Die Palm gehen auf eine altspanische Familie® zurück, die im 13. Jahrhundert vom König von Aragonien geadelt winde. Ein Zweig dieser „de Palma" tauchte kurze Zeit später im Kanton Bern auf, und Alfons von Palm zeichnete sich als Gefolgsmann im Heer des ersten Habsburgers aus. Von Rudolf erhielten die Palm auch den roten habsburgischen Löwen für ihr Wappen. In der Folgezeit verloren die Palm ihre Güter und einflußreichen Stellungen: teils durch Mißgunst der Zeit, teils durch unkluge Handlungen. So soll Rudolf von Palm derjenige gewesen sein, der am 1. Mai 1308 Albrecht I. den Spieß in den Leib rannte, während Walter von Eschenbach ihm das Haupt spaltete. Erst im ausklingenden 16. Jahrhundert kamen die Palm wieder zu An sehen, und Johann Balthasar Palm begründete mit seiner Frau Anna Maria die fürstliche, frei herrliche und bürgerliche Linie der Familie Palm. Die adeligen Palm blieben eng mit Österreich verbunden: Johann David von Palm zeichnete sich während der Türkenbelagerung Wiens 1683 hervorragend aus, und Fürst Karl Palm zählte zu den Vertrauten Kaiser Josephs II. Auch die bürgerlichen Palm machten ihren Weg, vor allem als Kaufleute, Ärzte und Apotheker. Ihr Stammsitz war das Städtchen Schorndorf im württembergischen Jagstkreis, das in die Litera tur einging: 1688 verteidigten die Frauen von Schorndorf unter der Führung der Gattin des Bürgermeisters Walch ihre Stadt erfolgreich ge gen die Franzosen — eine Tat, die in etlichen epischen und dramatischen Dichtungen von Paul Heyse und Karl Mayer verherrlicht wurde. In Schorndorf erblickte nun Johann Philipp Palm am 18. Dezember 1766 das Licht der Welt. Der Vater war Chirurg und ein angesehener Mann: er wollte deshalb seinem Sohn die gleiche Laufbahn eröffnen. Aber Johann Philipp erwies sich dazu als ungeeignet: er war ein höchst mittelmäßiger Schüler, dem das Latein Schwierigkeiten bereitete und der mit der Medizin nichts zu tun haben wollte. So entschloß sich das Ehepaar Palm — es waren immerhin noch drei Jungen zu versor gen —, Johann Philipp in die Lehre zu schicken, und zwar nach Erlangen, wo sein Onkel Johann Jakob Palm eine Buchhandlung betrieb. Der Ent schluß war richtig: der Lehrling fühlte sich in Er langen wohl, wurde Geselle und arbeitete an schließend in den Buchhandlungen Andreä in Frankfurt und Vanderhöck in Göttingen — beide Prinzipale stellten ihm gute Zeugnisse aus. Al lerdings hielten sie von ihm nichts als Kaufmann. Durch „göttliche Fügung" — wie Palm es selbst nannte — lernte der junge Buchhändler Anna Maria Stein kennen, die Tochter des Inhabers der bekannten Buchhandlung Stein in der Wink lergasse zu Nürnberg, die schon 1604 gegenüber der „Alten Waage" gegründet worden war. Jo hann Philipp Palm wäre durch diese Bekannt schaft und Heirat eine gesicherte Zukunft be schieden gewesen, aber sowohl er als auch seine Gattin hatten von geschäftlichen Dingen keine Ahnung und wollten sie nicht haben: vor allem Alma Maria — musisch hoch begabt — fühlte sich als wohlhabende Bürgerin, und ihr Mann küm merte sich mehr um seinen Nürnberger Freundes kreis als um die Buchhandlung. Die Folgen blie ben nicht aus: als der alte Stein starb, geriet Johann Philipp Palm alsbald in finanzielle Schwierigkeiten, zumal er nicht bereit war, sei nen Haushalt einzuschränken. So wurde er ge zwungen, sich in dubiose Geschäfte einzulassen, die ihn bereits 1798 hinter Schloß und Riegel brachten. Die Ursache dazu bot eine Schrift, die unter dem Titel „Über öffentliche Lehranstalten, insbeson dere über Lektionskataloge auf Universitäten" erschien und mit der die Verhältnisse an der Benediktiner-Universität Salzburg scharf ange griffen wurden. Bei dem Verfasser, der anonym schrieb, handelte es sich um den im Lungau ge borenen Mattäus Fingerlos: selbst Geistlicher, Regens des Priesterhauses und Domprediger in Salzburg. Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo reagierte sofort, und als sich herausstellte, daß die Schmähschrift gegen die Salzburger Universität von der Buchhandlung Stein in Nürnberg her ausgegeben und vertrieben werde, ordnete er ' R. V. Rhyn, Die Familie Palm — eine genealogisdie Skizze, in: Unterhaltungsbeilage der Linzer TagesPost, Jg. 1906, Nr. 34. * Die diesbezüglichen Protokolle verwahrt das Salz burger Landesarchiv.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2