OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 3/4

Die Pröpste des Augustiner-Ghorherrenstiftes Suben Von Hans Rödhammer Mit 11 Abbildungen Oberhalb Schärding liegt auf einer Landzunge zwisdien dem Inn und dem Etzelshofner-Bach das Pfarrdorf Suben. Das größte Gebäude des Ortes ist die jetzige Strafvollzugsanstalt, das frühere Augustiner-Chorherrenstift (siehe Abb. Nr. 1). Der Name des Ortes wurde verschiedentlich ge deutet. Die Behauptung, der Name sei sloweni schen Ursprungs^ (zupanja = Sitz eines Zupans) wurde mit dem Hinweis begründet, daß das Stift Besitzungen in Kärnten hatte. Der Ort, einst an der Innstraße Juvavum (Salzburg) — Boiodorum (Innstadt/Passau) gelegen, ist römischen Ur sprungs. Die Römer nannten den Inn „Aenus flumen"®, und noch 790 heißt der Fluß „Enus flumen", 904 wieder „Aenus flumen", 1027 „Inus flumen" und 1073 „flumen Enus"^. Teilen wir das Wort Suben in zwei Silben, nicht aber in „Su" und „ben", wie man es heute ausspricht, sondern in „Sub" und „en", so kommen wir auf den römischen Ursprung des Ortsnamens Suben. Die lateinische Silbe „sub" bedeutet „unter, un ten". Die Endsilbe „en" ist die gekürzte Form von „Aenus" = Inn. Der Name Suben ist also römischen Ursprungs und heißt somit übersetzt „Unterinn". Als Gründungszeit des Stiftes Suben wird in den verschiedensten Werken die Zeit um 1050 ange geben^. Die Sage erzählt, daß die beiden Schwe stern Tuta (die jüngere) und Himiltrud (die ältere), Töchter des Grafen Heinrich von Form bach und der Himiltrudis, eines Tages auf dem Inn herabfuhren und während eines Sturmes der Kahn drohte unterzugehen. Menschenhilfe war nicht mehr möglich, und so wandte sich Tuta in dieser Gefahr zum Himmel und gelobte, dort ein Kloster zu bauen, wo ihr Kahn glücklich landen und sie aus der Todesgefahr befreien würde®. Tuta landete oberhalb Schärding bei Suben. Sie war damals noch ein Mädchen, wie wir später sehen werden. Der Vater Tutas, Graf Heinrich von Formbach, besaß die Burg Suben, die aller Wahrscheinlichkeit auf dem Boden eines rö mischen Kastells errichtet war. Graf Heinrich starb um 1040, und die Töchter wurden von Ver wandten erzogen®. Um diese Zeit wurden viele bayerische Adelige mit Soldaten von den ungarischen Königen in ihr Land gerufen, um bei der Kolordsation und Christianisierung zu helfen. Viele junge Edelfräulein zogen mit, und so kamen auch Tuta und ihre Schwester Himiltrud nach Ungarn. Auf welche Weise Tuta aber in die Nähe der un garischen Königsfamilie der Arpaden kam, ist noch nicht erforscht. Da die ungarischen Könige mit ausländischen Frauen verheiratet waren^, so suchte auch Prinz Bela nach dem Tode (1058) seiner Frau Richeza (von Polen) wieder eine Gat tin aus dem Auslande. Die Wahl traf Tuta, die, nachdem Bela 1. 1061 König geworden war, so mit Königin von Ungarn wurde. Aber schon am 11. September 1063 ist König Bela 1. in Moson (Wieselburg) verstorben®, sein Leichnam ruht in der von ihm gestifteten Benediktiner-Abtei Szekszard®. König Bela 1. hatte einen Onkel Lambert gehabt, der urk. 995 bis 1014 Bischof von Krakau war^®. Aus der ersten Ehe Belas stammten die Prinzen Geiza und Ladislaus^^, aus der Ehe mit Tuta die Kinder Lambert und Jolantha^®. Nach Bela 1. wurde dessen 12j ähriger Neffe Salomen König von Ungarn^®. Königin ' Schiffmann Konrad: Das Land ob der Enns (1922), S. 221. ® Strnadt Julius: Historisdier Schulatlas von Ober österreich und Salzburg, Karte I. ' Schiffmann Konrad: Historisdies Ortsnamen-Lexikon des Landes Oberösterreidi (1935), 1. Bd., S. 524. * Dworschak Fritz: 900 Jahre Stift Suben am Inn, in: Oö. Heimatblätter, Jg. 6 (1952), S. 298. — Sdiiffmann, Hist. Ortsnamen-Lex., Ergänzungsband (1940), S. 456 Pritz Franz Xaver: Beiträge zur Geschidite des aufge lassenen Chorherrenstiftes Suben, in: XVI. Bericht über das Museum Francisco Carolinum, Linz 1856. ^ Lamprecht Johann Ev.: Beschreibung der k. k. ober österreichischen Gränzstadt Schärding (1860), S. 439. ' Lamprecht, Schärding, S. 440. ' Lorenz Ottokar: Genealogisches Handbuch der euro päischen Staatengeschichte (1908), Tafel 9. ' Mitteilung der österreichischen Botschaft in Buda pest, ZI. 2984-A vom 27. 10. 1977. ° Lenk von Treuenfeld Ignaz: Erklärung des Stamm baumes sämtlicher 53 Könige von Ungarn bis auf Ferdinand V. (Wien 1840), S. 41. Mitteilung Kapitula Metropolitaina Krakowie vom 1. 10. 1977, ZI. 31-001, an das öst. Kulturinstitut in Warschau. Lorenz, Taf. 9. von Frizberg Lui: Tuta Regina (Maschinschrift 1955), S. 25. " Lorenz, Taf. 9.

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