ten veraschen zu können. Die massenweisen Hin richtungen imd Veraschungen erfolgten geradezu fabriksmäßig durch die Dachrinne ... Die ersten Opfer holten sich die Henker aus den ehemaligen Pfleglingen des Schlosses, an denen das Vergasen tmd Verbreimen versucht imd ge übt wurde. Unter den folgenden Opfern befan den sich Mäimer, Frauen und Kinder, Angehö rige verschiedenster Nationen tmd jeden Stan des, darunter auch Priester ... Die Asche der verbrannten Leichen wurde zuerst in Lastkraftwagen zur Donau befördert. Nicht selten waren die Verbreimtmgen so mangelhaft, daß sich noch ganze Knochenteile unter der Asche befanden, die während des Transportes auf den Weg fielen. Ortsbewohner, die erkun den wollten, wohin man die Asche beförderte, sammelten die Knochen tmd errichteten damit am Wegrand kleine Häufchen, um dadurch den SSLeuten zu verraten, was sie in Erfahnmg ge bracht hatten. Die Fahrten zur Donau wurden daraufhin eingestellt; über den weiteren Verbleib der Asche vermag man nichts Genaueres zu be richten. Den Ortsbewohnern war übrigens bei Androhtmg schwerster Strafen befohlen worden, über die Vorgänge in Hartheim zu schweigen, das Schloß selbst war von der Außenwelt her metisch abgeschlossen. Im Schlosse, das übrigens nur als Hinrichtungs stätte ftmgierte, befand sich auch ein medizini sches Laboratorium, in dem an Gefangenen wis senschaftliche Experimente durchgeführt wurden. Die bedauernswerten Opfer erlitten dabei einen qualvollen Tod, da die chirurgischen Eingriffe ohne Narkose erfolgten. Im Schloßkeller befin den sich noch heute zahlreiche leere, etwa 3 Liter fassende, mit Nummern versehene Laborgläser; diese dienten zur Aufnahme menschlicher Ge hirne und anderer Körperteile .. In der Schulchronik der Allgem. Landes-Sonderschule I (Bd. I/S. 19) findet sich ein Zeitungs ausschnitt, von dem man nicht mehr eindeutig feststellen kann, aus welcher Zeitimg er stammt (Kopfleiste: Wien, 5. November[1945?] AND.) Unter dem Titel „In Hartheim 15.000 Menschen vergast" ist zu lesen: . . Lohnauer ließ in Hartheim eine moderne Gas kammer errichten, um die von verschiedenen auswärti gen Anstalten eingelieferten Opfer vernichten zu kön nen. Das Hauptkontingent an Vergasungskandidaten stellte das Konzentrationslager von Mauthausen. Unter den von Ybbs nach Hartheim versetzten Anstaltspflegem befand sich auch der 41jährige ,Pg' Hermann Merta, der mit der Leitung der Gaskammer betraut wurde. Er hatte die Opfer in die Gaskammer zu führen und auszukleiden, die Leichen in den Verbrennungsraum zu schaffen und die Namenstafeln für die Urnen zu schreiben. Nach seinen eigenen Angaben wurden im Verlauf von knapp anderthalb Jahren mindestens 15.000 Personen vergast. Nach dem Zusammenbruch der Nazi gewaltherrschaft beging Dr. Lohnauer Selbstmord, Merta flüchtete, kehrte aber kürzlich wieder nach Hause zurück und konnte am 24. Oktober von der Gendarmerie in Ybbs verhaftet werden. Auch gegen 6 Anstaltspflegerin nen wurde das Strafverfahren eingeleitet . . " Die Behauptimg, daß Merta die in die Gaskam mer Gebrachten auszukleiden hatte, ist zu be zweifeln. Der Ablauf der Mordmaschinerie war sehr rationell organisiert: Wenn sich die Autobusse dem abgeriegelten Schloß näherten, mußten sie vor dem ostseitigen Tor, neben dem in großen Buchstaben „Erho lungsheim" stand, warten. Es dauerte manchmal mehrere Minuten, bis geöffnet wurde. Frau Ma ria Achleitner, geb. Schumann, deren Elternhaus sich gegenüber diesem Tor befindet, berichtet darüber^®, daß sie oftmals aus dem direkt dem Tor gegenüberliegenden Schweinestall durch einen Türspalt die Busse beobachtet habe. An fangs seien es dem Gesichtsausdruck nach Be hinderte gewesen, die herausgesehen oder den Vorhang zur Seite geschoben hätten. Später wa ren es erschöpfte Menschen, auch Juden, die sie beobachten konnte. Meist waren daim auf dem Dach des Busses große Koffer, die einen „nob len" Eindrudc machten. Nach dem öffnen des Tores fuhr der Bus um die Südseite des Schlosses und verschwand in einem Bretterverschlag, der dem Eingang an der West seite des Schlosses vorgebaut war. Frau Ehrengruber berichtet, daß sie eines Tages einen Bus mit Kindern, alle in weißen Kleidern (Anstalts kleidern?) vom Dachboden aus beobachten konnte, bevor er im Holzverschlag verschwand. Durch einen Gang gelangten die neu Eingetrof fenen in den Arkadengang des Innenhofes. DieMaria Achleitner, geb. Schumann, wohnhaft in Hart heim. — Interview am 24.12.1974. 53
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