OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

Ein oberösterreichischer Gegner der Aufklärung: Franz Steininger (i 739 -1805) Von Manfred Brandl In der Zeit des Hochjosephinismus war Franz Steininger einer der profilierteren Seelsorgsgeistlidien im Land ob der Enns. Das rechtfertigt diesen Aufsatz, weist ja die Aufklänmgszeit in Oberösterreich noch so manchen weißen, tmerforsditen Fleck auf. So recht vergessen war Steininger nie, denn nach älteren Nennungen in des Linzer Professors Ignaz de Luca Gelehrtem Oesterreich^ xmd Hamberger-Meusels Gelehrten Teutschland^ erwähnen ihn C. v. Wurzbach^, Guppenberger^, selbstverständlich Dannerbauer®, ja sogar die Allgemeine deutsche Biographie^, Justus Schmidt schreibt, gestützt auf die älteren Angaben, einige Zeilen in seiner Linzer Kunstchronik^. Dabei beweist die öfters wiederkeh rende Falschmeldung, Steininger sei „1785—1805 Professor der Hermeneutik, geistlichen Bered samkeit tmd Katechetik im Priesterhaus zu Inns bruck und Prediger an der Stadtpfarrkirche da selbst'' gewesen, daß einer vom anderen abge schrieben hat. Einige Angaben über Steininger gibt es auch in meinem Buch über Joseph Valen tin Eybel® und Peter Hersches Monographie über den österreichischen Spätjansenismus®, eine Erwähnung auch in Josef Honeders Broschüre über Steiningers Pfarre^®. Es gibt nicht allzu viele Quellen für Steiningers Leben. Er wurde am 1. August 1739 in Linz geboren. Der Vater scheint jedenfalls nicht als Hausbesitzer auf^^. Auch sein Bruder Joseph wurde Weltpriester. Dannerbauer gibt nur einen Priester dieses Namens an, der bereits am 7. Jän ner 1787 im Alter von 33 Jahren gestorben sein solP^, aber Franz Steininger vermacht seinem „liebwerthesten Bruder Jos. Steininger Weltprie ster zu Linz" in seinem Testament vom 31. Jän ner 1791^® die Nutznießxmg eines Kapitals von 4000 fl, welches er damals noch besaß. Im zwei ten, wohl endgültigen Testament vom 3. Juni 1802 wird sein Bruder nochmals erwähnt. Die Eltern scheinen nicht ganz unvermögend gewesen zu sein, denn 1791 vermerkt Steinin ger, sein väterliches. Erbteil bestehe in einem im Landhaus liegenden Kapital von 4000 fl „als der Hälfte des hinterlassenen vätterlichen Ver mögens". Von diesem Kapital berichtet allerdings das zweite Testament von 1802 nichts mehr. Warum ihm dieses Kapital abhanden gekommen ist, wissen wir nicht. Jedenfalls ist Franz Stei ninger 1791 vermögender als 1802. Zu seiner Lebensgeschichte erfahren wir in der Wiener Kirchenzeitung einiges. Ihr Herausgeber, Marx Anton Wittola^^, der ja aus längerer Wirk samkeit im Lande ob der Enns den hiesigen Klerus kannte, schreibt über Steininger aus per sönlicher Bekanntschaft:^® „Steininger dermaliger Pfarrer zu Windhaag hatte von Jugend an die schönsten Hoffnungen von sich gegeben." Als junger Theologe war er der vorsichtig aufge klärten Tendenz im Umkreis des Passauer Bi schofs Joseph Maria von Thxm (t 1763) mit sei nem jansenistischen Einschlag durchaus offen ge standen. „Steininger war, wie so viele reform gesinnte Priester, in Passau Schüler Thuns ge wesen"^®. Er muß aber auch Schüler des Linzer Lyzeums gewesen sein: Hier hatte er nach de ^ I. de Luca, Das gelehrte Oesterreich, I. Bd., 2. Stüde, Wien 1778, S. 190 f. ^ G. Ch. Hamberger - J. G. Mensel, Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, VII. Bd., Lemgo ®1798, S. 642. ^ C. V. Wurzhadi, Biographisches Lexikon des Kaiser thums Oesterreich, 38. Bd., S. 101. ^ L. Guppenherger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz von deren Gründung bis zur Gegenwart 1785—1893, Linz 1893, S. 213 f. ® W. Dannerhauer, Hundertjähriger General-Schematis mus des geistlichen Personalstandes der Diöcese Linz vom Jahre 1785 bis 1885, 2. Bd., Linz 1889, S. 39. ® Allgemeine deutsche Biographie, 44. Bd., S. 467. ' J. Schmidt, Linzer Kunstchronik, 2. Bd., Linz 1951, S. 136. ® M. Brandl, Der Kanonist Joseph Valentin Eybel (1741-1805), Steyr 1976. ® F. Hersche, Der Spätjansenismus in Österreich, Wien 1977; vgl. die Anzeige dieses Buches in Oö. Hbl. J. Honeder, Altenburg und Windhaag bei Perg, Linz 1976, S. 27. H. Kreczi, Linzer Häuserchronik, Linz 1941. Dannerbauer, General-Schematismus II, S. 6. Ordinariats-Archiv Linz (= OAL), CA/1 Sch. 59 Fase. 6/22 Windhaag bei Perg. Alle weiteren Schriftstücke für die Zeit nach 1785, die für Steininger angeführt werden, in diesem Bestand, sofern nicht anders be legt. M. Brandl, Marx Anton Wittola. Seine Bedeutung für den Jansenismus in deutschen Landen. Ein literargeschichtlicher Versuch, Steyr 1974; Hersdte, Spät jansenismus, passim. Wiener Kirchenzeitung 1787, S. 370—375. Hersche, Spätjansenismus, S. 194. 73

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