OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

Wohl kloan, da nur drei Guldn, Und eing'richt a ganz nett^. Nach bestandener Lehramtsprüfung wurde er „Instructor" beim Pfleger der Auersperg'sdien Herrschaft, Decastello. Dort wirkte er natürlich nicht nur pädagogisch, er mußte alle möglichen Arbeiten verrichten, er war Schreiber beim Districts-Commissariat und beim Landgericht. Der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe, verließ der junge Hauslehrer den außergewöhn lich guten Arbeitsplatz (Man bedenke, was An ton Bruckner als Schulgehilfe ntir wenige Jahre früher alles durchgemacht hat!). „Da ich jedoch im Jahr 1847 zur Assentirimg kommen sollte, so verließ ich die mir so lieb gewordene Stelle imd suchte bei irgendeiner öffentlichen Schule einen Posten als Schulgehilfe zu erhaschen, weil nach den damaligen Gesetzen alle öffentlichen Lehrer militärfrei waren, wel chen Vortheil ich bei der 14jährigen activen Mili tärpflicht mcht aus dem Auge lassen wollte""^. So ging Hölzlhuber für 12 Gulden Jahressold nach Leonstein, wo er die Freuden und Leiden eines Schulgehilfen mit allen weltlichen und kirchlichen Pflichten erlebte, so beispielsweise mußte er in einem Bett nächtigen, das im zugi gen Vorhaus des Schulgebäudes stand. A Schulg'hilf aufn Land Kann vor Hunga nöt pfnausn, Es hungert'n in da Vruah, Z'Mittag und auf d'Jausn. Er woas gegn sein Hunga Koan Mittel nöt z'findn, Z'Mittag ißt a Strasand, Auf d'Nackt sauft a Tintn!^ Durch sein geselliges Wesen — er konnte auch vorzüglich musizieren und singen — schuf er sich in Leonstein bald Fretmde, besonders unter dien Sensengewerkern; auch die gräfliche Familie Salburg, Herrschaft auf Schloß Leonstein, war ihm wohlgewogen. Als ihm eine Lehrerstelle in (Bad) Hall angeboten wurde, folgte er dem Ruf. Doch bald finden wir ihn wieder in seinem geliebten Leonstein, tmd zwar als „Kanzleiindividuum'' beim Patrimonialgericht der Herrschaft Leonstein. Einen derarti gen Dienst hatte er in Losensteinleiten imd Bad Hall, damals Hall genannt, verrichtet. Einer neuen, fortschrittlichen Rechtsordmmg fie len im Jahre 1850 die Pflegschafts- oder Patrimonialgerichte zum Opfer — und Hölzlhuber war arbeitslos. Das gleiche Schicksal traf den Vater, denn eines Kastners bedurfte man nach der Bau ernbefreiung ebenfalls nicht mehr. Sehr schwer fiel dem in Leonstein sehr Ange sehenen der Abschied: Fort von dir! Ich darf nicht länger Weilen mehr in dir, mein Ort! Traurig zieh' ich, armer Sänger, In die weite Ferne fort. Alles muß ich nun verlassen. Nur die Laute, die allein. Zieht mit mir auf fremde Straßen, Weit von dir, mein LeonsteinP Beide, Vater und Sohn, strebten nun die Über nahme in den Staatsdienst an, aber die Beamten Seiner Majestät schienen Spott mit den Geprüf ten zu treiben: Hölzlhuber senior wurde wegen seines Alters, der Sohn wegen seiner Jugend nicht angestellt. Franz Hölzlhuber bekam beim Linzer Bezirks gericht eine Stelle als Taglohnschreiber (Diurnist war der wohlklingende Titel). Durch sein musi kalisches Talent — er sang und konnte sich selbst vorzüglich begleiten — erreichte er Zugang zu den vornehmsten Häusern in Linz. Als er aber um eine Kanzlistenstelle (mit ge regeltem Einkommen) einreichte, wurde ihm diese mit der Begrünciimg verweigert, daß man einen Sänger imd Musiker doch nicht als Staats beamten anstellen könne. Enttäuscht ging Hölzl huber nach Wien; nachdem er an der Wiener Staatsoper eine Prüfimg abgelegt hatte, wurde er als „Baritonist für kleinere Rollen" an das Josephstädter Theater engagiert. Man schrieb das Jahr 1852. ® Hölzlhuber, Gedidite, S. 16, „Mei erst's Quartier in Wean", auszugsw. ' Hölzlhuber, „Skizzen aus Nah und Fern". Text zum Aquarell „Das Sdiulgebäude zu Leonstein". ® Hölzlhuber, Gedichte, S. 21, „Sdiulg'hilf". ® Hölzlhuber, Gedidite; S. 23, „Abschied von Leonstein", auszugsweise. 88

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