OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

hier ausgestanden''. Nochmals lesen wir, der Bru der solle den Calmet und Iselin bekommen; die restlichen Bücher vermachte er dem Nachfolger in der Pfarre, wofür dieser 20 Messen lesen müsse. Am 23. März 1805, in bewegter Zeit, starb Steininger „am Brand", wie das „TodtenBuch der Pfarr Windhag 1784—-1860"®^ meldet. Sein Begräbnis fand am 26. März in Windhaag statt. Um die Pfarre Windhaag bei Perg bewarben sich drei Kompetenten, darunter auch sein letzter Kooperator, Georg Blum, der am 26. März das Konsistorium verständigte, er könne die pfarr lichen Verrichtungen allein bestreiten, doch wur de Georg Meisinger Pfarrer®®. Die Pfarre war mit 500 fl dotiert. Am Beginn der literarischen Tätigkeit Steinin gers steht eine Übersetzxmg von Bossuets Hisfoire des variations des eglises protestants (A 2), womit sich Steininger wohl mehr Ehre bei den aufgeklärten Katholiken einlegte als mit den späteren Werken. Bossuet war ja — trotz seines Gallikanismus — in beiden Lagern ge schätzt. Die Bibliothek des zu Enns nahen Stiftes St. Florian besitzt heute sechs verschiedene fran zösische und deutsche Ausgaben des berühmten Werkes. Nach Steininger erfolgten noch deutsche Ausgaben in Prag 1785®^ und München 1825. Der Abt von Gleink, Wolfgang Holzmayr OSB, Bruder des Steyrer Druckers Holzmayr, gab ebenfalls Bossuet in deutscher Übersetzung her aus®®, und vielleicht war es der nicht ungelohrte Benediktiner, der Steininger für einige seiner Schriften (A 3—5) seinem Bruder weiterempfahl. 1777 wird das von Steininger übersetzte Werk Bossuets neben dem Italiener Valsecchi®® für das Fach der Polemik (theologia polemica, Streit theologie) vorgeschrieben®®. Unbedeutend war Steiningers Tätigkeit als Dich ter (A 1, 7, 8, 15), die Ignaz de Luca in seinem Das gelehrte Oesterreich erwähnt:®^ Außer sei nen Studien habe er sich auch der deutschen Lite ratur gewidmet, ins Feld der Dichtkunst gewagt und habe verschiedene Oden „im güntherischen®^ Geschmacke" verfertigt, worüber sich Cremeri, der zeitgemäßerem Geschmacke huldigte, lustig machen wird®®. Drei im Jahr 1775 veröffentlichte Schriften über dogmatische Themen — Fegfeuer, Ohrenbeichte, Unfehlbarkeit — haben sicherlich Steiningers Tä tigkeit als Missionar zum Hintergrund (A 3—5). Sie zeigen schon recht seine konservative Theo logie. Das Volk hat zu glauben, was die Kirche zu glauben vorschreibt, da braucht es keinen Zweifel mehr. Steininger steht voll auf dem Bo den des Tridentinum. Seine fiktiven Gesprächs partner packt er gleich frontal in der Diskussion. Jeder Zweifel wird aufgelöst. Sensibel scheint Steininger auf vulgär-aufklärerische Einwände einzugehen; vor der 1781/82 ausbrechenden Aufklärungsflut hat es schon genug aufklärerisches Grübeln im Volk gegeben. Die beiden Themen Ohrenbeichte imd Unfehlbarkeit werden in klei nen Broschüren so recht erst im nächsten Jahr zehnt abgehandelt. 1781/83 war das Thema Toleranz vorrangig in den Tagesdiskussionen®^. Bereits vor Erlas sung des Toleranzpatentes Josephs II. hielt der berühmte konservative Augsburger Dompredi ger und Exjesuit Aloys Merz seine Pfingstpredigt von 1781 über dieses Thema und sorgte für all gemeines Aufsehen (B 2). Der Linzer Zensursdireiber Cremeri konterte mit einer anonymen Pfarrarchiv Windhaag. Landeshauptmannschaft an Ordinariat, 26. 5. 1805, bestätigt den Vorschlag Meisingers auf Windhaag. Expl. in St. Florian. — Titel nicht bei F. VJernigg, Bibliographie österreichischer Drucke 1781—1795, Wien - München 1973. Jacques-Benigne Bossuet, Gesammelte Predigten. Aus dem Französischen von Wolfgang, Abte des Benedik tinerstiftes Gleink. Steyr: Ferd. Holzmayr 1778—84. Antonino Valsecdii OP, De Fundamentis Religionis et de Fontibus Impietatis Libri tres, Venetiis 1767, 21770,1772 u. öfter. I. de Luca, Oesterreichische gelehrte Anzeigen, IX. Stück, September 1777, S. 138. I. de Luca, Das gelehrte Oesterreich 1/2,1778, S. 191. ®2 Johann Christian Günther, 1695—1723, luther. Dichter, vgl. Neue deutsche Biographie VII, 1966, S. 269—271. Cremeri B 13, S. 81 f. Gh. O'Brien, Ideas of the religious toleration at the time of Joseph II. Transactions of the American philosophical Society, n. s. 59, 1969, part 7, S. 3—80; allgemeiner H. Wagner, Die Idee der Toleranz in Österreich, in: Religion und Kirche in Österreich, Wien 1972, S. 111—128. 79

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