OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

Franz Hölzlhuber — eine Universalbegabung des 19. Jhts. Erinnerung anläßlich seines 80. Todestages Von Helmut Grassner Mit 3 Abbildungen „Das vor einigen Tagen in Wien erfolgte Ab leben der Frau Karoline Hölzlhuber, Witwe nach dem Oberoffizial und Staatsbahn-Bibliothekar i. P. Franz Hölzlhuber'' wurde in der Unterhal tungsbeilage der „Linzer Tages-Post" am Sonn tag, 8. Oktober 1911, zum Anlaß genommen, die Erinnenmg an den Mann wachzurufen, „welcher im gesellsdiaftlichen Leben Steyrs in den Jahren 1872 bis 1887 eine ganz hervorragende Rolle spielte imd dessen bewegter Lebensweg ein so interessanter ist, wie ihn wohl nur wenige auf zuweisen haben"^. Franz Hölzlhuber war so etwas wie eine Univer salbegabung: er dichtete, malte, sang, musizierte, komponierte tmd dirigierte — also ein durch und durch musischer Mensch; und hinter dem be amtete Sicherheit verratenden Amtstitel verbirgt sich ein Lebenslauf, erfüllt von Freuden, Erfol gen, Abenteuern xmd oft bitteren Existenzsorgen. Recht viel aus seiner Feder bzw. aus seinem Pin sel ist nicht auf tms gekommen: Skizzenbücher, Aquarelle, ein gedrudctes Panorama der Eisen bahnstrecke durch das Gesäuse und ein längst vergriffenes Händchen^ mit Mundartgedichten. Aber alles das fügt sich wimdersam in den Le benslauf dieses Bohemiens, den zeitlebens eine große Sehnsucht nach bürgerlicher Sicherheit be gleitete, ein, so daß ims Gegenwärtigen ein schil lerndes Zeitbild einer vergangenen Epoche ent steht. Am 22. September 1826 erblickte Franz Hölzl huber das Licht der Welt. Seine Eltern waren die Wirtsleute (Wirth und Gastgeber steht im Tauf buch der Pfarre Sieming) des „Bierhäusls" an der Straße von Steyr nach Sierning, Joseph und Elisabeth Hölzlhuber. Früher hatte der Vater ein Gasthaus in Steyr® besessen, durch den Staats bankrott 1811 aber einen so großen Verlust erlit ten, daß er das Haus verkaufen mußte — und das kleinere „Bierhäusl" erstand. Wenn Hölzlhuber in seinen „Mundartgedichten" schreibt: Mei Vada, mei Muada San Kloanhäuslerleut, Und ohnö Kind hat sö's Lehn nimma g'freut. So hahn s' halt den Himmel In schlaflose Nächt Recht inständi hitt, Daß er m i schicka mecht!^ so ist das nicht unbedingt autobiographisch zu nehmen, deim der kleine Franz war das zweite Kind aus der zweiten Ehe des wohlbestallten Gastgebs. Bald nach Franz' Geburt übersiedelten die Hölzlhubers nach Sierning, dem Heimatort der Mut ter (Tochter des Sierninger „Chirurgen" Joh. Georg Adam), wo diese eine Zuckerbäckerei be trieb. Der Vater fand Anstellung im Schloß Sierning, wo er als „Kastner" die Abgaben der Unter tanen zu verwalten hatte. Darüber hinaus leitete der hochmusikalische Mann, dessen Zitherspiel schon viele Steyrer ins „Bierhäusl" gelockt hatte, die Kapelle des Bürgerkorps tmd erteilte seinem Sohn, der die väterlichen Begabungen geerbt zu haben schien, den ersten Musikunterricht. Nach der Volksschule trat Franz beim Kaufmann Lippert als Lehrling für Eisen- imd Stahlwaren ein. Hölzlhuber bekennt: „Er (Lippert) war da mals Hauptmann der Sierninger Bürgergarde, tmd nahm mich derselbe hauptsächlich wegen meines Clarinett-Blasens in sein Geschäft."® Der Eisenhcmdel war aber nicht die Beruftmg des jtmgen Mannes, der bald darauf in Steyr die Bank der weiterführenden Schule drückte tmd schließlich im Pädagogium zu St. Aima in Wien zu finden ist. Wie i als junga Mensch Nach Wean hinab bi kumma, Da haV i hübsch lang braudit, Bis i a Zimma g'numma. Do endlö spät am Abend Findt i a Cabinet, ^ Grimm, Josef: Eine Erinnenmg an Franz Hölzlhuber. In; Unterhaltungsbeil, der Linzer Tages-Post, Nr. 41, Jg. 1911, vom 8. Okt. 1911. ^Hölzlhuber, Franz: Gedichte in oberösterreichischer Mundart, Verlag der Sandbök'schen Buchhandlung, Steyr o. J. ® Gasthaus zur Blauen Kugel. ^ Hölzlhuber, Gedichte; „Geburt und Taufe", S. 6, aus zugsweise. ® Text zum Aquarell „Lippert-Haus in Sierning' „Skizzen aus Nah tmd Fern". In 87

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