jähriger Dienstzeit (1602 bis 1609), von seinem gestrengen Stadtherrn Reinhard von Puchheim Abschied nehmen und den Posten an der Steyrer Lateinschule antreten. Dieser Stellungswechsel wäre ohne die tatkräftige Unterstützung des Steyrer Bürgermeisters Jahn sowie des dortigen Bürgers Isac Spannesberger, eines persönlichen Freimdes des Meisters, kaum möglich gewesen^®. Immerhin ist anzunehmen, daß der Musiker da mals bereits über seine engere Wirkungsstätte hinaus einen guten Ruf und beste Wertschät zung genoß. Den Meister, dessen Spur sich schließlich im Bauernkriegsjähr 1626 vollends verliert^^, zwang offenbar sein mehr als geringer sozialer Status, einem handwerklichen Nebenerwerb nachzuge hen^®. Seine Entlohnung als Organist in Steyr — er diente immerhin seinen bedeutendsten Le bensabschnitt als städtischer Angestellter — be stand neben den notwendigsten Naturalien aus dem am geringsten bemessenen Jahressalär, ganz der Rangordnung im Schuldienst entspre chend^®. Umso höher ist sein an Genialität gren zendes musikalisches Talent, verbunden mit die ser Schaffensfreude, einzuschätzen. Aus dem Nichts kommen, Unsterblichkeit errin gen und unerkannt ins Dtmkle zurückkehren, dies scheinen die wesentlichsten biographischen Merkmale Peuerls zu sein. So steht ein blasses, dürftiges Lebensbild in geheimnisvoller Diskre panz zur künstlerisch-musikhistorischen Bedeu tung seiner Persönlichkeit. Wenn er uns auch als Kind einer wahrhaft zerrütteten Zeit das Wis sen um seine Existenz nicht in der Form eines exakten, chronologischen Lebenslaufes hinterlas sen konnte, so half des öfteren der Zufall, Ord nung in unsere Erkenntnisse zu bringen. Die 1976 entdeckten Aufzeichnungen im Stadtarchiv Wels über seine Arbeiten in der Welser Stadt pfarrkirche 1616 und 1617 ergänzen die Bio graphie des Meisters in wertvoller Weise, schlie ßen sie doch, was Peuerls handwerkliches Schaf fen betrifft, eine bisher bestehende Lücke. Ausschlaggebend für die vorliegenden Ergebnisse war das Bauernkriegs-Gedenkjahr 1976. Im Rah men nahezu einjähriger Vorarbeiten anläßlich des Konzertes „Oberösterreichische Musik aus der Zeit der Bauernkriege" (das Welser Ensemble „cappella ovilava" und der Chor des Stiftsgym nasiums Wilhering führten — neben Werken Paul Peuerls — mehrere bis dahin unbekannte Kom positionen oberösterreichischer Meister des Früh barocks in historischer Besetzung auf) konnten — sozusagen als Nebenprodukt — erste Hinweise aufgefunden werden. Ihre Auswertung war nur infolge der kurz vorher (1975) abgeschlossenen Ordnungsarbeiten der Welser Archivbestände möglich. Diese mustergültige, im Oö. Landes archiv durchgeführte Neuordnung verdankt Wels in erster Linie Prof. Georg GrüU (t), tmd es war dies eines seiner letzten Verdienste. Nicht ganz und gar unbeteiligt am Zustandekommen der Arbeit war der Leiter des Welser Stadtarchives, Herr Günther Kalliauer; für seine stete Auf geschlossenheit xmd sein persönliches Engage ment im Zusammenhang mit der oftmals sehr zeitraubenden Quellensuche sei ihm aufrichtigst gedankt. DIE ORGEL Bevor auf die Erneuerung durch Paul Peuerl näher eingegangen wird, scheint der Versuch un erläßlich, auf die Geschichte dieses Instruments, welches zu diesem Zeitpunkt immerhin ein Alter von hundert Jahren aufgewiesen hatte, so gut wie möglich einzugehen. Neben der Ermittlung des Baujahres sowie der Darstellung aller augen scheinlichen Verändenmgen und Reparaturen wird es geboten sein, Personen, soweit sie mit den jeweiligen Projekten im Zusammenhang stehen, anzuführen, wie auch erkennbare politische Um stände und Motivationen ihrer historischen bzw. musikgeschichtlichen Bedeutimg nach zu erör tern. Ilse Neumann, Paul Peuerl in Steyr, 73. Jahresbericht des BRG Steyr 1955/56, S. 12 u. 13. Noch 1625 erscheinen bei Abraham Wagenmann in Nürnberg „Gantz Neue Padouanen". Unsere Kennt nis vom kompositorischen SchafiFen Peuerls verdanken wir lediglich den einstmals regen Geschäftsverbin dungen der Linzer Landschaft mit dem Nürnberger Drucker. Vgl. Wolfram Tusdiner, Oberösterreichische Musik aus der Zeit der Bauernkriege, Einführungs referat zum gleichnamigen Konzert 1976 in der Wel ser Stadtpfarrkirche, S. 2. Walter Salmen, Musikleben im 16. Jahrhundert, Leip zig 1976, S. 190. " Neumann, a. a. O., S. 15. 64
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