Aufklärung gerichteten Schrift der Broschüre Steiningers entsinnen^^. Was Cremeri an Steininger so sehr rügte, den angeblich rüden Ton, den hält er in seiner Ent gegnung Immer der Pasquillant ... (B 13) in weit stärkerem Maß und mit gröberer Theologie durch. Steininger sei „ein Geistlicher vom hildebrandinisdien Schlage, folglich aus den alten Zei ten her noch gewohnt, sich alle Unverschämt heiten zu erlauben" (B 13, S. 13). Der Biegsam keit seiner theologischen Logik komme nichts gleich, „aber das ist auch wahr, man sieht es ihr gleich am Schmutze an, daß sie von einer Weltweisheit abstammet, die der Gottesgelahrtheit als Küchenmagd dienet" (B 13, S. 40). „Ich mußte recht herzlich lachen, wie Sie mich so höhnisch, als einen armen Lai, einen Lai, der sich mit Priestern messen wolle, abgewiesen haben" (B 13, S. 75 f). Da er, Steininger, „wir Priester hier zu Lande" geschrieben habe, seine Meinung also mit jener der andren einfach identifizierte, „könnte es sich sehr leicht fügen, daß Ihnen eiii' Hermannseder^^, Huber^®, Schiermann^®, TremeP^, diese Muster von rechtschaffenen, edlen, wahren Priestern, einen Injurienprozeß an den Hals wür fen" (B 13, S. 18). Kardinal Firmian von Passau, der zur Zeit der Abfassung bereits verstorben war, hatte Cremeri für eine ihm zugesandte Schrift des Linzer Skribenten mit einem Brief vom 5. 5. 1782 gedankt (B 13, S. 83). Die auf geklärten Wiener Provinzialnachrichten bespra chen Cremeris Broschüre B 13 wegen seiner „Plattiteden" negativ^®. Knapp vor dem sensationellen Besuch des Papstes Pius VI. in Wien sorgte der Linzer Landrat Jo seph Valentin Eybel mit einer Schrift, Was ist der PahstV^ für einen der größten theologischen Skandale der deutschen Aufklärung. Steininger konterte mit seinem „Georg Feiner" (A 10), der recht polemisch gehalten ist und persönlichen Mut bezeugt. 15 Ursachen hätten Herrn Namlos (Eybel hatte seine Schrift ja anonym erscheinen lassen) zur Autorschaft bewogen: „1. Hitze und Unruhe des Kopfes, 2. Ergießung der Galle, 3. Uebler Magen wider die Mönche, 4. Unverdaulichkeit einiger vor Zeiten verschluckter Brokken, 5. Hoffnung des Lobs von der Realzei tung®®, imd 6. von seines Gleichen, 7. Von Aus ländern, besonders Glaubensgegnern, 8. Beyfall von den grossen, 9. Begierde vor dem un gelehrten Pöbel und Völklein ein großer Geist zu scheinen, 10. Neuenmgs- imd Verführungs sucht, 11. Modesucht, 12. Geldsucht, 13. Begierde nach Befördenmg, 14. Schreibkützel, 15. Freude sich im vergoldten Schwein oder Kalbleder gebxmden zu sehen" (A 10, S. 277 nach der Aus gabe in der Neuesten Sammlung). Der „Georg Feiner" war Zeitgenossen eine der bekannteren unter den vielen Dutzenden pro und kontra Eybels Papstbroschüre erschienenen Schriften. Dennoch entbehrt sie des Interesses, welches man Steiningers Antworte dem Thoren (A 9) zubil ligen darf. Kennzeichnend für seine zwar ultra montane, aber doch auch vermittelnde Linie ist wieder einmal, daß er Eybel aus dessen Gesin nungsverwandten, Riegger und Johann Nepomuk Pehem, zu widerlegen sucht. Karl Joseph Hubers Einstellung zum päpstlichen Segen er fährt auch einen Rüffel (A 10, S. 209—211); von Ollivas Schrift Was ist der Verfasser der erschie nenen Abhandlungen . . .®^ weiß Steininger nicht recht, ist Ollivas Lob auf Eybel echt oder eine Satire. Nach de Lucas Das gelehrte Oesterreich liefert Steininger eine gehässig zurechtgemachte Biographie Eybels (A 10, S. 216—220). Wir er- „Die Schriften des berüdhtigten K. K. Bücher-Revisions-Aktuarius und Bibliothek-Schreibers zu Linz; das Paquet der Fürsten; Bitte an Joseph II.; meine Grille von den katholischen Vestalinnen; ein Schrei ben an Herrn Nikolai etc. sind sdion genug bekannt gemacht worden. Dieser Aufklärer wollte seinen Landsleuten weiß machen, daß die Moral stärker von der Schaubühne, als vom Predigtstuhle auf die Herzen wirke. Aber Franz Steininger . . . suchte ihn auf eine passende Art zurückzuweisen..." Vindano (= P. Erdt), Auch ich will ein Aufklärer seyn, in: Gesam melte Schriften ... 7. Bd., Augsburg 1790, S. 262. Theophilus Hermanseder CSA-St. Florian, damals Pfarrvikar in Ebelsberg. Karl Joseph Huber von Sindelburg, Niederöst. Cölestin Schirmann OSB-Kremsmünster, Pfarrer von Thalheim. Joseph Tremmel, damals Pfarrer von Gunskirchen, 1784 Domherr Linz. Provinzialnachrichten Nr. 8 v. 25. 1. 1783, S. 128. Brandl, Eybel S. 169—198. L. Franc, Die Wiener Realzeitung. Ein Beitrag zur Publizistik der theresianischen Epoche. Diss. Wien 1952. Brandl, Eybel S. 193, Anm. 115. 81
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