Stadtväter vor knapp hundert Jahren mehr als genug damit mitgemacht, die vorgeschriebenen Baumaßnahmen zur Brandverhütung durchzu führen. Damals konnte das Theater einige Mo nate lang überhaupt nicht benützt werden. Daß diese Sicherheitsbestimmungen aber sehr zu Recht bestehen, beweist ein Vorfall aus Schär ding, wo es beinahe zu einer Brandkatastrophe gekommen wäre. Am 18. März 1888 spielte die Lauffener Schiffergesellschaft im Saal des Hotels Lorenz „'s Nullerl" von Karl Morre. Dabei ex plodierte eine Petroleumlampe und es entstand ein angeblich geringfügiger Brand, der jedoch ausreichte, um im Publikum eine Panik auszu lösen. Zwar gab es keine Verletzten, wohl aber zerrissene Kleider, und die Vorstellung konnte nicht mehr fortgesetzt werden®. Das Vorhandensein oder Fehlen von Theater gebäuden sagt jedoch kaum etwas aus über die Theateraktivität an sich. Wir wissen um Theater aufführungen in zahlreichen Orten des Innvier tels. WANDERTRUPPEN UND BERUFSTHEATER So wie überall im deutschen Sprachraum, gab es auch im Innviertel zahlreiche Wandertruppen. So wissen wir zum Beispiel von der Truppe des Franz Scherzer, der um 1790 das Innviertel be reiste. In seinem Repertoire befanden sich Stücke wie „Heinz von Stein der Wilde" oder „Camma, die Heldin Bojariens", beide von Lorenz Hübner, und Schikaneders „Schwert und Rache"''. Auch die berühmte Kindertruppe des Felix Berner machte im Innviertel Station, und zwar in Braunau und Schärding (zwischen 1783 und 1785)®. Als durch den Teschener Frieden 1779 das Innviertel zu Oberösterreich kam, bereiste eine Wandertruppe im Gefolge der häufig durchmarschierenden Militäreinheiten das Inn viertel®. Deren Rasttage waren willkommene Gelegenheiten für wahrscheinlich gut besuchte Vorstellungen. Nur mit der nötigsten Ausstat tung versehen und einigen Opern von Ditters dorf im Repertoire, reiste die Truppe zuerst nach Schärding und von dort nach Ried. Dort stand den Schauspielern das relativ große und gut ein gerichtete Theater im Rathaussaal zur Verfü gung. Von Ried führte die Reise nach Obernberg, dann nach Braunau, wo allerdings in einem Gast haussaal gespielt werden mußte. In Reichersberg aber fand die Gesellschaft wieder eine schöne Liebhaberbühne und auch ein gutes Orchester aus Stiftsgeistlichen, Prälatendienern und dem Hofrichter vor. Dagegen gab es in Suben, der nächsten Station, nur ein sehr ärmliches Theater, das man kurz vorher aus Schärding entlehnt hatte. Die letzte Station der Reise bildete wieder Schärding. Zwei Phänomene fallen in diesem Zusammen hang besonders ins Auge: Die Gesellschaft reiste nur mit dem allernötigsten Gepäck. Daraus geht hervor, daß sie an allen Gastspielorten relativ gut eingerichtete Bühnen vorfand, die über die notwendigen Dekorationen imd Requisiten ver fügten, und daß auch an all diesen Orten ein, wenn auch kleines, doch brauchbares Theater orchester zur Verfügimg stand. Dies läßt den Schluß zu, daß an all diesen Orten Dilettanten tätig waren. Diese verwalteten das Theater und den Fundus und spielten natürlich auch, die oft sehr langen Pausen zwischen den Besuchen der Theatertruppen überbrückend. Das zweite auffallende Phänomen ist die Doppeldeutigkeit des Wortes „Theater". Einerseits kann damit das Theatergebäude oder der Theatersaal ge meint sein, andererseits aber auch nur der Büh nenaufbau. Diese doppeldeutige Verwendimg des Wortes „Theater" ist im Innviertel bis in unser Jahrhundert hinein zu beobachten. Wandernde Theatergesellschaften waren immer auf der Reise und sie bezogen auch oft das Innviertel in ihre Route ein. So berichtet Hans Commenda'® von einer Truppe des Schauspie lers Franz Keil, die im Jahre 1778 eine Woche hindurch in Obernberg gastierte. Eine Truppe Georg Mayer bespielte Obernberg im Jahre 1810 vier Wochen lang und Georg Treuer hat sich im Jahre 1817 mit seiner Truppe sogar acht Wochen in Obernberg aufgehalten, wobei der Spielplan neun Lustspiele, fünf Ritterschau- " „Neue Warte am Inn", Jg. 1888, Nr. 14 (31. 3.), S. 4. ' Fuhridi, a. a. O., S. 70. ® Fuhridt, a. a. O., S. 69. ° Sdiiffmann, a. a. O., S. 172 f. Commenda, Hans: Unterhaltung in Obemberg am Inn um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, in: Oö. Heimatblätter, 15. Jg. (1961), Heft 2/3, S. 125—138.
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