OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

Die religiösen Kleindenkmäler in der Pfarre und Gemeinde St. Oswald b. Freistadt Von Josef Friesenecker Mit 1 Farbbild, 10 Abbildungen, 2 Textbildern undl Kartenskizze BEDEUTUNG Die religiösen Kleindenkmäler sind in mehr facher Hinsicht bemerkenswert: 1. Sie sind künstlerische Werke der Vergangen heit. Außerhalb der Pfarrkirche hat sich leider sonst nur wenig erhalten. Die Renaissance z. B. lebt in St. Oswald nur in den Kreuzstöckeln fort. 2. Sie verbinden die gegenwärtige Generation mit den Geschlechtern der Vorfahren, welche die Rodung der Heimat vollendet und durch ihre Arbeit die Voraussetzung für unser heutiges Leben geschaffen haben. 3. Sie sind Zeugen des lebendigen Glaubens der Vorfahren; unser christlicher Glaube hat ihnen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Kraft xmd Trost gegeben. Durch die Errichtung dieser christlichen Zeichen wollten sie ihr Gottver trauen, ihre Dankbarkeit, aber auch ihre Erge bung in Gottes Willen ausdrücken. 4. Vor allem, wenn sich diese religiösen Denk mäler in einem guten Zustand befinden, berei chern sie die Landschaft imd geben imserer Hei mat ein christliches Gepräge. Daher möchte ich allen Besitzern, welche ihr Kreuzstöckel usw. unter Opfern imd Mühen reno viert haben, herzlich danken. Dank gebührt auch denen, die mir für die Erforschtmg dieser reli giösen Denkmäler wertvolle Hinweise gegeben haben. Ich kann sie hier nicht alle einzeln auf führen. In der Kartei über die religiösen Klein denkmäler sind aber alle verzeichnet^. Gerade die Aufhelltmg der Vergangenheit dieser Objekte ist für die Gegenwart ein starkes Motiv für ihre Erhaltung imd Instandsetzung geworden. 5. Die elf religiösen Denkmäler, die im letzten Jahrzehnt entstanden sind, bezeugen, daß hier auch heute Christen leben, die ihre Abhängigkeit vom Schöpfer spüren und seine Geborgenheit suchen. Pest imd Hunger sind zwar in unserer Heimat überwunden, doch über Hagel, Regen, Sonnenschein und Erdbeben können auch wir nicht verfügen. Krebs, Gehirnschlag, Herzinfark te und Verkehrsunfälle erreichen eine früher un bekannte Häufigkeit. Ein lebendiger Glaube ist auch der beste Schutz für diese künstlerischen Denkmäler; er allein ist imstande, sie zu revitalisieren und so für die Zukunft zu erhalten. 6. Vor allem die Renovierung der Dorfkapellen durch die Bewohner der Ortschaften hat sich als sehr gemeinschaftsfördernd erwiesen. Doch ein einmaliger Impuls würde nicht von Dauer sein. Nur durch eine echte Revitalisierung, d. h. durch die religiöse Verwendung dieser alten Kapellen für Kreuzweg- und Maiandachten, Feldfrüchte gottesdienste und dgl., wird die Dorfgemein schaft immer wieder zum Erlebnis. Gerade das ist heute sehr notwendig. Denn die Dorfgemeinschaft wird heute durch die Technik, aber auch durch die wirtschaftliche Lage der Bau ern bedroht. Das Auto ist eine große Hilfe, aber der wöchentliche Kontakt durch den gemeinsa men Kirchgang ging dadurch verloren. Man grüßt sich flüchtig durch die Windschutzscheibe und fährt aneinander vorbei. Der Traktor ist eine Notwendigkeit; doch der Lärm der Maschi nen erschlägt das menschliche Wort. Ein Zeichen mit der Hand ersetzt auf die Dauer kaum das persönliche Gespräch. Auch das Femsehen, das einerseits die Menschen auf dem Land mit der großen Welt verbindet, führt andererseits oft zu einer Isolierung mit dem Nachbarn. Schließlich sind heute viele gezwungen, sich das Geld für den Lebensunterhalt oder für einen neuen Traktor als Pendler zu verdienen. Auch dadurch wird der persönliche Kontakt vermin dert und die Dorfgemeinschaft geschwächt. Wenn jedoch die Dorfbewohner regelmäßig zu sammenkommen, um mit Gott zu sprechen, kom men sie auch miteinander wieder ins Gespräch. Es zeigt sich immer wieder: In den Dörfern, wo die Menschen oft miteinander beten, dort sind sie auch eher bereit, einander in der Not zu helfen. BEGRIFFSBESTIMMUNG^ Da eine allgemein anerkannte Begriffsbestim mung noch fehlt, werden hier einfach die Namen verwendet, mit denen im Erhebungsgebiet diese religiösen Kleindenkmäler bezeichnet werden. ^ PfarrarcHv St. Oswald: Friesenecker, Kartei der relig. Kleinkunstdenkmäler, 1976. 2 Vgl. Textbild 1.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2