OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

Täglich gingen auf der Poststelle Pakete ein von Ange hörigen, die nichts davon wußten, daß der Empfänger längst schon in Hartheim verbrannt war. Manche Ange hörige schickten noch ein Jahr lang Pakete. Da war u. a. eine Frau aus Bielefeld, die schickte jede Woche ein kleines Päckchen, vom Mund abgesparte Kleinigkeiten, und immer stand auf dem Päckchen ,E. H/ (yErholungsheim Hartheim'). Diese Pakete wurden jeden Abend zur Effektenkammer gebracht, dort geöffnet, der Inhalt unter den SS-Leuten verteilt und die Umhüllung verbrannt. Für das letztere ist der Schutzhäftling Josef Kohl Zeuge. Für den Ausfall von Hartheim, dessen Abbruch befoh len wurde, weil die Bevölkerung von Hartheim zuviel davon sprach, wurde eine Neuplanung einer großen An lage in Altaist-Hartl durchgeführt. Eine Kopie dieser Planung liegt bei. Die Anlage in Hartheim tmterstand dem Gauleiter und SS-Obergruppenführer Eigruber direkt, tmd es ist wahr scheinlich, daß in Hartheim noch Menschen aus anderen Lagern und Anstalten ermordet und verbrannt wurden. gez. August E. H. Eweis, Konz.-L. Mauthausen" In Befolgung dieser Befehle wurden daraufhin die Verschickungen nach Hartheim eingestellt. Nach Marsalek®^ fand die letzte Vergastmg von Mauthausener Häftlingen am 9. 12. 1944 statt. Das Außenlager Gusen meldete bis zum 6. 1. 1945 „im Erholungsheim gestorbene'' Häft linge. Doch waren nach einer Vereinbarung zwi schen Ziereis und der Polit. Abteilimg die Veränderxmgszahlen im Rahmen der Aktion Hart heim „gleichmäßig zu verteilen", so daß die Ver änderungsmeldungen nicht immer mit dem Tag der Vergasung zusammenstimmen mußten®^. Es ist anzimehmen, daß in diesem Außenlager noch eine „aufzuarbeitende" Zahl von Vergasten be stand. Im Konzentrationslager Mauthausen wurde am 11. Dezember 1944 ein Arbeitskommando zusam mengestellt, das folgende Häftlinge umfaßte®^: 1. Smiegleswsky Bronislaw, geb. 3. 11. 1911, Kulm, 2793, Pole, Schutz 2. Juste Compane Miguel, 12. 2. 1913, Barcelona, 3765, Spanier 3. Pacheco Palomero Mauricio, 27. 7. 1911, Guadarrama, 4186, Spanier 4. Ballester Gomez Vicente, 4. 9. 1913, Esgilda, 5829, Spanier 5. Sanchez Sanchez Aureliano, 16. 6. 1916, Nawa, 9063, Spanier 6. Blaszyk Mieceslaw, 6. 9. 1922, Gnesen, 11.384, Pole, Schutz 7. Maniakow Wladimir, 24. 7. 1918, Gorodisch, 24.882, Ziv.-Russe 8. Ljubojevic Milan, 16. 8. 1906, Visegrad, 25.405, Jugosl. Schutz 9. Golobsky Adam, 25. 7. 1905, Wladowice, 31.755, SV, Pole 10. Barczyk Kazimierz, 18. 10. 1918, Wolbron, 34.087, Pole, Schutz 11. Gruber Rudolf, 7. 3. 1886, Oberlaa, 35.276, SV, Pole 12. Szmulewicz Wladyslaw, 15. 2. 1918, Swiecie, 40.976, Pole, Schutz 13. Chaniot Raymond, 9. 5. 1923, Champeux, 62.119, Franzose, Schutz 14. Wolminski Leo, 20. 3. 1901, Laszeno, 66.411, DR, Schutz 15. Arsanbegow Josip, 15. 5. 1909, Tscheljabinsk, 71.465, Kgf., SU 16. Beskorowajnyj Anatolij, 26. 6. 1925, Krojewetz, 76.885, Ziv.-Russe 17. Jakubowski Stefan, 30. 8. 1893, Warschau, 96.496, Pole, Schutz 18. Donat Hubert, 20. 2. 1914, Kazmierz, 102.692, Pole, Schutz 19. Ogorzelski Bruno, 2. 10. 1909, Tamowsky, 104.859, Pole, Schutz 20. Vrany Johann, 26. 6.1907, Moderschau, 18.926, Tsch., Schutz Über die Arbeiten dieses Kommandos berichtet der Pole Golobsky, Krakau, Starewielna 16, I-ptr, Polen®®: „Am 13. Dezember 1944 fuhren wir mit einem Kraft wagen in Stärke von 20 Häftlingen nach dem Schloß Hartheim, 27 km westlich von Linz. Dort fuhren wir in einen Schuppen aus Brettern, welcher von außen mit Dachpappe verschlagen war, fest verschlossen werden konnte und keine Fenster besaß. Aus diesem Schuppen ging es direkt in das Schloß und von hier in den Hof. Das erste, was ins Auge fiel, war ein Fabriksschornstein von 26 m Höhe. Von außen war dieser Schornstein nicht zu sehen, weil ihn die drei Stock hohen Schloßmauern verdeckten. Auf dem Parterre rechts waren die Küche und die Speisekammer. Links davon waren die Öfen der Zentralheizung, weiter eine Tischlerwerkstätte, ein Lager mit alkoholischen Getränken, ein Kühlraum und ein Zimmer, wo wir uns eingerichtet haben. Aus diesem Zimmer führte eine Tür zum Schloßturm, wo ein Foto atelier eingerichtet war. Aus diesem Zimmerchen führte 52 H. Marsalek, a. a. O., S. 181. 52 H. Marsalek, a. a. O., S. 163. 54 Archiv des Museum Mauthausen, Wien, Herbststraße Nr. 57, B 15/Nr. 8. 55 Ebenda, B 15/19. 59

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