OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

Theater im Innviertel Von Helmut Z ö p f 1 „Theater, das ist nidit nur das Haus, die Spiel stätte, die Bühne, der Autor, das Stück, der Re gisseur, die Schauspieler, Theater, das ist auch das Publikum. Theater . .. ist.. . alles, was rund um das Theater geschieht, der ganze gesell schaftliche und kulturelle Einzugsbereich"'. Un ter diesem Gesichtspunkt scheint es mehr als ge rechtfertigt, sich gerade zu einem Jubiläum auch ganz besonders des Theaters zu erinnern, als eines Faktors, der die Bevölkerung einer Land schaft kulturell und gesellschaftlich prägt. Will man nun das Theater im Innviertel darstel len, so stehen diesem Unternehmen große Schwierigkeiten entgegen, die sich primär aus der Theaterstruktur selbst ergeben. Wir haben es im Innviertel, wie wahrscheinlich auch in vielen an deren Gegenden, mit einem mehrschichtigen Theaterbetrieb zu tun; mit Berufstheater, Ama teur- und Kindertheater sowie Mischformen. Während das Berufstheater in der Presse und anderen Quellen noch relativ gut belegt ist, schei nen das Amateur- und das Kindertheater nur recht lückenhaft auf, vielfach bedingt durch die starke Fluktuation in diesem Bereich. Die Quel lenlage und auch die Kürze des Beitrages erlau ben daher nur eine skizzenhafte Darstellung des Theatergeschehens im Innviertel. DIE THEATERGEBÄUDE Eigene Theatergebäude hat es offenbar in allen drei Bezirksstädten gegeben, in Ried, Bracmau rmd Schärding. In allen drei Fällen wurden auf gelassene Kirchen umgebaut. Von Sdiärding wis sen wir nur, daß die St.-Sebastians-Kirche 1784 gesperrt imd später als Theater eingerichtet wurde^. In Ried wurde 1825 die Spitalkirche endgültig als Theater in Betrieb genommen. Schon 1790 hatte eine Gesellschaft von Theater liebhabern nach Bewilligung durch die Regie rung und mit einem Kostenaufwand von 800 Gulden die Kirche als Theater adaptiert. Da sie es aber verabsäumt hatte, dem Gebäude auch nach außen hin den Charakter einer Kirche zu nehmen, kam es zu Unruhen unter der Bürger schaft, die schon bald mit Gewalt gegen die Theateraufführungen vorging. Es mußte sogar eine zufällig auf dem Durchmarsch in der Stadt einquartierte Abteilung von Husaren eingesetzt werden, um die Ruhe wieder herzustellen. Die „Theaterkirche" wurde daher wieder gesperrt, das Inventar von den Theatergegnern offenbar verbrannt®. Erst 1825 konnte das Rieder Schau spielhaus wieder seine Pforten öffnen. In Braunau war es die ehemalige Kapuziner kirche, die nach wechselvollen Bestimmvmgen als Getreide-Schranne, Remise und Fleischbank 3 853 zum Theater ausgestaltet wurde. Die Eröff nungsvorstellung erfolgte am 18. Dezember die ses Jahres, wobei der schon 1849 gegründete Dilettantenverein „Corona" von Saluzzo auf führte'*. Wir gehen sicher auch nicht fehl in der Annahme, daß, wie in Ried, auch in Braunau der Dilettantenverein es war, der den Umbau zum Theater angeregt und schließlich auch erreicht hat. Während in Ried aber die „Gesellschaft von Theaterfreunden" selbst den Umbau bewerk stelligte, richteten in Braunau einige angesehene Bürger ein Gesuch an die Stadtgemeinde mit der Bitte, die ehemalige Kapuzinerkirche als Theater zu adaptieren®. Das Theater in Ried wurde 1872 wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt und diente der dortigen altkatholischen Ge meinde als Gotteshaus, bis es wegen Baufällig keit abgetragen wurde. In Braunau wurde das Stadttheater bis in die jüngste Vergangenheit bespielt, wird derzeit renoviert und im Frühjahr 1979 als Stadtsaal in neuem Glanz erstrahlen. Den Namen „Stadttheater" hat man bei diesem Umbau nicht zuletzt deshalb vermieden, um nicht den strengen Sicherheitsbestimmungen nachkom men zu müssen, die für Theatergebäude vorge schrieben sind, die aber den vielen Zwecken, de nen das Gebäude in Hinkunft dienen soll, hin derlich wären. Außerdem haben die Braunauer ' „Theater im ländlichen Raum", hrsg. Arbeitsgemein schaft „Ländlicher Raum", Wien 1976, S. 17. - Fuhrich, Fritz: TheatergesAichte OberösterreiAs im 18. Jhd., Wien 1968, S. 72. Schiffmann, Konrad: Drama und Theater in Öster reich ob der Enns, Linz 1904, S. 171—173. Eitzlmayr, Max: Das alte Kapuziner-Kloster in Braun au, in: Braunauer StadtnaAriAten, Nr. 5, Juni 1977, S. 35. ® Degner, Helmut: Das Stadttheater Braunau am Inn, ein gesAiAtliAer RüAbliA, in: 100 Jahre Stadttheater Braunau, WerbesArift des Stadttheaters für die Spiel zeit 1952/53, Braunau, August 1952.

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