OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

Die Truppe Karl Münchner gastierte im April 1868 in Mauerkirchen und reiste anschließend nach Braunau. Dort konnte sie zuerst das Stadt theater nicht benützen und spielte daher im Gasthof Hoffmann. Erst Mitte Mai öffnen sich für diese Truppe die Tore des Stadttheaters, der Besuch ist aber trotz guter Leistungen schwach; man sieht den Grund dafür im schönen Wetter und in den schlechten wirtschaftlichen Verhält nissen. Die Truppe gab am Dienstag, 12. Mai, Nestroys „Einen Jux will er sich machen" mit Direktor Münchner selbst als Weinberl. Bei den „Räubern" von Schiller wirkten auch einige Braunauer Dilettanten mit, so gab der Dilettant A. G. ganz vorzüglich den Franz Moor. Nach rund sechswöchiger Dauer des Gastspieles reiste die Truppe am 10. Jxmi 1868 ab. Die Truppe Muschek, die, aus Lauffen kommend, 1869 in Braunau und Schärding spielt, verfügte in Frl. Girard über eine vorzügliche jugendliche Liebhaberin, Soubrette und Sängerin. 1871 war für das Innviertel ein sehr reges Theaterjahr. Zu Jahresbeginn gastierte die Truppe Becker in Braunau, allerdings wieder bei Hoffmann und nicht im Stadttheater. Die Vorstellungen dort waren häufig überfüllt. Die Gesellschaft spielte auch Operetten und beendete ihr Gastspiel mit Offenbachs „Schöne Helena" am 4. April. Um diese Zeit dürfte die Gesellschaft des Direktors Carl Schmidt aus Mindelheim ins Innviertel ge langt sein. Diese Truppe spielte zuerst in Obern berg, weilte ab Mitte Juni in Ried, reiste von dort nach Braunau und im November wieder nach Ried, um dort bis Februar 1872 zu bleiben. Dabei soll der Besuch der Vorstellungen nirgends wirklich gut gewesen sein. Vor allem bemängelte man, daß der Spielplan keine neuen Stücke ent halten habe. Im Repertoire der Truppe befanden sich allerdings die beiden Zugstücke „Lumpazi vagabundus" und Rauppachs „Der Müller und sein Kind". Im Jahr 1881 konnte eine Truppe unter Rupert Schmid nach einem Gast spiel in Schärding das Theater in Braunau wegen sicherheitsbedingter Umbauten nicht benützen und spielte daher in Simbach. Diese Truppe kehrte aber 1882 zurück und spielte ab 4. Juni alternierend in Braunau und Simbach. Dabei ka men so bekannte Werke zur Aufführung wie „Der Alpenkönig und der Menschenfeind", „Der Verschwender", „Maria Magdalena", „Agnes Bernauer", „Wilhelm Teil" imd „die Jungfrau von Orleans". Die Truppe wurde als hervor ragend bezeichnet. Ab 1883 traten zwei Truppen im Innviertel auf, die das Theatergeschehen die ses Landesteiles prägen sollten, es sind dies die Truppen Gürtler und Hampel. Beiden begegnen wir in Braunau. Die Truppe Gürtler eröffnete am Ostermontag, 26. März 1883 in Braunau und blieb dort bis Mitte Mai. Die Truppe Hampel begann ihr Gastspiel am 6. Oktober und blieb bis 3. Dezember in Braunau. Diesen beiden Truppen begegnet man nun immer wieder mit Unterbrechungen, Gürtler bis 1901, Hampel noch weit darüber hinaus. Gürtler eröffnete die Spiel saison am Ostermontag 1883 mit der „Näherin" von Roderich Held. Sein Ensemble bestand aus ehemaligen Mitgliedern des Theaters in der Jo sefstadt, des Linzer Landestheaters, des Sommer theaters Prag und der Stadttheater Basel und Marburg, also offenbar recht tüchtigen Kräften. Die Erwartungen, die man in Braunau an diese Schauspielergesellschaft stellte, wurden nicht ent täuscht. Trotzdem war der Besuch der Vorstel lungen nicht gut genug, um die Truppe länger als bis Pfingstmontag in Braunau zu halten. Da bei wurden sicher recht zugkräftige Stücke gege ben, so etwa „Der Schwabenstreich" von Schönthan, „Durchgegangene Weiber" von Alois Berla und „Die Familie Schneck" von Karl Morre. Wahrscheinlich war aber Gürtler mit dem finan ziellen Ertrag des Braunauer Gastspiels gar nicht so unzufrieden, denn schon im nächsten Jahr war er wieder da und spielte von 14. April bis Ende Mai 1884 im Stadttheater Braunau insgesamt 22 Vorstellungen. Sein Ensemble war gänzlich verändert. Im Repertoire befanden sich unter anderem „Das Mädel aus der Vorstadt", „Der Talisman", „Die einzige Tochter" von Alexan der Rosen, „Wildfeuer" von Friedrich Halm und Anzengrubers „Meineidbauer". 1885 hatte Gürt ler Pech. Nach einem Gastspiel in Schärding löste sich seine Gruppe auf und das geplante Gastspiel in Braunau fand daher nicht statt. Aber zwei Jahre später, 1887, kam er wieder mit einer neuen Truppe, die auch besonders gute Sänger aufwies. Er eröffnete den Gastspielzyklus

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