fahren auch, daß er Christian Fürchtegott Geliert liebt und die Wiener Realzeitung — begreiflicher weise — nicht mag (A10, S. 206). Die Realzeitimg berichtete am 4. Juni 1782, Stei ninger solle unter dem Namen Feiner als Ver fasser der „zweiten Auflage'' von Was ist der Pabst „mit im Komplott gegen H. Bibel und die gesunde Vernunft verwickelt seyn". Nach dem Bisherigen verwundert es nicht, wenn eine 1783 erschienene Broschüre®^ Steininger in die vorderste Front der literarischen Reaktion im österreichischen Klerus einreiht. Wahrscheinlich ist die anonyme Broschüre FreundsdiäftUche Erinnerungen ... an .. . Huher . . . (A 12) von Steininger verfaßt. In ihr teilt der Verfasser (S. 5 f der Ausgabe in der Neuesten Sammlung) mit, er wolle dreimal jährlich für Hubers arme Seele eine Messe lesen. Wittola meldet in der Wiener Kirchenzeitung®^, dem Huber sei einmal erzählt worden, der Pfar rer St.*** zu W.** in Oberösterreich habe sich in einem Kloster öffentlich gerühmt, daß er all jährlich um die Bekehrung des Sindelburger Pfarrers drei Messen lese. Nach Hersche®^ bezieht sich diese Stelle auf Steininger. Das macht die Verfasserschaft von A 12 wahrscheinlich. Huber war einer der profiliertesten Landpfarrer josephinischer Richtimg und den Konservativen ein rotes Tuch®®. Steininger war wohl auch gegen Eybels Schrift über die Ohrenbeichte®® literarisch tätig. Das Pseudonym „von dem oberösterreichischen Land pfarrer" (A 13, 14) körmte auf ihn verweisen, und auch Hersche schreibt Steininger die Schrift A 13 zu®"^. Mit geringer Wahrscheinlichkeit aller dings könnte auch die Broschüre Die Vortheile der Ohrenheicht für den Staat^^ auf Steininger anspielen. In Enns hatte Steininger eine zwar kleine, aber mit gutem Geschmack ausgesuchte Bibliothek im Ennser Priesterhaus zur Verfügung gehabt. Nicht allzuweit von Enns lag St. Florian mit seiner wertvollen Bibliothek. In Windhaag bei Perg aber, wo er seit 1782 wirkte, war Steininger, der laut eigenen Angaben nicht allzu viele Bücher besaß, von entsprechenden Hilfsmitteln entblößt, und spätestens 1784 (A 15 ausgenommen) ruht seine Feder. A. DIE WERKE STEININGERS A 1. (Ode auf den Tod des Passauer Bischofs Graf Joseph Maria v. Thun-Hohenstein) 1763 Gedruckt in (Marx Anton Wittola), Des bekannten österreidtiiscken Pfarrers drittes Schreiben über die Toleranz, nach den Grundsätzen der katholischen Kirche. Wien, mit Sonnleithnerischen Schriften 1782, S. 50 f. A 2. Jakob Benignus Bossuet Bischofes von Meaux Geschichte von den Veränderungen der Protestantischen Kirchen. Aus dem Französi schen. Von Franz Steininger, Weltpriester. Augs burg, Klett- und Frankische Buchhandlung, 1796. 23 Bll., 1336 SS. H. Fromm, Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen 1700—1848, 1. Bd. Baden-Baden 1949, Nr. 3705, demnach die erste deutsche Ausgabe des be rühmten Werkes. Expl: K.®® A 3. Zwey Gespräche zwischen einem Landpfar rer und einem Bauer vom Fegfeuer. Verfaßt von Franz Steininger . . . Steyr, zu finden bey Joh. Ferdinand Holzmayr 1775. 68 Seiten. Expl: K A 4. Drey Gespräche zwischen einem Landpfar rer und einem Bauer. Worinnen dem Landvolke ®® Schon 1771 war Kardinal Migazzi in geheim, was Er 1783 öffentlich ist. Von Anton Zaccaria (fingiert!). Der ganzen Welt vor die Augen gelegt. Rom (= Wien) 1783, 93 Seiten. — Expl. St. Florian VII 3191. Es geht in der Schrift hauptsächlich um Gelübde. Das Vorwort nennt als fünf Gegner der Aufklärung in Österreich: Merz, Fast, Pochlin, Steininger, Obermayer (= Haid). 83 Wiener Kirchenzeitung Nr. 51 v. 18. 12. 1784, S. 420. ®^ Hersche, Spätjansenismus, S. 317, Anm. 17. ®® Zu K. J. Huber Hersche, Spätjansenismus, Brandl, Wittola. ®® (J. V. Eybel), Was enthalten die ächten Urkunden des christlichen Alterthums von der Ohrenbeicht? 1784. Dazu Brandl, Eybel 210—228. ®^ Hersche, Spätjansenismus, S. 190 f. ®® Die Vortheile der Ohrenbeicht für den Staat. Donau werth (= ?) 1784, 63 Seiten. Es ist ein Dialog zwi schen einem E. (= Eybel), der gegen die Beichte ist, und einem S., der dafür ist. Die Vorerinnerung ist signiert: „W... den 7ten Hornung. Der Heraus geber." S. und W.: Steininger und Windhaag? — Typisch für die Argumentation in jener Zeit der Ansatz bei der Staatsräson. ®® Fimdorte von Steiningers Werken: B = Eigenbesitz, I = Jesuitenkolleg Innsbruck, K = Kremsmünster Stift, L 1 = Btmdesstaatl. Studienbibl. Linz, L2 = Priesterseminar Linz, St. Fl. = St. Florian Stift, W1 = Nationalbibl. Wien, W 2 = Universitätsbibl. Wien, W 3 = Stadtbibl. Wien, W 4 = Schottenstift Wien. 82
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