Schrift (B 4). Ihm entgegnete dann Steininger (A 9). Im Zweikampf Cremeri — Steininger tmterlag zwar der letztere bei der aufgeklärten Öffentlichkeit (die konservative Seite hatte bei weitem nicht so viel literarische Zeitschriften); der flüssige, treffende Stil Steiningers imd die direktere Gedankenführung machen die Lektüre seines Antworte dem Thoren . . . aber zu einer angenehmeren Lektüre als Cremeris Immer der Pasquillant. . . (B 13), womit Cremeri dann Stei ninger entgegnete. Eingangs bedauert Steininger (A 9), Cremeri habe zwar in den Regensburgischen historischen Nachrichten®^ 1781 die Verfasserschaft von Paquet für Pürsten^^, Bill an Joseph den Zweiten^'^, Meine Grille von den katholischen Vestalinnen^^ und Ein Schreiben an Herrn Nikolai^^ (Steinin ger schreibt „Prof. Nikolai") zugegeben, dazu versprochen, Reue zu tun. Das sei ihm aber nicht ernst gewesen, denn als er, Steininger, von einem guten Freund eine Piece (B 4) zum Lesen bekommen habe, habe er gleich ausgerufen: „Da ist er ja wieder, der Herr Paquetmacher, der Bit tenfabrikant, der Grillenaushecker . . ." (A 9, S. 5 f). Der Freimd und er hätten geurteilt, kein Protestant habe noch eine so infame Schmäh schrift gegen den Augsburger Domprediger ge schrieben. Deshalb müsse Cremeri „mit der gro ßen weislingerischen'^® Knuttpeitsche gezüchtiget werden" (A 9, S. 7). Es geht also um das heiß diskutierte Thema Toleranz mit seinen vielfachen Begriffsverwir rungen. Steininger meint. Merz habe nicht gegen die bürgerliche Toleranz gepredigt, also auch nicht gegen die Gestattung bürgerlicher Rechte und der freien Religionsausübung in Österreich. Aber es gebe noch eine andere Toleranz, die theologische, und dafür sei er, Steininger, auch keineswegs: „Die theologische Toleranz irriger Religionen ist allezeit an und für sich selbst etwas Böses, Unerlaubtes, und im Evangelio Verbothenes, das lehrt Merz, und jeder römisch katholische Theolog" (A 9, S. 20). Wohl sei er persönlich für Josephs 11. Toleranz, aber in Sa chen Unterscheidtmgslehren mit den Protestan ten — da gehe es um Hauptsachen — darin sei er intolerantissimus (A 9, S. 30), allerunduldsamst. Er wollte sich hierin sogar mit dem „tmsterblichen Colbert" und Propst Wittola einer Meinung wissen (A 9, S. 41), doch wird Wittola ähnlich Cremeri gegen Merz' Toleranzpredigten schreiben^^. Steininger will sich auch Paxil Joseph V. Rieggers Ausführungen über die Toleranz in dessen Principia juris ecclesiastici anschließen (A 9, S. 23 f) imd findet auch Wittolas Send schreiben eines katholischen Pfarrers über die Toleranz der gleichen Meinung, also, wie Stei ninger will, Duldung nur aus wichtigen Gründen, nicht als in sich selbst gut. „Wie kömmt es, daß der Erzantijesuit (= Wittola) mit dem Exjesuiten (= Merz) gleiche Meynung hegt?" (A 9, S. 24). Darin hat er aber den Propst von Probstdorf mißverstanden. — Auch Johann Caspar Bartheis de libertate exercitii religionis ex lege divina führt Steininger zxir Stützung seiner Auffassung von der Toleranz und gegen Cremeri ins Feld (A 9, S. 25 f). Zuletzt spricht Steininger dem Cremeri, den er als „theatralisches Lipperle" be zeichnet (A 9, S. 47), die Katholizität ab. Die Realzeitung in Wien wandte sich scharf ge gen das Werk: „Theologisch wütend springt Hr. Franz Steminger auf den katholischen Oester reicher los, und begeifert ihn mit Anathemen."^^ Und Cremeri wird in seiner Entgegnung (B 13) mitteilen, Steininger sei Korrespondent Merz', was durchaus glaubhaft klingt, tauchen ja Schrif ten von ihm in der von Merz mitbetreuten vierzigbändigen Neuesten Sammlung jener Schrif ten . . . (Augsburg 1783—1788) auf. Noch 1790 wird sich Paulin Erdt OFM in einer gegen die Nicht auffindbar. Der Verf. wäre für Hinweise dank bar. ®® (Cremeri), Ein Paket für Fürsten, sonst nützt's nichts, ^1780. — Bundesstaat!. Studienbibliothek Linz 4553. ®^ Eine Bill an Joseph den II. Aus der Herzkammer eines ehrlichen Mannes. Frankfurt und Leipzig 1780. Ebenda. ®® Meine Grille von den katholischen Vestalinnen, o. O. 1781. Stadtbibl. Wien A 11010. ®® Summarische Antwort des B. D. A. Cremeri auf die Anfrage des Friedrich Nikolai wegen dem Oesterrei chischen Verbothe der allgemeinen deutschen Biblio thek. 1780. Stud.bibl. Linz 4553. 70 Weislinger war ein berühmter Apologet der Barock zeit. Brandl, Wittola S. 100-107. 72 Realzeitung Nr. 23 v. 4. 6. 1782, S. 365(—368), dass. als Sonderdruck (B 6). 80
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