OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

del Steiningers gehässig darzustellen. Unter an derem rechtfertigt sich Steininger vor Wittola auch gegen den vom Einsender erhobenen Vor wurf der Andächtelei mit einem Hinweis auf die Bücher, die er für die Exnonnen angekauft habe; er kannte Wittolas Tendenz zu gut, um treff sicher die richtigen Werke zu nennen: eine deut sche Bibel, Wittolas Buch der Psalme zum all gemeinen Gebrauch andächtiger Christen (Wien 1781), (Fran^ois-Philippe Mesenguys) Der seine Religion nach dem wahren Geiste ihrer Grund sätze betrachtende Christ (6 Bände, Wien 1776)^® in Wittolas Übersetzung, dazu Mesenguys Aus legung der christlichen Lehre oder Unterweisung in den Grundwahrheiten der Religion (4 Bände, Wien 1781) in Georg Mayers Übersetzimg^®, da zu Johannes Chrysostomus und Massillon. „Wer solche Unterrichtsbücher an die Hand gibt'', schreibt Wittola dazu, „der muß freilich weit entfernt seyn, die Köpfe nüt Andächteleyen und Schwärmereyen anstecken zu wollen"^^. Die Jahre 1787/88 brachten Steininger aber auch anderweitig Ärger. Anschließend an eine Geldsammlimg der Pfarre Altenburg wurde er von imbekaimter Seite hinsichtlich der Verwendxmg des Geldes bei der Behörde angezeigt, und ganz offensichtlich nahm das kirchliche Referat bei der Landesregierung die Sache zum Anlaß, sich endlich für die mehrfache literarische Gegner schaft Steiningers gegen dessen Führer, den Re gierungsrat Eybel, zu rächen. Er hätte es wirklich nicht tun sollen, sich 1782 und 1784 am welt lichen Chef derart zu vergreifen! Mit Recht stellte sich Steininger nach Erhalt eines Tadels, der am 16. April 1788 erlassen und vom Landes hauptmann Rottenhan selbst unterzeichnet wor den war, als von der Landesregierung verfolgt hin. Am 21. Mai 1788 schreibt er ans Konsisto rium, er befürchte nicht ohne Grund, daß, ob gleich alles, was er in der Geldsache berichtet hatte, der Wahrheit vollkommen gemäß sei, „dennoch neue Verfolgungen wider ihn ausbre chen könnten, denen er zuletzt würde unterlie gen müssen". Wenig Glück hatte Steininger auch mit einigen seiner Kooperatoren. Am 21. Februar 1790 mel dete er dem Dechant von Wartberg in einem langen Brief, er habe begründeten Verdacht, daß sein Kooperator Nemesius Rigler®® Vater eines Kindes sei. Die ganze Zeit her habe er allzu vertraulichen Umgang mit Weibern gehabt tmd verdächtige Besuche von Weibspersonen emp fangen. Zur Korrektion nach Schärding verur teilt, stellte sich Rigler in einem Schreiben ans Ordinariat vom 1. März 1790 als schuldlos hin. Theresia Mühlbergerin, die verdächtige Person, bekannte am 5. März 1790 vor Zeugen, sie sei in den letzten drei Jahren nie schwanger gewe sen und Rigler könne so gar nicht Vater eines Kindes von ihr sein. Darauf erklärte das Konsi storium am 8. März 1790 Rigler für gerecht fertigt und die Strafe für aufgehoben, man fand sich aber genötigt, dennoch seine Versetzxmg in Aussicht zu stellen. Tolleres passierte Steininger schon mit dem näch sten Kooperator, dem bei Dannerbauer®^ xmter Windhaag gar nicht angeführten Exdominikaner Dominikus Fries. Mehrere ausführliche Briefe Steiningers aus dem Jahr 1793 ergeben eine wahrhaftige chronique scandaleuse. Fries ließ sich mit dem niedrigsten Pöbel ein, liebte das Kar tenspiel, frequentierte fleißig die Wirtshäuser, besonders die Hoftaverne, kam regelmäßig be trunken nach Hause in den Pfarrhof, und tobte dann lange allein in seinem Zimmer. Überhaupt beschimpfte er alle möglichen Leute und Stei ninger selbst, und überschätzte bei allem noch seine theologischen Kenntnisse. Am 30. Juli 1793 verfaßte Steininger einen „Umständlichen Be richt", in welchem er u. a. meinte, Fries erhebe im Zorne ein so rasendes Geschrei, „wie der Jakobiner Chabot im parisischen Nationalconvent". Auch der Dechant Ignaz Schmidhuber bat in einem Schreiben vom 12. August 1793 um Versetzung Fries'. Am 21. August und 25. Au gust 1793 wandte sich Steininger in seiner Not an den Domdechant Joseph Zenz. Fries machte in diesem Sommer einen Konkurs, wobei seine Beantwortung der Fragen schwach ausgefallen war. Am 4. September 1793 schrieb Steininger erneut ans Konsistorium: „Unterzeichneter sieht Brandl, Wittola, S. 99. 50 Ebd., S. 98. 5^ Wiener Kircbenzeitung 1787, Sp. 373. 52 Nemesius Rigler, 1738—1820, Dannerbauer, GeneralSchematismus II, S. 66. 55 Dannerbauer, General-Schematismus I, S. 88. 77

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