OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

weise seine Kinder. Sie ließen auf dem Braunauer Friedhof 1822 — eigentlich merkwürdig spät — einen schmucklosen Grabstein aus rötlichem Marmor aufstellen, der die Inschrift trägt: „Dem besten, zärtlichsten Vater, dem am 26. August 1806 schuldlos geopferten Bürger und Buchhänd ler Johann Philipp Palm aus Nürnberg im 41. Jahre seines Alters von seinen drei trauern den Kindern Anna Maria Palm, Johann Philipp Palm, Anna Sophia Palm." Vierzig Jahre danach stifteten vier Braunauer Bürger aus eigener Initiative einen Gedenkstein für Palm, um die Richtstätte zu markieren, was allerdings nicht ganz gelang: der Stein stand zu weit abseits, was Kritik auslöste. Im Frühherbst 1866 — Österreich und das mit ihm verbündete Bayern hatten gerade den verlustreichen Krieg mit Preußen hinter sich — rüstete man in Braunau zu einer imposanten Palm-Ehrung. Den Höhepunkt bildete die Enthüllimg des Denkmals, das sich erhalten hat. Es zeigt den Nürnberger Buchhändler ganz im Stil der damaligen Zeit: Hoch aufgerichtet, stolz und erhaben dem Schick sal trotzend — daß die Wirklichkeit anders aus sah, kümmerte offenbar niemanden. Das Denk mal — geschaffen von dem Nürnberger Bildhauer Konrad Knoll und dem Salzburger Steinmetz meister Braim — kostete die nicht geringe Summe von 7000 Gulden; 1000 Gulden stellte der baye rische König zur Verfügung, den gleichen Betrag die Generalversammlung deutscher Buchhändler; die Hauptlast trug allerdings die Braunauer Bür gerschaft. Bemerkenswert in diesem Zusammen hang ist, daß der Berliner Gemeinderat die Bitte, für das Palm-Denkmal 200 Taler flüssig zu ma chen, einstimmig ablehnte. Zu einer großen Palm-Feier kam es in Braunau natürlich auch 1906 — zu ihr lud man Personen ein, die den Namen Palm trugen —, und 1925 stiftete der Börsenverein der deutschen Buch händler zu Leibzig einen Obelisken im Geden ken an Palm an der Richtstätte auf dem ehemali gen Festungsglacis. Mit all diesen Denkmälern und anderen Hinweisen erinnert sich die Nach welt an einen Maim, der von einem Despoten unfreiwillig zum Helden erhoben wurde und der bis heute unvergessen blieb. Die ergreifendste, weil schlichteste Erinnerung an den Menschen Palm, birgt jetzt das Oberösterreichische Lan desmuseum — jene Weste, die der Nürnberger anzog, als er am 26. August 1806 — von Krämp fen geschüttelt — auf den Richtplatz geführt wurde. Die Weste — angefertigt aus weißem Gewirk für einen kleinen, überaus schmächtigen Mann — schob Anna Maria Palm noch rasch in den Koffer ihres Gatten, als die Häscher seiner harrten.

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