eine Tür in einen anderen Ratun, welcher den Eindruck eines kleinen Baderaumes machte. Der Eingang war sehr klein, die Tür aus Eisen, mit Gummi verdicktet, der Versdiluß von massiven Hebelriegeln, in der Tür ein kleiner, runder Ausguck. Die Wände dieses Raumes waren bis zur Hälfte mit Fliesen ausgelegt. Es waren sechs Brausen. Aus diesem Ratun führte eine ähnliche Türe in ein kleines Zimmer, wo sich die Apparatur zum Vergasen befand, Gasflaschen und verschiedene Gasmes ser. Aus dieser Gaskammer führte eine Tür in einen größeren Raum, dessen Wände bis zur Hälfte mit Flie sen ausgelegt waren. Hier stand ein Tisch, und wir fan den ein Protokoll von einer Leichenuntersuchung. Aus diesem Raum führte eine Tür zum Krematorium. Dieses hatte zwei Öfen. Links vom Eingang fanden wir einen Haufen Asche mit Teilen von Menschenknochen in einer Menge von ca. 60 unserer hiesigen Müllkübel. Dort war auch eine elektrische Knochenmühle, worauf die nach dem Verbrennen der Leichen im Krematorium verblie benen größeren Überreste der Menschenknochen gemah len wurden. In der Schloßgarage fanden wir Kinderkleider, Frauen kleider und Männerkleider in einer Menge von vier ein spännigen Wagen. Im Garten, in einem Loch mit Schlakke, fanden wir eine Menge von Blechnummem von Häftlingen des KLM sowie Überreste menschlicher Kno chen. Im ersten Stock befanden sich die Wohnungen der SS. Der Kommandant war ein SS-Arzt im Grade eines Ober sturmführers; der Meister vom Krematorium war ein SS-Hauptscharführer. Leider ist mir sein Name nicht bekannt. Alle waren in Zivil gekleidet. Ein Saal besaß große Refiektorlampen, viele Betten, auf einigen waren noch Blutspuren. Dieser Saal diente wahr scheinlich geheimnisvollen medizinischen Versuchen. Als ich einen Koffer mit chirurgischen Instrumenten zu einem in der Nähe wohnenden Bauern gebracht habe, bemerkte ich eine Etikette an diesem Koffer mit dem Namen Dr. Benne. [Renno?] Wir haben den Schornstein auseinandergenommen, einen Teil der Schlacke haben wir unter die Bäume im Wirt schaftshof gefahren. Im Bäderraum haben wir die Flie sen von den Wänden entfernt und alle Werkzeuge, wel che zum Morden bestimmt waren. Unsere Arbeit dau erte 8 Tage. Die Männer haben die Räume zum ehe maligen Stand gebracht, die Wände verputzt. Nach der Aussage des Hauptscharführers hatte diese Instanz im Laufe von 4 Jahren gearbeitet. Einen Teil der Möbel hat man nach Mauthausen ge bracht, einen anderen nach einem Jagdschloß, Eigentum des Fürsten Starhemberg in Wiesenbach am Atasee, un gefähr 130 km von Hartheim entfernt. [Weißenbach am Attersee?] Das zweite Mal fuhren wir nach dort am 2. Jänner 1945 für 10 Tage und arbeiteten weiter daran, diesem Schloß das ehemalige Ansehen wiederzugeben. Wir haben also eine Tür vermauert, eine andere in die Wand geschlagen usf. Nun hat man hier ein Kinderheim eingerichtet. Gegen Ende unseres Verweilens hat man hierher 35 Kinder, 6 Schwestern und 1 Lehrerin gebracht. Platz war hier für 400 Kinder. Wir befürchteten, daß die SS uns liquidieren werde, das heißt ermorden, um das Geheimnis zu wahren, desto mehr, da sie uns verboten haben, darüber zu sprechen, was wir hier gesehen und gemacht haben. Außer mir gebe ich noch folgende Zeugen an: Ogorzelsky Bruno, Szmulewicz Wladislaw und Smiegleswsky Bronislaw, alles ehemalige Häftlinge des KL Mauthausen, welche zusammen mit mir, wie eben angegeben, gearbeitet haben, Golobsky Adam" Wie sehr die Häftlinge damals schon bestrebt waren, in Anbetracht der kommenden Befreiung alle Einzelheiten festzuhalten und Zeichen ihrer Tätigkeit zu hinterlassen, beweist folgendes Detail: Als man im Jahre 1968 daranging, im Schloß Hartheim eine Gedenkstätte einzurichten, brach man auch die Tür wieder auf, welche die Häft linge im Dezember 1944 zumauern hatten müs sen. Dabei fand man eine eingemauerte Flasche mit der Mitteilung (siehe Textbild), daß diese 4 Türe von Miguel Justo (die Nr. 2 der obigen Liste), einem spanischen Gefcingenen aus Maut hausen, am 18. 12. 1944 zugemauert worden sei®®. Festzuhalten ist, daß ein Großteil der Häftlinge dieses Sonderkommandos das Kriegsende über lebte, also nicht mehr der angestrebten Geheim haltung zum Opfer fiel. Das Original befinciet sich im Besitz des Kddf. St. Isi dor, 4060 Leonding (KR. Dir. Georg Erber). 60
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