wendzeit ging dort das Wilde Gjaid um. An einem Vollmondabend nadi der Sommersonnen wende brachten seinerzeit die Dorfbewohner einen geschmückten „Tutter", nämlich ein erst geborenes Hengstfohlen, zum Roten Kreuz, schlachteten es dort und fingen sein Blut in einem Kessel auf. Mit Hilfe eines Mistelzweiges wurden mit dem Blut die Anwesenden besprengt imd das Rote Kreuz neu eingefärbt. Das auf das Kreuz gestrichene Blut des Opferfohlens sollte die Wilde Jagd tmd damit Blitz xmd Ungewitter fernhalten. Bei diesem Roten Kreuz irrlichterte es auch, imd immer wieder hatte ein Dorfbewoh ner die Gabe, dort die „Klage" — eine unheil verkündende, geisterhafte nächtliche Stimme — zu hören, worauf ein Dorfbewohner alsbald ster ben mußte. Die Rote-Kreuz-Kapelle beim Gehöft Unher in Donnersbachwald wurde wegen eines Hausneu baues vor etwa 15 Jahren abgetragen. Auch bei dieser Kapelle war es nicht geheuer, und die Bauern der Umgebung wallfahrteten seinerzeit zu den drei goldenen Samstagnächten nach Mi chaeli. Als dieser fromme Brauch abgekommen war, sollen sich die Kerzen in der Rote-KreuzKapelle in den drei genannten Nächten noch lange von Jahr zu Jahr von selbst entzündet haben. Am nordwestlichen Ausgang von Gaishorn steht ein Rotes Kreuz zur Erinnenmg an den Lind wurm, der genau an dieser Stelle von einem mutigen Gaishorner getötet worden sei. Das Rote Kreuz am Fuchsegg bei Kindberg war bis 1909 der Schauplatz eines uralten Waldberainigungsfestes, abwechselnd alle drei bzw. vier Jahre. Unterwegs zum Roten Kreuz mußten die Burschen, die das Vorrecht hatten, die ganze Bürgerschaft beim Morgengrauen zu wecken, einen Hahn stehlen. Auf dem Festplatz durften sie jeden Mann zu Fall bringen imd nach Klein geld absuchen. Die großjährig Gewordenen, die sich auf dem Weg zum Roten Kreuz die Gren zen des Bürgerwaldes genau einprägen mußten, wurden vom Bürgermeister mit einem symboli schen Backenstreich — der Bürgertaufe — in die Bürgerschaft aufgenommen. In der Nacht zum Dreikönigstag wurde mit Kreide ein großer Kreis um das Rote Kreuz gezogen. Konnte man darin eine Stunde lang bis Mitternacht ausharren, dann warf der Teufel wutentbrannt einen Sack voll Gold hinein, da er den heiligen Kreis lücht be treten konnte. Ein Rotes Kreuz steht zwischen dem Harterund Solberg bei Frohnleiten. Dort geisterte es, weil die armen Seelen, die keine Ruhe finden konnten, irrlichterten. Die Rote-Kreuz-Kapelle in Hartberg wurde 1762 anstelle eines Roten Kreuzes erbaut; Fieber kranke aus weiter Feme pilgerten dorthin, um Heilimg zu erflehen und zu erlangen. Das Rote Kreuz von Knittelfeld steht an der alten Stadtgrenze. Bis dorthin geleitete einst der Pfarrer den armen Sünder auf dem Weg zum Galgen. Das Rote Kreuz am Lauslingbach zwischen Ob dach und Obdacher Sattel erinnert an einen Mord. Ein Bauer hatte auf dem Viehmarkt ein Paar Ochsen verkauft. Ein Raublüsterner, der den Handel beobachtet hatte, hielt Vorpaß. In einer Vorahnung wählte der Bauer mit seinem Geld in der Tasche einen anderen Heimweg. So überfiel der Räuber einen zufällig des Weges kommenden Wanderer. Der gerettete Bauer er richtete zur Erinnerung an die Bluttat das Rote Kreuz. Nach einer anderen Version aber hat dort ein Mann seinen Bruder im Zuge eines Erb schaftsstreites ermordet. Der Ermordete sei aber aus dem Jenseits zurückgekommen imd hätte seinen Mörder, den er selbst betrogen hatte, an dieser Stelle Abbitte geleistet. Das Rote Kreuz am Straußkogel bei Ligist steht in nächster Nähe eines Weißen und eines Schwar zen Kreuzes. Alle drei sind sagenumwoben. Einst trieb ein armer Hirtenbub seine Schafherde am Roten Kreuz vorbei. Plötzlich war er von drei zottigen Teufeln umgeben, die mit fürchterlichen Grimassen einen Reigentanz aufführten. In sei ner Angst machte der Hirte schnell drei Kreuz zeichen, und im nächsten Augenblick waren die drei Teufel mit schrecklichem Geheul unter Hin terlassung eines Schwefelgestankes in den Lüften verschwunden. Seither meidet man das Rote Kreuz bei Dunkelheit. Nun noch einen Besuch beim östlichen Nachbarn, im Bundesland Niederösterreich, das zur Zeit 41
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