OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

bezeidmet wird (S. 30) ist nahezu unverzeihlich (geboren 1787 in Hochburg!). Von allgemeinem Interesse ist „Das Grundsatzpro gramm des Deutschen Alpenvereins zum Schutz des Al penraumes" (von W. Danz, dem Leiter des Alpeninsti tuts für Umweltforschung und Entwicklungsplanung in München). Wegen ihrer grundlegenden Bedeutung seien die zehn Thesen zum Programminhalt kurz angeführt: 1. Keine neuen Hütten mehr! 2. Seilbahnen nur noch in erschlossenen Gebieten! 3. Keine weiteren Zweitwohnun gen in den Alpen! 4. Keine Asphaltierung des Alpen raumes! 5. Berglandwirtschaft besonders fördern! 6. Den Schalenwildbestand regulieren! 7. Mehr Schutzgebiete schafiFen! 8. Keine Kernkraftwerke in den Alpen! 9. Gleichwertiger Lebensstandard für die alpenländische Bevölkerung! 10. Kein Raubbau im Interesse künftiger Generationen! — Nicht die Schaffung eines Naturreser vates, sondern eine aktive umweltverträgliche Raumord nungspolitik steht dabei im Vordergrund. Die vielfältigen weiteren Beiträge behandeln wieder ver schiedene Kletterfahrten, Expeditionen und bringen unter anderem auch interessante landeskundliche Details über die Himalaja-Staaten Nepal und Bhutan. Bei den wie immer guten Abbildungen fallen die erstmals in größe rer Anzahl gebrachten Farbbilder auf, die wesentlich zum positiven Gesamteindruck dieses Bandes, dem nunmehr 102. der „Zeitschrift", auf. D. Assmann Sepp Walter und Volker Hansel: Volkskunst aus dem steirischen Ennstal. Ausstellungskatalog 1978. Trauten fels 1978 (Selbstverlag des Landschaftsmuseums Schloß Trautenfels). 36 Seiten, 80 Schwarzweißfotos. Ausstellungskataloge haben oft nur für denjenigen einen Wert, der auch die Ausstellung gesehen hat. Anders verhält es sich wohl mit dem vorliegenden Katalog. Hier finden wir am Beginn einen kurzen Aufsatz von Sepp Walter zum Thema der Ausstellung, in welchem er den Begriff „Volkskunst" und die verschiedenen Sparten der Volkskunst erläutert. Er warnt davor, mit dem Qualitätsbegriff der Kunstgeschichte an die Zeug nisse der Volkskultur heranzugehen. Man würde da durch ein imrichtiges Bild von der Überlieferung eines Raumes erhalten. Für eine „volkskundliche Bewertung der Volkskunst" sei es wichtig, die Gegenstände der volkstümlichen Sachkultur im Zusammenhang mit dem Menschen in seinen überlieferten Lebensformen zu sehen. Ganz in diesem Sinne sind die Gegenstände der Aus stellung zusammengestellt; kein dem Selbstzweck die nender Zierat, sondern durchwegs Zeugnisse aus dem volkskulturellen Leben des steirischen Ennstales. Für diesen Raum ist es selbstverständlich, daß Gegenstände aus Holz überwiegen: Verzierungen am Hause, Möbel, kleinere Behälter, wie z. B. Spanschachteln, sowie Werk zeuge. Aber auch andere Materialien wie Wachs, Texti lien und Schmiedeeisen sind vertreten. Für denjenigen volkskundlich Interessierten, der diese Sonderausstellung im Landschaftsmuseum Schloß Trau tenfels nicht besuchen kann, wird wenigstens der Aus stellungskatalog einen tiefen Einblick in das volkskultu relle Schaffen des steirischen Ennstales vermitteln. Helmut Krajicek Botenbuch der Bruderschaft St. Christoph auf dem Arlberg. Wissenschaftl. Bearbeitung: Eduard Widmoser und Werner Köfler, Innsbruck-München o. J. (1977), 123 Sei ten Text, 108 Seiten farbige Faksimile-Wiedergabe des Originals. S 2100.—. Eine echte bibliographische Kostbarkeit wie auch ein wissenschaftlich sehr beachtenswertes Werk ist die ori ginalgetreue Wiedergabe und die Bearbeitung dieses Bruderschaftsbuches. Die „Boten", die Beauftragten der Bruderschaft, hatten ihr Buch stets bei sich, in dem sich Gönner und Stifter eintragen lassen konnten. Die Bru derschaft selbst wurde vor 1394 gegründet, um die enor men Ausgaben für das am Arlberg -errichtete Hospiz bestreiten zu können. Das vorliegende Botenbuch, die „Tiroler Handschrift", enthält Eintragungen vom 9. März 1394 bis zum Jahre 1407, abgesehen von einer Einzeleintragung von 1436. Über das Schicksal der Handschrift ist nicht allzuviel bekannt; 1973 tauchte das auch als „Codex Hgdor" — nach einem vorübergehenden Besitzer — bekannte Boten buch in einem Münchener Antiquariat auf und konnte vom Land Tirol erworben werden. Es ist das einzige original erhaltene St. Christopher Bruderschaftsbuch. Einzelheiten darüber, eine genaue kodikologische Be schreibung, die 93 verschiedenen Schreiber, eine Kurz beschreibung des Inhaltes, eine sprachliche Analyse, die Transkription -der einzelnen Seiten und ein Register der darin erwähnten Personen- und Ortsnamen machen den ersten Teil des Werkes aus, der auf holzfreiem Bütten papier gedruckt ist. Drucktechnisch besonders hervorragend ist die an diesen wissenschaftlichen Kommentar anschließende Farbwie dergabe des Botenbuches. Auf 54 Blättern sind 681 Per sonen genannt, 507 Wappen gemalt und vier Hausmar ken gezeichnet. Besonders hervorzuheben ist die darin enthaltene Aufzeichnung der „St.-Johannes-Minne" und zweier Weinsegen, die zu den eigentümlichsten mittel alterlichen Gebeten gehören. Unter den vielen Stiftern und Gönnern scheinen neben verschiedenen österreichischen Herzögen und anderen hochadeligen Familien anderer Herrscherhäuser sowie 23 namentlich genannten Bischöfen immerhin auch viele — etwa die Hälfte — nichtadelige Bevölkerungsschichten auf, die zum Teil mit ihrem Beruf angegeben sind. Über die „Peripherie der Speitdergebiete" gibt eine Karten skizze Auskunft; sie reicht von Nimwegen und Magde burg im Norden bis Urbana und Görz im Süden, von Trier und Basel im Westen bis Wien im Osten. Auch verschiedene oberösterreichische Spender ließen sich in das Bruderschaftsbuch eintragen, wie aus dem Register genau ersichtlich. Den Herausgebern und dem Verlag, der sich bedin gungslos hinter das Vorhaben stellte, ist für die Ver öffentlichung bestens zu danken. Der Preis ist b^ der kostbaren Ausstattung und großartigen Wiedergabe 123

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