OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

durchaus gerechtfertigt. Möge die Publikation dieses zu den bedeutendsten Werken profaner Buchmalerei zäh lenden Botenbuches, das audi sprachgeschichtlich nicht minder wichtig ist, eine entsprechende Verbreitung er fahren. D. Assmann Karl Haiding: Märdien und Sdiwänke aus dem Burgen lande. Graz 1977 (Leykam-Verlag), 241 Seiten, sedis Schwarzweißfotos, 4 Farbtafeln, 40 Textzeichnungen. S 176.—. Wenn von einem Märchenbudi die Rede ist, neigt man nur allzuleidit dazu, es in den Bereidi der Kinder bücher einzuordnen und «es literarisch und wissenschaft lich nicht ganz für voll zu nehmen. Mit diesen Vor urteilen würde man dem Buche von Karl Haiding un recht tun. Es eignet sidi zwar sicherlich audi als Kinder lektüre, dodi wird auch der an der Volkserzählung in teressierte Wissenschaftler auf seine Rechnung kommen. Der Kenner von Märchenbüchern wird unter diesen 35 Märchen und Schwänken sicherlich Spielarten von ihm bekannten Erzählungen finden, aber dennoch eine innere Geschlossenheit der Sammlung bemerken. Das vorliegende Buch wird besonders durch eine kurze wissenschaftliche Abhandlung über das Sammeln und Erforschen des burgenländischen Erzählgutes aus der Kategorie des reinen Kinderbuches herausgehoben. Ein Schrifttumsverzeichnis zum Thema der Volkserzählung und ein ausführlicher Quellennachweis und Anmerkun gen zu den einzelnen Erzählungen stellen wertvolle Ergänzungen des Buches dar. Helmut Krajicek Johannes Hauer (Hrsg.): Lebendiges Wort, österreichi sche Mundartdichter aus allen Bundesländern (= Leben diges Wort, Bd. 100), Wels 1976 (Verlag Weisermühl), 208 Seiten mit 99 Abb., Ln. S 150.—. Eine Pioniertat auf dem Gebiet der Veröffentlichung von Werken unserer Mundartdichter ist die von Prof. Dr. J. Hauer herausgegebene Reihe, die nunmehr stolz auf über 100 Bände blicken kann. Die in den bisherigen Bänden gezeigte gute Auswahl und der Einsatz des Herausgebers, gepaart mit einer ausgezeichneten Kennt nis der Materie, brachten sowohl der Mundartforschung und vor allem der Verbreitung von Dialektwerken einen großen Erfolg, darüber hinaus aber auch eine Sonder stellung Österreichs im gesamten deutschen Sprachraum. Der vorliegende Jubiläumsband gibt einen ausgezeich neten Überblick über die bisherige Leistung auf diesem Gebiet, indem die in dieser Reihe vertretenen Autoren vorgestellt werden. Neben einem Lichtbild und einem kurzen Lebenslauf sind jeweils Proben ihres Schaffens geboten, die von den einzelnen noch lebenden Autoren selbst aus ihren Bänden ausgewählt wurden. Die Mund artschreibung ist so einfach wie möglich gehalten; beson dere Ausdrücke sind in einem Glossar erläutert. Von den 97 dargestellten Autoren stammen 18 aus Ober österreich, und zwar: Franz Xaver Blasl, Emmerich Do ninger, Gregor Goldbacher, Leopold Gruber, Elfriede Gscheidlinger, Hans Haager, Franz Hönig, Eduard Hofbaur, Josef Hufnagl, Otto Jungmair, Willi Kefer, Luise Noska, Hans Reinthaler, Theodor Renzl, Rupert Ruttmann, Wilhelm Schaumberger, Franz Stelzhamer und Maria Wagner. D. Assmann Sepp Koppensteiner: Krankerlblüah. Gedichte in niederösterreichischer Mundart. Hrsg. von Johannes Hauer (= Lebendiges Wort, Bd. 119), Buchschmuck von Franz Korger. Wels 1977 (Verlag Weisermühl), 64 Seiten. S 75.—. „In der weisen Selbstbeschränkung der Mundart liegt ein großes Glück verborgen. ... Wenn wir ganz sicher sein wollen, daß wir die Stimme Österreichs vernehmen, dann werden wir guttun, uns an diese Sprache zu halten. Denn in ihr liegt die Kraft der Unterscheidung und des Einverständnisses." Für Sepp Koppensteiner, Bauer in Großpertholz im rauhen Waldviertel, treffen diese Worte von Univ.-Prof. Dr. Josef Nadler* zu. Der fast achtzigjährige Altbauer hat sich um die Mundartdichtimg Niederösterreichs — als deren wesentlicher Vertre ter er heute gilt — verdient gemacht. In zahlreichen Anthologien, Zeitschriften und Büchern wurden seine Dichtungen veröffentlicht. Er schaut seinen Bauern aufs Maul, denn er ist — zum Unterschied zu anderen Mimdartdichtern — selber Bauer geblieben, obwohl er nach dem Studium am Lehrerseminar in Wien mit ausgezeichneter Matura den Lehrberuf ergreifen wollte. Er mußte das väterliche Anwesen im Waldviertel übernehmen, auf dem er heute noch ist. Die harte Arbeit und eine rauhe Ge gend haben Leben und Sprache Koppensteiners geprägt. Schlicht und einfach, besinnlich und humorvoll, derb und mahnend entspricht diese Sprache der herben Melodie von Land und Leuten um den Nebelstein, dem österrei chischen Nibelhain. „Ich hab' nie gekünstelt", sagt Koppensteiner, „sondern schlicht und einfach meine Sachen g'schrieb'n, so wie d'Leut red'n. Da versteh'n s' mi." Eine seiner wichtig sten Urquellen für seine Dichtungen ist das bäuerliche Brauchtum. Er hat sich immer wieder in Wort imd Schrift dafür eingesetzt und ihm ist manche Sammlung volkskundlicher Art zu danken. Seine Gedichte, Erzählungen oder Bühnenspiele kreisen um das Brauchtum, sind entweder Anlaß für dessen Darstellung oder erwachsen aus ihm. Sepp Koppen steiner kann als der Chronist des bäuerlichen Brauch tums angesehen werden, denn keiner hat so wie er altes Volksgut aufgezeichnet und der Nachwelt bewahrt. Die Themen der „Krankerlblüah" entnimmt der Dichter neben dem Brauchtum dem bäuerlichen Lebensraum; er gewährt Einblick in den Lauf der Zeit und der Gezeiten, spitzt sie zur Kritik (D'neuche Zeit) oder legt mythische — uns kaum mehr bewußte und noch viel weniger ver traute — Wiuzeln bloß (Der Pfluag!). Und glücklicher weise klingt in Koppensteiners Lyrik noch das Religiöse an, die Mahnung zu einem einfachen, gottergebenen Leben xmd der Sinn für die Heimat, auf die zu „be sinnen" er immer wieder aufruft. * Geleitwort zu: „Am Quell der Muttersprache", österr. Mundartdichtung, hrsg. von Johannes Hauer, Graz 1955. 124

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