch der erste Regisseur der Bauernfestspiele war. Die Passion ist in sieben Bilder gegliedert, beginnend mit der Berg predigt; daran schließt sich das Abendmahl, der Verrat im Garten Gethsemane und das erste Verhör vor Kaiphas. Das vierte Bild bringt Ver hör und Verurteilung durch Pilatus, das fünfte Golgotha, dem sich noch die Bilder „Pieta" und „Auferstehung" anschließen. Über den Wert des Textes gehen die Meinungen auseinander, jeden falls ist man in Mettmach bestrebt, den Text zu bearbeiten, zu verbessern und ihn den Er fordernissen der Zeit anzupassen. Die Mettmacher Passion wurde erstmals 1950 in einer Zelthalle aufgeführt. Alle Kriegsheim kehrer der Gemeinde wurden damals aufgerufen, zum Dank für ihre glückliche Heimkehr aus dem großen Krieg an der Passionsaufführung mitzu wirken. Diese ersten Passionsspiele wurden auch " „Neue Warte am Inn", Jg. 1886, Nr. 38 (10. 9.).
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