OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

aber auch einige Lustspiele geboten. Im Jahr 1902 gab diese Truppe wieder ein etwa sechs wöchiges Gastspiel in Braunau. 1887 kam das landschaftliche Theater Linz zu einem ersten kurzen Gastspiel nach Braunau; weitere gab es in den Jahren 1888 (März und November) und 1897. Ein süddeutsches Novitäten-Ensemble un ter dem Direktor Stern-Aliprandi gastierte im Frühherbst 1900 in Braunau und spielte u. a. „Heimat" von Sudermann und „Hanneies Him melfahrt" von Gerhart Hauptmann. Es ist anzu nehmen, daß diese Truppen alle neben Braunau auch andere Orte im Innviertel bespielt haben, sei es als Abstecher von Braunau aus, sei es als nächste Station ihrer Reise. So begegnen wir einem Tegernseer Bauerntheater im Herbst 1905 in Schärding, wo es allerdings nur zwei Vor stellungen gab, während sich das Passauer Theater-Ensemble ab 25. Oktober für längere Zeit dort einrichtete. Im Jahr 1909 gastierte eine Operettengesellschaft Rollet von Mitte April bis Mitte Juni in Braunau, machte von dort Ab stecher nach Altheim und bespielte im Juli noch Mattighofen. Das Kremser Stadttheater gab 1910 in Braunau zwölf Vorstellungen und machte unter anderem einen Abstecher nach Munderfing. Dort stöhnte man aber über die hohen Eintrittspreise (1 Krone), mußte aber zu geben, daß die Darbietung erstklassig war. Das Bad Reichenhaller Theater-Ensemble unter dem schon genannten Direktor Gustav Frey spielte von Mitte März bis 18. Mai in Mattighofen. Besondere Erwähnung verdient das Gastspiel von „Exls 1. Tiroler Bauerntheater", der später zu Weltruhm gelangten Exl-Bühne, vom 11. bis 25. März 1906 in Braunau. Auch diese Bühne dürfte nicht nur in Braunau gespielt haben. Grundsätzlich kann man allerdings feststellen, daß die kleinen Orte des Innviertels auch von kleineren und damit auch qualitativ minder be deutsamen Truppen bespielt wurden. Die Quel len dazu fließen sehr spärlich, aber immerhin können wir im Jahr 1888 eine Truppe ScheichlSchröfl in Ranshofen feststellen, finden eine Truppe Fromm von Frommenthal-Sperch über sehr lange Zeit im Winter 1889 in Altheim, von wo sie bestimmt auch die umliegenden Orte bereiste, verzeichnen eine Aufführung „Der böse Mann und das böse Weib" durch eine Wander truppe in Lochen und finden eine Gesellschaft Peterka 1903 in Aspach. Man ist dort allerdings mit den dargebotenen „Oberammergauer Pas sionsspielen" nicht einverstanden und hofft, daß die folgenden Schauspiele und Räuberstücke bes ser passen werden. Eine Truppe Traunstein ga stierte von Jänner bis Mitte März 1904 und im Mai 1912 in Uttendorf. Diese Gesellschaft be stand fast nur aus Familienangehörigen. Es ist anzunehmen, daß sie auch die Orte in der Um gebung bespielt hat. In Altheim gastierte 1910 eine Truppe Fanni Schürhagel, 1911 eine Truppe Schober, in Treubach 1912 eine Truppe Schauberger. Zusammenfassend kann man sagen, daß das ge samte Innviertel sehr häufig von Wandertruppen besucht wurde. Die großen und leistungsfähigen Truppen bespielten die größeren Städte und Märkte und machten Abstecher in die umliegen den Orte. Die kleinen Truppen durchzogen das Land und bespielten die Dörfer. Es dürfte kaum einen Ort im Innviertel geben, den nie eine Wandertruppe besucht hat. Daß in Braunau zwischen 1939 imd 1953 (un terbrochen nur durch den Kriegsschluß) ein stän diges Ensemble im Stadttheater beschäftigt war, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. PASSIONSSPIELE Sogar im Spielplan der Wandertruppen finden sich Passionsspiele. Zum Teil nennen sie sich sogar „Oberammergauer Passionsspiele", wor unter aber wahrscheinlich nur ein besonderer Werbeeffekt zu verstehen ist. So spielte zum Bei spiel im Dezember 1867 die Truppe Vogel „Le ben, Leiden und Tod Jesu Christi" nach „Ober ammergauer Facon"^®. Man erwartete sich ein fach von „Oberammergau", einem Ort, der da mals als Passionsspielstätte einen viel besseren Klang hatte als heute, einen besonderen Publi kumszustrom. Im September 1886 kam die „Altbairische Gesellschaft" nach Braunau und brachte ein allgemein gelobtes Passionsspiel. Unter den vielen Attesten, die die Gesellschaft vorweisen konnte, befand sich auch eines des Bischofs Rudi gier aus Linz: „Ich bezeuge, mit Vergnügen, daß 18 „Warte am Inn", Jg. 1867, Nr. 52 (30.12.), S. 469.

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