OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

und seine Räumlichkeiten ganz genau ansdiauten"32. Als man bei der SS mit den Plänen für Hartheim ins reine gekommen war, ging alles sehr schnell. Frau A. Ehrengruber berichtet darüber: „Die Buben kamen nach Niedernhart [heute „Wagner-Jamegg-Krankenhaus"], die Mädchen nach Baumgartenberg; später übersiedelte ein Teil mit den Schwestern nach Engelszell. Ich war die letzte der Betreuungspersonen, die noch im Schloß beschäftigt war. Ich mußte für die Leute (Gutsarbeiter, Handwerker) kochen. Während ieser Zeit wurde schon am Umbau des Schlos ses gearbeitet. Es war streng verboten, im Hof bei den Bauarbeiten zuzusehen. Ein Arbeiter der Gutsverwaltung hielt sich nicht daran und schaute sich den Verbrennungsofen an. Er stellte fest, daß jeweils etwa vier Personen verbrannt werden könnten.'' Zeitmäßig lassen sich diese Abläufe heute nicht mehr fixieren. Frau Ehrengruber karm sich an Datumsangaben nicht mehr erinnern. Im Archiv des Oö. Landeswohltätigkeitsvereines fand ich mir schriftliche Unterlagen über die Auflösung und die Enteignung des Vereines und seiner Stif tung. Dies geschah am 17. Februar 1939. Der Vermögensstand betrug zu dieser Zeit RM 265.768.-. Das Jahr 1939 scheint noch vorwiegend dem Umbau gedient zu haben. In der Karwoche 1940 kam das Schloß in die Verwaltung des Gaues Oberdonau („Für Fürsorgezwecke"). Gisela Rabitsch^^ schreibt über Hartheim: „Hartheim kann nicht als eigentliches Neben lager Mauthausens gelten, da es als Euthanasie anstalt im Rahmen dieser Aktion direkt der ,Kanzlei des Führers' (imter den Verantwort lichen dieser Aktion Reichsleiter Philipp Bouhler xmd Dr. Karl Brandt) unterstand. JedoÄ war die Kommandantur des KLM für die Emrichttmg und Verwaltung der Anstalt verantwortlich. 1940 wurde es durch einen Pachtvertrag auf fünf Jahre wie alle Heil- xmd Pflegeanstalten dem Amte Dr. Linden im Reichsministerium für Inneres xmterstellt. Leiter der Heilanstalt: Dr. Lonauer^^ Vertreter: Dr. Renno^® Leiter der Verwaltxmg: Vorübergehend Franz Stangl." Das „Linzer Volksblatt" vom 18. 10. 1945 faßt xmter der Überschrift „Schloß Hartheim — eine Stätte des Grauens" die wichtigsten Vorgänge in Hartheim zusammen. Daraus möchte ich aus zugsweise zitieren: ,,... Der schöne, viereckige Säulenhof wurde bis zum 1. Stock mit Brettern verkleidet, hinter de nen sich ebenerdig jene Räume befanden, in de nen Menschen zu Hxmderttausenden einen furchtbaren Tod finden sollten. Zur Herbeischaf fung der Opfer setzte man drei große Autobusse ein, deren Fenster anfänglich durchsichtig waren. Später, als Hartheim bekannter und verrufener wurde, machte man die Scheiben blind." Nach dem Untertitel „Schreckliche Szenen auf dem Schloßhof" fährt der Verfasser J. Reittet fort: „Nach der Ankunft im bretterverschlagenen Hof wurden die Gefangenen in einen Abladeraum gebracht xmd von da in den Entkleideraum, ne ben dem sich eine Photozelle befand, in der die mit einer Nummer versehenen Todeskandidaten photographiert wurden. Anschließend wurden sie in den Gasraxim getrieben, xmter dessen Decke Rohre mit sichtbaren Brausen liefen, die das tödliche Gas in den Raum leiteten. Dxirch eine Tür wurden die Ermordeten sodann an den Bei nen in den neben der Gaskammer befindlichen Kühlraxim geschleift, in dem sie, zu großen Hau fen geschlichtet, der Verbrennxmg harrten. Vier Verbrennungsöfen, die man in einem anschlie ßenden Raxim erbaut hatte, waren Tag xmd Nacht in Tätigkeit, xim die Unzahl von Gemorde- ^ Interview mit A. Ehrengruber am 24.12.1974. Gisela Rabiisch, Konzentrationslager in Österreich 1938—1945. Dissertation, Wien 1967, S. 84. Kopie im Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes, Wien, 1., Wipplingerstraße 8. 84 Dr. Rudolf Lonauer, geb. 9. 1. 1907, war jahrelang Lei ter der Euthanasieanstalt Hartheim, Direktor mehrerer Heilanstalten, soll am 5. 5. 1945 Selbstmord verübt haben. (Nach Marsalek, S. 162, Fußnote Nr. 9.) 8® Dr. Georg Renno. Lebte 1970 als Arzt in der BRD. Das gegen ihn wegen seiner Tätigkeit in Hartheim beim Landesgeridit Frankfurt/M. anhängige Gerichts verfahren wurde eingestellt. (Nach Marsalek, S. 163, Fußnote Nr. 10.) 52

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2