OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

in foro commoratus populo in stupenda multitudine congregato benedixit, Comitissam de Auersberg, quoque familiam, comitem nostrum Illustrissimum, et me indignum famulum ad osculum manuo admisit. Hoc in perpetuam rei memoriam libro baptismati inserere volim. Franciscus Steininger Presbyter. Und bei der Taufe am 26. September 1782 ver merkt er ausdrücklidi: ultima vice — zum letzten Mal. Graf Engl soll über ein Werk Steiningers (A 9) bestürzt gewesen sein; Cremeri schreibt von „Traurigkeit tmd ernstlichem Privatverweis'' des durch Steiningers Schrift „mitgekränkten Herrn Probsten Graf von Engel"^». 1782 wird Steinin ger versetzt, xmd nach Wittola entsprang das einem Wtmsch Steiningers selbst: „Endlich fieng er nach Versorgtmg zu seufzen an, welche zum Theile seine Geschicklichkeit verzögerte, weil ihn nämlich der Graf [Engl] für sein kleines Priester haus sehr gut brauchen konnte."®® Steininger ist wohl 1763 zum Priester geweiht worden. Bis zu seinem Aufscheinen als Priester hauspriester bzw. -Professor klafft eine Lücke von sieben Jahren. Er soll — so Hersche®^ — zu sammen mit Melchior Blarer®^ kurze Zeit an Migazzis Wiener Priesterseminar®® (gegr. 1758) gewirkt haben, doch bezieht sich das von Hersche verwendete Zitat aus A. L. Schlözers Staatsanzeigen®^ ganz offensichtlich auf eine Zeit, in der unser Steininger noch nicht geweiht sein konnte: „Im Isten Jahre also [1758!] waren Hr. Stei ninger xmd Blarer die Vorsteher, im 2ten J. Hr. Blcurer tmd Fast: tmd um Ostern kamen die Väter der Mission aus der Congregation des heil. Vincenz von Paula, sonst Lazaristen genannt, aus Polen an. Hr. Simen, und nach ihm Hr. Baron Biloa, waren Superintendenten; . . . Blarer . . . hielt über ein halbes Jahr lang um die Entlassung an, bis er sie endlich den 5 Octobr. 1760 er langte . . ." Hier liegt wohl eine Verwechsltmg vor mit einem anderen Priester: Dr. phil. et theol. Ignaz Steininger, geb. um 1729, 1776 Chormeister bei St. Stephan in Wien, 1778 Rek tor der Wiener Universität und am 17. April 1783 in Wien gestorben®®. Joseph Giftschütz, der Bruder des Pastoraltheologen Franz Giftschütz, erwähnt in einem Brief vom 23. Oktober 1774 einen Steininger als in Wien wirkend®®. Zweifellos hätte unser Franz Steininger, wäre er in so ehrenvoller Position in Wien gewesen, dies in Titulaturen und auf Titelblättern vermerkt, was aber nie geschehen ist. Daß er aber mit Wittola bekannt und einmal sogar befreundet®^ war, hat seine Richtigkeit, und Wittola schätzte auch den Grafen Engl über alles. So war Wittola auch nicht erbaut über Steiningers langsames Offen barwerden als Konservativer: „Bekanntlich war in der letztern Hälfte der firmianischen Regiertmg®® die thunische Gegenparthei sehr ange wachsen®®, und das Ansehen des Grafen von Engl durch die Nachstellungen des berüchtigten Posch^® ganz vernichtet worden. Das sah Stei ninger, und diese Betrachtung, verbtmden mit seiner Sehnsucht nach der Versorgtmg schwächte ihn dergestalt, daß er je mehr tmd mehr sich zu einer Parthei hielt, die itzt über Beförderungen im Passauer Kirchensprengel zu gebieten, und die Regierung von Linz für sich hatte"^^. 29 Cremen B 13, S. 29. 20 Wiener Kirdienzeitung 1787, Sp. 371. 21 Hersche, Spätjansenismus, S. 194. 22 Zu dem Jansenisten Blarer Hersche, Spätjansenismus, passim. 22 L. Mathias, Das Wiener Priesterseminar. Seine Ent stehung im Jahre 1758 imd sein Wandel durch die Jahrhunderte. Theol. Diss. Wien im akadem. Jahr 1976/77. 24 Priester Haus in Wien, in: Schlözers StatsAnzeigen n/5,1782, S. 19 f. 25 Universitätsarchiv Wien Acta Fac. Theol. (ab anno) 1747, S. 595; Stadtbibl. Wien Portheim-Katalog. 20 M. Brandl, Neue Briefe aus dem Wiener Jansenistenmilieu, 1774/75, an Joseph Strohmayer (in Vorberei tung für Jahrb. d. Ver. f. Landeskunde von Wien und Niederösterreich 1979). 27 Hersche, Spätjansenismus, S. 194. 28 Leopold Ernst v. Firmian (1708-1783), seit 1763 Bi schof V. Passau, 1772 Kardinal. Anfangs der jansenistischen Richtung ztmeigend, später eher konser vativ. LThK 2IV, Sp. 143; A. Leidl in Ostbair. Grenz marken 13, 1971, S. 5—26; Hersche, Spätjansenismus passim. 20 Joseph-Maria v. Thun-Hohenstein (1713—1763), 1761 bis 1763 Bischof von Passau, neigte stark der jansenistischen Richtung zu; Wittola hatte für ihn stets größtes Lob. Hersche, Spätjansenismus passim. 40 Johann Michael v. Posch, lic. utr. iur., erster Dom propst von Linz (1784—) und Stadtpfarrer, vorher hochfürstl. wirkl. geheimer Rat von Passau, t 12. 7. 1786: Dannerbauer, General-Schematismus II, S. 5. Eine eingehendere Würdigung seines reaktionär konservativen Verhaltens steht noch aus. 44 Wiener Kirchenzeittmg 1787, S. 371. 75

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