Die zentrale Figur aber war Landrat Eybel, des sen Einstellung die eigentliche Ursache für die Vorladung der Schärdinger Bürger imd die Art der Behandlung war. Eybel brachte kein Ver ständnis für das Empfinden des Volkes auf; als Aufgeklärter dünkte er sich über dessen Wün sche erhaben. Zynisch xmd arrogant verurteilte er jeden Andersgesiimten. Sein Einfluß weit über die Grenzen des Landes hinaus fügte der Kirche schweren geistigen und materiellen Schaden zu^*. Um 1790 zeichnete sich dagegen in der Hofstelle eine nachgiebigere Haltung den volkstümlichen Frömmigkeitsformen gegenüber ab. Das Hof dekret zeigt dies deutlich. Wenn auch die Er ledigung der bischöflichen Beschwerden durch Leopold II. im Jahre 1791 im großen und ganzen kein Abgehen vom josephinischen System brachte, so gab man in Nebensächlichkeiten nach, übersah vielfach die Übertretungen der fest gesetzten Ordnung und gab dadurch indirekt zu. was das Volk immer schon empfand, daß es sich doch um harmlose Dinge handelte, die zu ver bieten dem Kaiser eigentlich nicht so wichtig sein sollten. Die weitere Entwicklung gab jedenfalls dem Volk recht. Die Vorfälle in Schärding beleuchten aber nicht nur die Vorgangsweise der Behörden gegen her gebrachte Frömmigkeitsformen, sie zeigen zu gleich, daß eine Reform des Gottesdienstes letzt lich nur mit Zustimmung des Volkes und nicht gegen sein Empfinden möglich ist. Diese Zustim mung muß in jedem Fall gesucht und erworben werden. Dies ist wohl der eigentliche Grund, warum es in der kleinen Stadt am Inn im Jahre 1790 zu diesen aufregenden Ereignissen kam. Zu Eybel vgl. M. Brandl, Der Kanonist Joseph Valen tin Eybel (1741—1805). Sein Beitrag zur Aufklärung in Österreich (Forschungen zur Geschichte der katho lischen Aufklärung 2), Steyr 1976.
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