OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

Die abgeklärte Ruhe seines „stillen" Rufens in einer gehetzten Gegenwart bleibt nicht ohne Wirkung, der große Atem seiner Dichtungen könnte manchen Zappler wieder atmen lernen. Ist Sepp Koppensteiner einer der letzten Mahner? Ist die grundehrliche Einfachheit im Denken und Dichten dieses Mannes und seine Erdver bundenheit als echter österreichischer Wesenszug ein letztes Aufflackern bäuerlich-österreichischer Art in einer von Anglo-Amerikanismen überschrieenen Zeit? Wie lange noch werden bäuerliches Brauchtum und Religiosi tät — auch in dieser Verbindung beginnt eine Kluft sich abzuzeichnen — literarische Themen sein? Und wie lange noch wird der Quell der Muttersprache — die Mundart — klar imd ungetrübt sprudeln, ehe ihn das Gestrüpp der modernen Sprachverwilderung über wuchert und zum Versiegen bringt? Umso dankens werter müssen Veröffentlichungen wie die „Krankerlblüah" begrüßt werden, denn durch sie wird offen kundig, daß Männer am Werk sind (tmd hoffentlich weiter bleiben werden), welche die mundartliche Sprach kraft pflegen und als Dichter das Gewissen des bäuer lichen Volkes sind. Fritz Feichtinger Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs, hrsg. von der Generaldirektion (Redaktion: Leopold Auer, Gerhard Rill, Christiane Thomas), Band 30. 1977 (Verlag Ferdinand Berger u. Söhne), 586 Seiten. Der Aufsatzteil dieses Bandes ist fast ausschließlich dem 19. und 20. Jahrhundert gewidmet, beginnend mit den in Wien verwahrten Berichten über den verheerenden Stadtbrand von Hamburg 1842. Nur eine Rückblende in das 17. Jahrhundert liegt bei dem Aufsatz über das Commonwealth nach Cromwells Sturz 1659 vor. Beim Beitrag „Zur wissenschaftlichen und kulturpolitischen Bedeutung Eduard Mellys" von Elisabeth Springer wäre zu ergänzen, daß ein Verzeichnis von Josef Scheigers Handzeichnungen im Besitz des Schweizerischen Burgen archivs in Basel von Felix Halmer (Jb. f. Landeskunde von Niederösterreich 36/11, 1964, S. 723 ff.) publiziert worden ist. Melly, als Sphragistiker, „Archäologe" und Kunstfreund von Bedeutung (1814—1854), hat über seine Bekanntschaft mit Scheiger (ab 1833) sogar ein Tagebuch „Scheigeriana" geführt, in das er z. B. das Studixun der topographischen Zeichnungen Scheigers eigens eintrug. Für Mellys Mitarbeit bei den „Baudenk malen des Mittelalters im Erzherzogtum Österreich" (1. Bd. 1846) und für andere topographische Projekte war der enge Kontakt mit Scheiger (ab 1850 in Graz, dort 1886 gestorben) wohl ausschlaggebend. Verbindungen zu Oberösterreich ergeben sich wieder bei der Fortsetzung des Stückverzeichnisses ztun Bestand Belgien (vgl. OÖHbl. 31, 1977, S. 219, über den ersten Teil); es wird auf Schreiben Ferdinands aus Linz von 1524, 1526, 1529, 1531, 1538, 1541, 1542 und 1552 auf merksam gemacht, meist an Karl V., einige Briefe auch an die Schwester Maria gerichtet (1529, 1531, 1533, 1541 und 1542). In der detaillierten Übersicht über die Akten des k. u. k. Ministeriums des Äußeren 1848—1918 sind auch gelegentlich Bezüge auf Oberösterreich zu finden, etwa in der Person des Erzherzogs Maximilian von Österreich/Este (S. 423, 428 f.) oder Johann Orths (S. 424); aus der langen Reihe der Adelsnamen seien Starhemberg (S. 447) und Thürheim (S. 449) hervorge hoben. Eine Literaturübersicht über die Geschichte der Arbeiter bewegung und viele ausführliche Rezensionen beschlie ßen den umfangreichen Band. Georg Wacha 125

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2